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Transformation of neighbourhoods in a child-friendly way to increase the quality of life for all citizens.

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Umgestaltung von Stadtvierteln in kinderfreundliche öffentliche Räume

Die öffentlichen Räume Europas sind meist auf Kraftfahrzeuge ausgelegt. Eine Gruppe von Forschenden möchte dies ändern, indem sie lebenswerte, nachhaltige und sichere Städte schafft, in denen die Menschen wichtiger sind als Autos.

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Im EU-finanzierten Projekt CIVITAS Metamorphosis gilt ein Stadtviertel als gut gestaltet und nachhaltig, wenn dort viele Kinder im Freien spielen. Das Projekt hat sich zum Ziel gesetzt, fahrzeugfixierte Stadtteile in ganz Europa in kinderfreundliche Orte zu verwandeln, die allen Generationen eine hohe Lebensqualität bieten. „Wenn Sie auf dem Parkplatz einer Wohnanlage ein Bällebad für Kinder aufstellen, lässt die Polizei vermutlich nicht lange auf sich warten“, sagt Karl Reiter, Forscher und ehemaliger Koordinator des Projekts CIVITAS Metamorphosis. „Wenn Sie dieses Bällebad im Kofferraum Ihres geparkten Autos unterbringen, verstoßen Sie jedoch nicht gegen das Gesetz. Obwohl es sich um öffentlichen Raum handelt, ist das Nutzungsprivileg Autofahrenden vorbehalten.“ In diesem Zusammenhang hat sich das Projektteam von CIVITAS Metamorphosis mit den Ungerechtigkeiten bei der Nutzung des öffentlichen Raums befasst, der derzeit von Autos dominiert wird. „Wir wollten einen Raum für Menschen, insbesondere für Kinder, schaffen – nicht für Maschinen“, ergänzt Reiter.

Neugestaltung des öffentlichen Raums

Über das Projekt CIVITAS Metamorphosis sollte das Privileg des öffentlichen Raums und die mit diesem Privileg verbundene Diskriminierung hinterfragt werden. „Bei der Nutzung des öffentlichen Raums werden Kraftfahrende alleine aufgrund der Tatsache, dass sie ein Fahrzeug besitzen, bevorzugt behandelt“, erklärt Reiter. „Diese ungleiche Verteilung oder Diskriminierung hat sich so weit durchgesetzt, dass sie in den meisten Straßenverkehrsordnungen der EU-Länder verankert ist.“ Das Projekt setzte eine Reihe von Vorhaben um, die dazu dienten, die Bedeutung einer gleichberechtigten Nutzung des öffentlichen Raums hervorzuheben. Im Rahmen dieser Initiativen wurden mehr als 200 vorübergehend autofreie Plätze in 65 Stadtvierteln in ganz Europa geschaffen, darunter in Graz, München, Meran, Zürich, Southampton, Tilburg und Alba Iulia. Viele von diesen wurden von Schulkindern umgesetzt und umfassten das ganz Spektrum – vom Fahrzeugverbot auf den Straßen bis hin zur Umwandlung von Parkplätzen in Lebensräume. Mehr als 150 000 Menschen waren direkt von den Initiativen betroffen, 30 000 trugen aktiv zu ihrem Erfolg bei. „Vielen öffneten diese einfachen Maßnahmen wirklich die Augen. Sie haben die Beteiligten motiviert, auf eine dauerhafte Einführung dieser Veränderungen hinzuarbeiten“, merkt Reiter an. Um diese Bemühungen zu unterstützen, hat das Projektteam eine Liste bewährter Verfahren für die Kommunikation über die Bedeutung öffentlicher Räume zusammengetragen. Die Forschenden veröffentlichten auch Informationsblätter und Empfehlungen, die bei der Gestaltung kinderfreundlicher Straßen verwendet werden können und mit denen Genehmigungsverfahren für autofreie Straßen vereinfacht werden sollen. Sämtliche Materialien sind über die Projektwebsite frei zugänglich.

Im Einklang mit dem Grünen Deal

Auf der Grundlage der bei den Demonstrationsinitiativen erzielten Ergebnisse besteht das Ziel nun darin, dass die EU Maßnahmen ergreift, um die diskriminierende Verteilung des öffentlichen Raums, insbesondere in dicht besiedelten städtischen Gebieten, zu beenden. „Das Problem der gerechten Nutzung des öffentlichen Raums steht in direktem Zusammenhang mit einer saubereren und aktiveren Mobilität und ist daher ganz im Sinne des europäischen Green Deals“, fügt Reiter hinzu. Das Projektteam arbeitete mit den Partnerstädten an der Umsetzung von Maßnahmen zur gerechten Nutzung des öffentlichen Raums. Außerdem haben sich die Forschenden mit anderen Städten ausgetauscht, die gerne erfahren möchten, wie sie lebenswerte öffentliche Räume schaffen können. „Es besteht ein wachsender Bedarf an nachhaltigen öffentlichen Räumen. Ich bin zuversichtlich, dass wir bald sehen werden, wie Städte in ganz Europa beginnen, viele der im Projekt CIVITAS Metamorphosis entwickelten Konzepte zu übernehmen“, schließt Reiter.

Schlüsselbegriffe

CIVITAS Metamorphose, öffentlicher Raum, Fahrzeuge, fahrzeugfrei, Nachbarschaft, Stadtviertel, kinderfreundlich, Grüner Deal

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