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Inhalt archiviert am 2023-03-06

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Normales Leben für Kinder durch Gentherapie

Eine kleine Gruppe von Kindern, die wegen einer seltenen, angeborenen Immunstörung einer Gentherapie unterzogen wurden, kann nach der Behandlung ein normales Leben führen, heißt es in neuen im New England Journal of Medicine (NEJM) veröffentlichten Forschungsergebnissen. Die...

Eine kleine Gruppe von Kindern, die wegen einer seltenen, angeborenen Immunstörung einer Gentherapie unterzogen wurden, kann nach der Behandlung ein normales Leben führen, heißt es in neuen im New England Journal of Medicine (NEJM) veröffentlichten Forschungsergebnissen. Die Pionierarbeit wurde teilweise durch die EU-finanzierten Projekte CONSERT ("Concerted safety and efficiency evaluation of retroviral transgenesis in gene therapy of inherited diseases") und CLINIGENE ("European network for the advancement of clinical gene transfer and therapy") unterstützt, die beide unter dem Themenbereich "Biowissenschaften, Genomik und Biotechnologie im Dienste der Gesundheit" des Sechsten Rahmenprogramms (RP6) finanziert werden. Bei allen Kindern wurde durch Adenosindeaminasemangel (ADA-Mangel) verursachter schwerer kombinierter Immundefekt (Severe Combined Immunodeficiency, SCID) diagnostiziert. ADA ist ein Schlüsselenzym für das Überleben und Funktionieren unserer Zellen, insbesondere für den als Lymphozyt bekannten weißen Blutzellentyp, der unbedingt für das Immunsystem erforderlich ist. Kinder mit ADA-SCID haben ein defektes ADA-Gen von ihren Eltern geerbt, sodass die Körper der Kinder das Enzym nicht erzeugen können. Ohne ADA kann das Immunsystem nicht richtig funktionieren. Die betroffenen Kinder sterben daher oft wenige Monate nach der Geburt infolge von Infektionen wie Lungenentzündung, Magen-Darm-Entzündung und Hirnhautentzündung. Der ADA-Mangel richtet auch am Körper Schäden an. Oft kommt es zu Leber-, Skelett- und neurologischen Problemen sowie zu langsamem Wachstum und Taubheit. Bisher war die beste Behandlung für Kinder mit ADA-SCID eine Knochenmarktransplantation von geeigneten Geschwistern. Diese Möglichkeit besteht jedoch nur für eine Minderheit der Patienten. Knochenmarktransplantationen von anderen Spendern sind möglich, bergen allerdings ein hohes Risiko an Gesundheitsproblemen. Betroffene Kinder können auch wöchentlich mit Rinder-ADA-Injektionen behandelt werden, die aber nur begrenzt wirksam sind. Und da die Behandlung das ganze Leben des Patienten über fortgesetzt werden muss, ist sie extrem teuer. Bei den Patienten der Studie gewannen die Ärzte Blutstammzellen von den Kindern selber aus deren Knochenmark. Im Labor nutzten sie einen Virus zum Einfügen einer gesunden Kopie des ADA-Gens in die Zellen. Zur gleichen Zeit wurde den Patienten eine kleine Dosis des Wirkstoffs Busulfan verabreicht, um für die genbehandelten Stammzellen Platz im Knochenmark zu schaffen. Schließlich wurden die behandelten Stammzellen der Patienten zurück ins Knochenmark verpflanzt. Dort begannen sie mit der Erzeugung neuer Blutzellen, welche die gesunde Version des ADA-Gens enthalten. In dieser letzten Studie bewerteten die Forscher die Gesundheit von 10 Kindern, die im Durchschnitt vor vier Jahren mit Gentherapie behandelt wurden. Sie fanden heraus, dass die Immunfunktion und der Immunschutz gegen schwere Infektionen bei neun dieser Patienten wiederhergestellt waren, sodass sie zur Schule gehen, mit Freunden spielen und im Allgemeinen ein normales Leben führen konnten. Ganz wichtig war auch, dass es bei den Kindern offenbar keine Nebenwirkungen infolge der Gentherapie gab. Wie die Forscher schreiben, gab es mit ihrer Methode im Gegensatz zu anderen ADA-SCID-Behandlungen "eine ausgezeichnete Überlebensrate ohne schwere Komplikationen wie Transplantat-gegen-Empfänger-Reaktion. Darüber hinaus eignet sich Gentherapie für ältere Kinder mit SCID aufgrund von ADA-Mangel, die ein höheres Risiko für Versagen und Komplikationen nach Transplantationen aufweisen." Neben den zehn in der neuesten Forschung untersuchten Kindern erhielten drei weitere Patienten die gleiche Behandlung, denen es jetzt auch gut geht. 2005 erteilte die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMEA) der Methode den Status Arzneimittel für seltene Leiden. Die Wissenschaftler hoffen, dass ihre Ergebnisse den Weg für die Nutzung von Gentherapie für andere Erbkrankheiten wie Immundefekte und Stoffwechselstörungen bahnen werden.

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