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Inhalt archiviert am 2023-01-01

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Aufspüren von ,,Diabetesgenen"

Durch die Bestimmung neuer Gene und Mechanismen, die bei diabetes mellitus mitwirken, machen europäische Teams den Weg frei für eine bessere Vorbeugung und Behandlung dieser Krankheit. Hintergrund Von der nicht insulinabhängigen diabetes mellitus (diabetes mellitus d...

Durch die Bestimmung neuer Gene und Mechanismen, die bei diabetes mellitus mitwirken, machen europäische Teams den Weg frei für eine bessere Vorbeugung und Behandlung dieser Krankheit. Hintergrund Von der nicht insulinabhängigen diabetes mellitus (diabetes mellitus des Typs 2 , NIDDM) sind weltweit rund 90 Millionen Menschen betroffen. Es wird damit gerechnet, daß diese Zahlen sich in den nächsten zehn Jahren verdoppeln, und dann dürften die Behandlung der Krankheit und ihre Komplikationen 10% bis 15% aller medizinischen Kosten ausmachen. Zu den Faktoren für die spektakuläre Zunahme von NIDDM gehören die Industrialisierung, Übergewicht und Bewegungsmangel. Es gibt jedoch auch genetische Faktoren der Veranlagung. Um zur Erklärung dieser Faktoren beizutragen und neue Mittel der Vorbeugung und Therapie zu entwickeln, haben sechs europäische Teams in einem Biomed-Projekt ihre Kräfte gebündelt: ,,Identifizierung der an der Pathogenese von nicht insulinabhängigem diabetes mellitus beteiligten Gene: ein Paradigma für multifaktorielle Erkrankungen". Beschreibung, Wirkung und Ergebnisse Obwohl gewisse Fälle von NIDDM auf eine Mutation eines einzelnen Gens zurückzuführen sind, hat die Krankheit gewöhnlich mehrere Ursachen, die auftreten, wenn ungünstige Auswirkungen der Lebensweise (zu viel Essen, unzureichende Bewegung) sich mit dem Vorhandensein verschiedener Gene verbinden, die eine hohe Energiespeicherung, eine hohe Nahrungsmittelaufnahme, Insulinresistenz oder eine geringe Insulinproduktion begünstigen. Um Genvarianten der Veranlagung zu ermitteln und zum Verständnis der Entwicklungsweise der Krankheit beizutragen, 'sammeln' die Projektpartner Familien mit mehreren bekannten Fällen der Krankheit, kennzeichnen ihre Krankheitsphänotypen, untersuchen vollständige Genome, um mit Diabetes verbundene Genverbindungen herauszufinden, und klonen sowie untersuchen in Frage kommende Gene. Durch diese Arbeit wurde man auf ein Netzwerk von Kerntranskriptionsfaktoren (Regler des Genausdrucks) aufmerksam, die von der Bauchspeicheldrüse erzeugt werden und für deren Entstehung wichtig sind. Diese Faktoren steuern den Energieverbrauch und den Glukosespiegel im Blut als Reaktion auf Stoffwechselsignale. Es stellte sich heraus, daß Mutationen der Transkriptionsfaktoren mit gewissen Formen von NIDDM zusammenhängen. In anderen Formen werden die Transkriptionsfaktoren im Zuge des Fortschreitens der Krankheit heruntergefahren, und dieser Mechanismus könnte teilweise erklären, warum Diabetes sich ungünstig entwickelt, selbst wenn die Behandlung ursprünglich erfolgreich war. Solche Feststellungen bieten neue Behandlungsaussichten, wenn Medikamente gefunden werden können, die die Wirkung dieser Faktoren verbessern oder ihr Herunterfahren verhindern. Die Projektpartner aus Forschungsinstituten und Universitäten der EU haben eine führende Rolle in der ersten umfassenden genetischen Studie von NIDDM gespielt, die sich auf Daten von 5 000 Familien stützte und zur Entdeckung eines neuen ,,diabetes locus" auf dem Chromosom 20 führte. Der nächste Schritt besteht darin, die betreffenden Gene zu identifizieren - die Kenntnis der Diabetesgene wird es ermöglichen, die Empfänglichkeit für NIDDM zu überwachen und rechtzeitig vorbeugende Maßnahmen zu ergreifen. Zusätzlich wird sie den Weg für neue therapeutische Ansätze, einschließlich der Gentherapie, freimachen. Und die hier entwickelte Methodik kann auch genutzt werden, um andere multifaktorielle Krankheiten zu erforschen, wie Bluthochdruck. Organisation der Partnerschaft Die Forschung hat eine einzigartige Kombination von Fachleuten der Diabetologie, der Kartierung des menschlichen Genoms, der statistischen Genetik, der Bioinformatik und Datenbanken, der Analyse von genetischen Krankheiten, der metabolischen Endokrinologie sowie tierischer Formen von Diabetes zusammengeführt. Nun haben sechs neue Partner im Rahmen von Biomed ein neues Projekt in die Wege geleitet, um diese wertvolle Arbeit fortzusetzen.