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Inhalt archiviert am 2023-03-07

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Wissenschaftler erkennen diplomatisches Sozialverhalten bei Delfinen

Wissenschaftler vom Bottlenose Dolphin Research Institute (BDRI) auf der italienischen Insel Sardinien haben die bislang vollständigste Sammlung der von den Großen Tümmlern (Tursiops truncatus) erzeugten Töne veröffentlicht. In der Studie wird aufgezeigt, wie diese Säuger Pfei...

Wissenschaftler vom Bottlenose Dolphin Research Institute (BDRI) auf der italienischen Insel Sardinien haben die bislang vollständigste Sammlung der von den Großen Tümmlern (Tursiops truncatus) erzeugten Töne veröffentlicht. In der Studie wird aufgezeigt, wie diese Säuger Pfeiftöne und Klicklaute einerseits zur Kommunikation, aber auch dafür einsetzen, ihre Stellung in der sozialen Rangordnung ihrer Gemeinschaft zu erhalten. Die Ergebnisse werden von Nova Science Publishers in Buchform: "Dolphins: Anatomy, Behaviour and Threats" veröffentlicht. Zwar sind die Großen Tümmler eine äußerst stimmorientierte Säugetierart, bisher gingen die Wissenschaftler jedoch davon aus, dass sie hauptsächlich Pfeiftöne von sich geben. So waren sich die Wissenschaftler nur bedingt der Bedeutung und der Häufigkeit der Klicklaute bewusst, die die Delfine erzeugen. Mit dieser neuesten Langzeitstudie, die sich auf akustische Aufzeichnungen und Verhaltensbeobachtungen stützt, die vor der Küste Sardiniens über und unter Wasser gemacht worden sind, wird aufgezeigt, dass beide Arten von Tönen für das Sozialleben dieser Meeressäuger von zentraler Bedeutung sind. Der spanische Wissenschaftler Bruno Diaz, Leitautor der Studie und Forscher am BDRI, fand gemeinsam mit seiner paraguayischen Kollegin und Co-Autorin J. Andrea Bernal Shirai heraus, dass der sardische Große Tümmler genau wie andere Delfinpopulationen über ein Stimmrepertoire "von 14 hörbar verschiedenen sozialen Signalen verfügt, die sich in ihrer akustischen Struktur und ihrer Dauer voneinander unterscheiden." Die Wissenschaftler konnten beobachten, dass die "Kommunikationslaute der Tiere von weichen, melodischen Klängen bis hin zu härteren, fast schon harschen Tönen reichten. Dabei war die Dauer sehr verschieden und erstreckte sich von kaum hörbarem Geschnatter bis hin zu exzessivem Kreischen und Schreien." Dr. Diaz erklärt, dass dieses Klangspektrum auf ein komplexes Stimmrepertoire hinweise, bei dem die Pfeiftöne - die melodischsten von allen - von den Delfinen, insbesondere von Müttern und ihrem Nachwuchs, eingesetzt werden, um miteinander in Kontakt zu bleiben und Jagdstrategien zu koordinieren. Er wies darauf hin, dass die Studie auch Belege dafür liefert, dass "stereotype oder charakteristische Pfeifmuster eingesetzt wurden, mit denen die vermeintlichen Mütter ihre Kälber in Sichtweite zurückriefen." Die Klicklaute hingegen, die komplexer und vielfältiger als die Pfeiftöne sind, werden verwendet, "um in Situationen großer Erregung, etwa bei einem Kampf um das gleiche Stück Futter, physische Aggressivität zu vermeiden", erläutert Dr. Diaz. Längere Klicklaute erzeugen die Großen Tümmler, wenn sie jagen oder besonders aggressiv sind. Durch sie werde ermöglicht, so Dr. Diaz weiter, dass jeder Einzelne in der Gruppe seine Stellung in der sozialen Rangordnung behält. Beispielsweise senden die Delfine diese schrillen Töne aus, wenn sie sich im Beisein anderer Gruppenmitglieder auf das gleiche Beutetier zubewegen, damit der Säuger mit der geringsten sozialen Stellung rasch wegschwimmen und so eine Konfrontation vermeiden kann. Die Forscher fanden heraus, dass die akustischen Signale "insbesondere dann zunahmen, wenn die Tiere besonders erregt waren, etwa bei Raubzügen oder bei Kontaktaufnahme. Das ist ein Beweis dafür, dass das Erzeugen sozialer Signale mit ihrem Handeln in Zusammenhang steht." Darüber hinaus "wird durch die Tatsache, dass zwischen der Gruppengröße und dem Erzeugen von sozialen Signalen eine positive Verbindung beobachtet werden konnte, belegt, dass die Stimmgebung der Delfine für kommunikative und soziale Zwecke eingesetzt wird", führen die Forscher weiter aus. Dr. Diaz und Dr. Shirai legen nahe, dass der Delfin in wenigstens einer Hinsicht weiter entwickelt zu sein scheine als der Mensch. "Das Verwunderliche an diesen Tönen ist", so der spanische Wissenschaftler, "dass sie - anders als menschliche Laute - sehr stark gebündelt sind. So kann ein Delfin einen Ton an einen vermeintlichen Konkurrenten aussenden, der dann genau weiß, dass er gemeint ist."

Länder

Spanien, Italien

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