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Wissenschaftler finden virale Ursache für Genitalkrebs bei Pferden

Dank der Entwicklung wirksamer und günstiger Impfstoffe konnte die Zahl der Fälle von Gebärmutterhalskrebs bei Menschen verringert werden. Über Genitalkrebs bei Tieren, insbesondere bei Pferden, wurde dagegen bislang nur wenig geforscht. Neue Forschungsergebnisse aus Österreic...

Dank der Entwicklung wirksamer und günstiger Impfstoffe konnte die Zahl der Fälle von Gebärmutterhalskrebs bei Menschen verringert werden. Über Genitalkrebs bei Tieren, insbesondere bei Pferden, wurde dagegen bislang nur wenig geforscht. Neue Forschungsergebnisse aus Österreich und dem Vereinigten Königreich zeigen allerdings, dass ein neuartiges Papillomvirus wesentlich an der Entwicklung von Genitalkrebs bei Pferden beteiligt ist. Sie könnten zur Entwicklung eines Heilmittels für diese geliebten Gefährten des Menschen führen und wurden im Equine Veterinary Journal veröffentlicht. Auch Pferde leiden an Krebs der Fortpflanzungsorgane, besonders wenn sie älter werden. Zwar sind bei Pferden beide Geschlechter betroffen, bei männlichen Tieren tritt Genitalkrebs aber häufiger auf als bei Stuten. Die Krankheit ist schwer zu behandeln und kann daher letztlich zum Tod des betroffenen Tieres führen. Da Genitalkrebs bei Pferden ähnliche Eigenschaften hat wie beim Menschen, vermuteten Wissenschaftler schon lange, dass beide Krebsformen auch die gleiche Ursache haben könnten, und Studien haben gezeigt, dass viele Fälle beim Menschen, unter anderem Gebärmutterhalskrebs, auf eine Infektion mit einem Papillomvirus zurückzuführen sind. Für die Zwecke ihrer Studie untersuchten die Forscher von der Veterinärmedizinischen Universität Wien in Österreich und vom Rossdale Equine Hospital and Diagnostic Centre in Newmarket, Vereinigtes Königreich, mithilfe genetischer Methoden Gewebeproben von Pferden mit genitalen Plattenepithelkarzinomen nach Erbmaterial (DNS, Desoxyribonukleinsäure) von Papillomviren. Dr. Sabine Brandt, Leiterin der Abteilung für Biotechnologie an der Pferdeklinik der Veterinärmedizinischen Universität und Co-Autorin der Studie, sagte, das Experiment lieferte einen "Volltreffer", denn die Forscher vermuteten einen Virus als zentrale Ursache hinter dieser Krankheit. Und sie lagen goldrichtig. Die Wissenschaftler fanden einen neuartigen Papillomvirus und gaben ihm den Namen Equines Papillomvirus 2 (Equus caballus papillomavirus-2, EcPV-2). Sie fanden EcPV-2-DNS in allen in Österreich entnommenen Proben und mithilfe einer unabhängigen Methode auch in fast allen Proben der betroffenen britischen Tiere. In den Gewebeproben von Tieren, die an anderen Krebsformen erkrankt waren oder gar keinen Krebs hatten, wurde hingegen keine Virus-DNS gefunden. Danach isolierten und sequenzierten sie das gesamte Genom von EcPV-2 und fanden heraus, dass das neue Virus eng mit Virusstämmen verwandt ist, die für die meisten Formen von Genitalkrebs beim Menschen verantwortlich sind. Daraus schlossen sie, dass EcPV-2 ein zentraler Faktor bei der Entstehung von Krankheiten, insbesondere von Genitalkrebs, bei Pferden ist. Den Forschern zufolge müssten weitere Studien nun den Zusammenhang zwischen Virusinfektion der Schleimhäute und Tumorbildung bestätigen. Außerdem müsste die Verbreitung des Virus in Pferdepopulationen untersucht werden. Die jüngsten Erkenntnisse liefern den Forschern in der Medizin allerdings einen guten Grund, Impfstoffe zu erforschen und zu testen. "Die Identifizierung des Papillomvirus als Ursache für Genitalkarzinome bei Pferden kann zur Entwicklung eines eigenen Impfstoffs gegen diese bösartige Krankheit bei Pferden führen", heißt es in dem Artikel. "Auch beim Menschen hilft eine Impfung gegen onkogene Papillomviren bei der Prävention von Gebärmutterhalskrebs."

Länder

Österreich, Vereinigtes Königreich

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