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Inhalt archiviert am 2023-01-13

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Bürger unterstützen Kommission bei der Bewertung der Luftverschmutzung in europäischen Städten

"Vorschriften über die Luftqualität sind nur dann wirklich effektiv, wenn sie von denjenigen verstanden und befürwortet werden, die damit geschützt werden sollen - den Bürgern Europas", sagte das für die Forschung zuständige Kommissionsmitglied Philippe Busquin bei der Vorstel...

"Vorschriften über die Luftqualität sind nur dann wirklich effektiv, wenn sie von denjenigen verstanden und befürwortet werden, die damit geschützt werden sollen - den Bürgern Europas", sagte das für die Forschung zuständige Kommissionsmitglied Philippe Busquin bei der Vorstellung der ersten Ergebnisse des Projekts PEOPLE (Population Exposure to Air Pollutants in Europe) am 30. Juni in Brüssel. Im Rahmen des Projekts PEOPLE, das am 22. Oktober 2002 angelaufen ist, wurden mehr als 125 Einwohner von Brüssel zur Teilnahme am ersten eintägigen Pilotexperiment zur Feststellung der Benzolbelastung ausgewählt. Benzol ist eine Krebs erregende Verbindung, die für ein höheres Leukämierisiko verantwortlich gemacht wird. Benzol ist ferner ein guter Indikator für andere Schadstoffe wie Kohlenmonoxid, Stickoxide und Schwebeteilchen. Die Teilnehmer wurden anhand sorgfältig festgelegter Kriterien ausgewählt (Raucher, Nichtraucher, Nutzer öffentlicher Verkehrsmittel und Radfahrer). Jeder Teilnehmer musste zwölf Stunden lang ein Messgerät tragen. Anschließend wurden über 24 Stunden Messungen an verschiedensten Orten, z.B. in Geschäften, Kneipen, Schulen, öffentlichen Verkehrsmitteln und Büros, sowohl innen als auch außen durchgeführt. Bisher wurde die Luftverschmutzung in Städten und Gemeinden an festen Messstationen gemessen. Wie Busquin erklärte, ist dieses Experiment das erste seiner Art, denn erstmals nehmen die Bürger an der Feststellung der Luftqualität teil. "Mit dem PEOPLE-Projekt hat die Wissenschaft ihren Elfenbeinturm verlassen und wird nicht nur zugänglicher für die Öffentlichkeit, sondern macht die Öffentlichkeit zudem zum wichtigsten Ermittler in diesem Prozess", sagte Busquin. "Forschungsprojekte wie PEOPLE liefern Entscheidungsträgern, Fachleuten aus Umwelt und Gesundheitswesen und der breiten Öffentlichkeit ein genaueres Bild von der Luftverschmutzung in Städten und den Auswirkungen auf die Gesundheit. Das bei dieser wichtigen Forschungsmaßnahme erworbene Wissen ermöglicht es den politischen Entscheidungsträgern, die Verkehrspolitik darauf abzustimmen, und trägt auch dazu bei, dass die Bürger gesündere Entscheidungen über persönliche Fragen treffen können", fügte er hinzu. Die von den Geräten gemessenen Werte zeigen, dass die Luftverschmutzung am fraglichen Tag außer in Bereichen, wo dichter Straßenverkehr herrschte, unter dem in der Gemeinschaftsrichtlinie über die Luftverunreinigung vorgesehenen jährlichen Grenzwert von fünf Mikrogramm pro Kubikmeter lag. Genauer gesagt betrug die Benzolkonzentration nur etwa die Hälfte der vor zehn Jahren verzeichneten Werte. Dr. Giovanni De Santi, der Leiter des Referats "Emissionen und Gesundheit" der Gemeinsamen Forschungsstelle (GFS), sagte im Gespräch mit CORDIS-Nachrichten: "Nun wird der Nutzen der Maßnahmen wie Verbesserungen im Bereich der Kfz-Technik, Verkehrssteuerung und strengere Emissionsnormen deutlich, die bereits durch die EU-Rechtsvorschriften, von regionalen Behörden und der Industrie zur Senkung der Luftverschmutzung eingeführt wurden." Was die