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Misrecognition, mutual Recognition and Forgiveness in Hegel and Ricoeur

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Hegel vs. Ricoeur: Ein neuer Blick auf Anerkennung und Vergebung

Ein Quervergleich der Werke von zwei großen europäischen Philosophen aus den letzten zwei Jahrhunderten kann aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen wie die gegenseitige Anerkennung von gleichzeitig bestehenden Gemeinschaften beleuchten.

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Der deutsche Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel und der französische Philosoph Paul Ricoeur haben zu ihrer Zeit und jeder auf seine eigene Art und Weise viel zum Diskurs über Konzepte wie gegenseitige Anerkennung und Vergebung beigetragen. Vor diesem Hintergrund untersuchte das EU-finanzierte Projekt HEGELANDRICOEUR (Misrecognition, mutual recognition and forgiveness in Hegel and Ricoeur) das Konzept der gegenseitigen Anerkennung aus den unterschiedlichen Perspektiven dieser beiden Philosophen. Es verglich auch, wie Ricoeur und Hegel die Dynamik rund um Verkennung, gegenseitige Anerkennung und Vergebung interpretierten, und untersuchten Konvergenzen und Divergenzen zu weiteren Theorien zu diesem Konzept. Unter Berücksichtigung, dass Ricoeur nach Hegel gelebt hat, untersuchte das Projektteam Ricoeurs Notizen zu Hegel und dessen Theorien. Das Team untersuchte, wie Ricoeur Hegels dialektische Negation zur Verkennung (z.B. Kampf, Verbrechen, Bösartigkeit) und andere Konzepte des deutschen Philosophen interpretierte. Dazu gehört auch die Frage, wie die beiden die Beziehung zwischen Selbstsein und Anderssein sahen, sowie Ricoeurs Ansicht zu Hegels Verständnis der "tragischen Quelle des Handelns". Das Projekt konnte erfolgreich feststellen, wo Ricoeurs Auseinandersetzung mit Hegels Denken artikuliert wird, und zwar im Anti-Hegelianismus Anfang der 1950er Jahre sowie in der kreativen Aneignung von Hegels Vorstellungen über Mediation und Denken. Die Untersuchung des Projektteams von Ricoeurs Vorlesungen zu Negation brachte neue Erkenntnisse zu dem Widerstand des Philosophen gegenüber Hegels Dialektik. Das Team hob Ricoeurs disparate Formen der Negation hervor und berührte dabei eine Verabsolutierung von Opposition und Mediation, sowie Formen von Negativität wie Böshaftigkeit und Nicht-Sinn. Letztlich lieferte es wichtige Erkenntnis über Ricoeurs Position zur Rolle von Konflikten und Mediation im gesellschaftlichen Leben. Ein weiterer Projekterfolg umfasste die Bestimmung von Ricoeurs Ansicht auf Hegels Theorie der Sittlichkeit, die zwischen Ideologie und Utopie lag. Dies half auch dabei, den nachhegelschen Kantianismus auf neuartige Weise zu klären. Darüber hinaus rekonstruierte das Projektteam die signifikanten Verschiebungen, die Ricoeurs Interpretation der Dialektik im Zusammenhang mit dem Bösen und Vergebung charakterisieren, und zeigten so, wie sich der französische Philosoph Hegels horizontale Konzeption der Vergebung aneignete. Das Team ging noch weiter und klärte auf, wie Ricoeur diese horizontale Konzeption der Vergebung und Anerkennung mit einer vertikalen Konzeption artikulierte, wobei letztere theologisch von St. Paul inspiriert wurde. Insgesamt betrifft das Projekt gesellschaftliche Herausforderungen von heute, wie etwa Koexistenz und gegenseitige Anerkennung zwischen Gemeinschaften mit unterschiedlichen Werten. Die Ergebnisse des Projekts sollen zu einer umfassenden Publikation über Ricoeurs mehrdeutige Beziehung mit Hegels Vermächtnis, von Dialektik und praktischer Philosophie bis zur Interpretation von religiösen Symbolen, beitragen. Dies könnte dabei helfen, die uralte Herausforderung der gegenseitigen Koexistenz zu meistern und die Vergebung in Konfliktgebieten auf der ganzen Welt fördern.

Schlüsselbegriffe

Hegel, Ricoeur, HEGELANDRICOEUR, mangelnde Anerkennung, gegenseitige Anerkennung, Vergebung

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