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"The rise and fall of military honour in Western Europe, 1789-1918"

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Ehrenkodex verliert an Bedeutung

In früheren Jahrhunderten erwiesen die europäischen Armeen einander mehr Ehre und Anstand als in der heutigen Zeit. Eine EU-Studie untersuchte nun die Gründe dafür und kam zu dem Schluss, dass letztlich der Ehrenkodex, da er den Nationalismus fördert, zu einer noch brutalen Art von Krieg führt.

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Die Kämpfer in den europäischen Auseinandersetzungen während des Zeitalters der Vernunft zeigten einander Mitgefühl und Barmherzigkeit als Teil eines militärischen Ehrenkodex. Dieser Kodex verschwand zwischen 1789 und 1945 mit der Einführung des totalen Kriegs allmählich und erst die modernen Armeen von heute versuchen, diese alterwürdigen Ideale wieder zu beleben. Das EU-finanzierte Projekt "The rise and fall of military honour in western Europe, 1789–1918" (EMH) erforschte die historischen Ereignisse und Zusammenhänge. Es wurde unter anderem die Frage angesprochen, ob der Zeitraum zwischen 1789 und 1918 einen Bruch in der historischen Kontinuität darstellte. Außerdem untersuchte die Studie, auf welche Weise ein zerstörerisches Phänomen wie der Krieg den transnationalen europäischen Dialog anschieben konnte, sowie die maßgebliche Rolle der Ehre im Falle von Gefangenschaft. Zum Abschluss erkundete das Forschungsvorhaben die Gründe für spätere Verschlechterungen in Bezug auf Ehre und Vertrauen zwischen Gefangenen und Siegern, und ob dabei der Nationalismus eine Rolle spielte. Das Projekt lief für zwei Jahre bis zum April 2013 unter dem Marie-Curie-Stipendienprogramm zur Laufbahnentwicklung. Während der Übergang von Söldner- zu Wehrpflichtarmeen einen Nationalisierungseffekt hatte, förderte das neue Zusammenspiel zwischen den europäischen Völkern gleichermaßen den Respekt füreinander. So veränderten die französischen Kriege zwar die nationalen Grenzen, die Unterscheidung zwischen Freund und Feind war jedoch nicht so klar, wie es die Mythen des Nationalismus vorsahen. Der wachsende Nationalismus im 19. Jahrhundert war Anlass für schwerere Strafen für die Gefangenen wegen Verstößen gegen die militärische Ehre bis hin zur Todesstrafe. Das Projekt kam zu dem Schluss, dass die soldatische Ehre zu einem allgemeinen Kodex zunehmender Gewalt beitrug, da hier der nationale Ruf auf dem Spiel stand. In der Untersuchung fand man auch historische Gründe, wozu die Verringerung der Trennung zwischen den Klassen der militärischen Ränge sowie die Wehrpflicht zählten, die eine solche Trennung überflüssig machte. Im Endeffekt lag die Verantwortung für die Einhaltung des Kodex bei jedem einzelnen Soldaten, wobei die Befehlskette umgangen und die Stärke der Individuen gefragt waren. EMH wies nach, dass der Ehrenkodex nie wirklich festgelegt wurde und löste eine Debatte aus. Der transnationale Ausdruck militärischer Ehren blieb in der europäischen Kriegsführung konstant, da der Kodex flexibel ist. Die Forschung war für das akademische Publikum und die interessierte Öffentlichkeit gedacht. Die Resultate an sich vermitteln ein umfassendes Verständnis der Rolle des Militärs bei der Förderung der interkulturellen Verständigung und der Faktoren, die zu einem totalen Krieg führen.

Schlüsselbegriffe

Ehrenkodex, Nationalismus, Krieg, Zeitalter der Vernunft, Militär, totaler Krieg, moderne Armeen, Gefangene

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