Luftverschmutzung in Räumen anbelangt, wurden die höchsten Konzentrationen in Autos sowie in Räumen, in denen geraucht wird, festgestellt. Die niedrigsten Konzentrationen wurden in Schulen und Büros verzeichnet. Die Belastung hängt auch mit der Lebensweise eines Menschen zusammen. So wurde zum Beispiel festgestellt, dass Raucher die bei weitem am meisten belastete Bevölkerungsgruppe darstellen, denn sie verzeichneten einen Durchschnittswert von 7,5 Mikrogramm pro Kubikmeter. Abgesehen vom Rauchen war das Verkehrsmittel der wichtigste Faktor für die persönliche Belastung. Die größte Überraschung und der womöglich wichtigste Grund zur Sorge waren die Ergebnisse aus den Wohnungen, wo Benzolkonzentrationen festgestellt wurden, die doppelt so hoch wie in der Umgebungsluft waren und im Schnitt fast sieben Mikrogramm pro Kubikmeter betrugen. Solche Angaben über das Ausmaß der Luftverschmutzung in Wohnungen seien zwar nützlich, doch die Formulierung von Vorschriften in diesem Bereich sei weitaus komplizierter als im Bereich der Außenluft, denn hier müsse die Privatsphäre der Bürger respektiert werden, erklärte Busquin gegenüber CORDIS-Nachrichten. Wie das Kommissionsmitglied weiter sagte, könne die Kommission zwar die Daten liefern, aber die Verbreitung dieser Ergebnisse und die Entwicklung von Methoden zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit für die Faktoren, die sich auf ihre Umwelt auswirken, und für die Folgen für ihre Lebensweise und Gewohnheiten seien Aufgaben der regionalen und lokalen Behörden. Jean Vanwetwinkel, ein Teilnehmer der Veranstaltung in Brüssel, war ebenfalls überrascht über die hohe Benzolkonzentration in Innenräumen. Er hatte sich zur Teilnahme entschieden, weil er wissen wollte, wie die Umweltverschmutzung sich auf seine Gesundheit auswirkt. Wie das Kommissionsmitglied ist auch Vanwetwinkel der Meinung, dass die lokalen Behörden die Bevölkerung besser über die Belastung durch Benzol informieren müssen. "Die Bürger sollten selbst die Benzolkonzentration in ihrer Wohnung und ihrer weiteren Umgebung kontrollieren; dennoch würde es sich lohnen, wenn lokale und regionale Behörden der Bevölkerung anbieten würden, ihre Häuser auf Benzol prüfen zu lassen", schlug er vor. Nach Angaben von Dr. De Santi haben regionale Behörden bereits damit begonnen, der Bevölkerung anhand des Projekts PEOPLE zu zeigen, was sie selbst tun kann, um die Belastung durch solche Schadstoffe zu reduzieren. In Lissabon beteiligten sich beispielsweise mehr als 50 Schulen und 500 Schüler an Rollenspielen und Videokonferenzen zum Thema "Luftverschmutzung". Darüber hinaus halfen Schüler, Messdaten zu sammeln, und diskutierten die Ergebnisse des Projekts mit anderen Bürgern. Für Dr. De Santi ist das Projekt PEOPLE ein echtes Beispiel für eine wirkungsvolle Zusammenarbeit zwischen lokalen Behörden und der Kommission auf dem Weg hin zu einem gefestigten Europäischen Forschungsraum (EFR). "Die in Brüssel gewonnenen Erkenntnisse werden uns helfen, unsere Methoden für zukünftige Experimente anzupassen. Wir hoffen, dieses Wissen in die Praxis umsetzen zu können, indem die Messkampagne von Benzol auf einen anderen wichtigen Schadstoff, die Schwebeteilchen, ausgedehnt wird", sagte er. Im Rahmen von PEOPLE wurden bereits Messkampagnen in Bukarest und Ljubljana durchgeführt, und bis Ende des Jahres sind weitere Experimente in Madrid und Bukarest vorgesehen. Darüber hinaus haben weitere Städte wie Belgrad, Dublin, Paris und Rom ihr Interesse an der Teilnahme an diesem Projekt angemeldet.

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