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Inhalt archiviert am 2023-03-09

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Globale Unternehmenskontrolle im Rampenlicht der Forschung

Die Kontrolle der Netzwerke von multinationalen Unternehmen wirkt sich auf den Wettbewerb der Märkte sowie auf die finanzielle Stabilität auf globaler Ebene aus. Forscher in der Schweiz untersuchen die Architektur des internationalen Eigentumsnetzes, und berechnen die Kontroll...

Die Kontrolle der Netzwerke von multinationalen Unternehmen wirkt sich auf den Wettbewerb der Märkte sowie auf die finanzielle Stabilität auf globaler Ebene aus. Forscher in der Schweiz untersuchen die Architektur des internationalen Eigentumsnetzes, und berechnen die Kontrolle in der Hand jedes Global Player. Ihre Ergebnisse, die sie in der Fachzeitschrift PLoS ONE veröffentlichten, zeigen, dass multinationale Konzerne zu einer riesigen schleifenartigen Struktur gehören und dass ein großes Stück der Kontrolle fest in der Hand eines kleinen, aber festen "Kerns" von Finanzinstituten liegt. Die Forscher nennen diesen Kern eine wirtschaftliche "Über-Organisation" (superentity). Die Studie wurde zum Teil durch das Projekt FOC-II ("Forecasting financial crises") finanziert, das mit fast 1,9 Mio. EUR unter dem Themenbereich "Informations-und Kommunikationstechnologien" (IKT) des Siebten Rahmenprogramms der EU (RP7) unterstützt wird. Obwohl die meisten Menschen bereits seit Langem glauben, dass die globale Wirtschaft von einer Handvoll von Unternehmen beherrscht wird, gab es bislang noch keine Studie, die diese Theorie bestätigen oder sogar verwerfen konnte. Quantitative Informationen zu erhalten ist keine leichte Aufgabe. Unternehmen könnten andere Unternehmen entweder direkt oder indirekt steuern. Um die Struktur der Kontrolle und ihre Auswirkungen herauszufinden, vor allem, wie sie sich auf die Weltwirtschaft auswirkt , identifizierten die Forscher vom Lehrstuhl für Systemgestaltung an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH Zürich) eine kleine Gruppe von Firmen, die unverhältnismäßig viel Macht über die Weltwirtschaft haben. Das Team erreichte dies durch die Untersuchung der Beziehungen zwischen 43 000 multinationalen Konzernen. "Wir haben mit einer Liste von 43 060 translationalen Unternehmen begonnen, die nach der Definition der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) bestimmt wurden. Diese wurden aus einem Datensatz von rund 30 Millionen wirtschaftlichen Akteuren, die in der Orbis 2007-Datenbank enthalten sind, ausgewählt", schreiben die Autoren. "An schließend haben wir eine rekursive Suche durchgeführt, die unseres Wissens nach zum ersten Mal das Netz aller Eigentumspfade herausgreift, die von internationalen Konzernen ausgehen oder zu diesen hinführen. Das resultierende Netzwerk enthält 600 508 Knoten und 1,1 Mio. Eigentumsbeziehungen." In ihrer Studie entdeckten sie einen Kern von 1 318 Unternehmen mit verschränkten Eigentumsverhältnissen. Jeder der 1 318 hatte Verbindungen zu mindestens 2 wenn nicht sogar mehr Unternehmen. Im Durchschnitt war jedes Unternehmen mit 20 anderen verbunden. Das Team weist darauf hin, dass während der Kern etwa 20% der weltweiten betrieblichen Erträge erwirtschaftet, die 1 318 Unternehmen über ihre Aktien, die Mehrheit an den großen Blue-Chip-und Fertigungsunternehmen halten. Letzteres wird von vielen als die "Realwirtschaft" angesehen, die für weitere 60% der globalen Erträge steht. Die Forscher fanden auch heraus, dass nur 147 Unternehmen 40% des Reichtums des Netzes kontrolliert, was als "1%" bekannt ist. "Diese bemerkenswerte Erkenntnis wirft mindestens zwei Fragen auf, die für das Verständnis der Funktionsweise der globalen Wirtschaft grundlegend sind", schreiben die Autoren. "Erstens, was sind die Auswirkungen auf die globale Finanzstabilität? Es ist bekannt, dass die Finanzinstitute finanzielle Verträge, wie zum Beispiel Kredite oder Kreditderivate mit mehreren anderen Institutionen abschließen. Dies ermöglicht es ihnen, das Risiko zu streuen, aber zur gleichen Zeit, setzt es sie auch der Ansteckung aus. Leider werden Informationen über diese Verträge in der Regel aus strategischen Gründen nicht bekannt gegeben. Doch in verschiedenen Ländern, korreliert die Existenz solcher finanziellen Verbindungen mit der Existenz von Eigentumsverhältnissen. Angesichts der Hypothese, dass die Struktur der Eigentumsverhältnisse ein guter Indikator für jene des finanziellen Netzwerk ist, bedeutet dies, dass das globale Finanz-Netzwerk auch sehr komplex ist." Die Forscher sagen, dass ihre Methode verwendet werden kann, um signifikante Knoten in jedem realen Netzwerk zu bestimmen, in dem eine skalare Größe, wie Ressourcen, an gerichteten und gewichteten Verbindungen entlang fließt.Weitere Informationen finden Sie unter: PLoS ONE: http://www.plosone.org/home.action FOC-II: http://www.focproject.net/ ETH Zurich: http://www.ethz.ch

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Schweiz