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Inhalt archiviert am 2023-03-06

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Studie macht Hoffnung für Fischbestände

Einer internationalen, in der Zeitschrift "Science" veröffentlichen Studie zufolge, sollte es möglich sein, die Fischbestände weltweit mit dem richtigen Mix an Verfahren zur Bestandsbewirtschaftung vor dem Zusammenbruch zu bewahren. Die Forscher warnen jedoch, dass die Erholun...

Einer internationalen, in der Zeitschrift "Science" veröffentlichen Studie zufolge, sollte es möglich sein, die Fischbestände weltweit mit dem richtigen Mix an Verfahren zur Bestandsbewirtschaftung vor dem Zusammenbruch zu bewahren. Die Forscher warnen jedoch, dass die Erholung der Fischbestände nicht einfach sein wird und eventuell die Fänge (und damit die Einkommen) in bestimmten Gegenden kurzfristig darunter leiden werden. Ziel der Forschungsarbeiten war es, die jüngsten Tendenzen beim Fischreichtum und Befischungsgrad (in anderen Worten, wie viele Fische aus dem Meer geholt werden) zu untersuchen und die Bewirtschaftungshilfsmittel zu identifizieren, mit denen eine Erholung der Fischbestände ermöglicht werden kann. Die Wissenschaftler stützten sich auf Fangdaten, Abschätzungen der Bestandsentwicklung, Ergebnisse wissenschaftlicher Trawlaufnahmen, Daten von kleinen Küstenfischereien und Computermodelle. "In Ermangelung einer Alternative basierten vor dieser Studie die Bewertungen der weltweiten Fischbestände und -gemeinschaften auf den Fangstatistiken. Die Ergebnisse waren widersprüchlich, da die Fangtrends nicht unbedingt ein genaues Bild der Tendenz des Fischreichtums geben", erklärte Ana Parma vom Centro Nacional Patagonico in Argentinien. "Hierbei handelt es sich um den ersten umfassenden Versuch, die besten verfügbaren Daten über den Zustand der Seefischbestände und die Tendenzen des Befischungsgrades zusammenzufassen. Es ist ein wichtiger Durchbruch, der es den Forschern aus verschiedene Fachrichtungen ermöglicht, einen Konsens beim Zustand der Fischbestände und der notwendigen Maßnahmen zu erzielen." Die gute Nachricht ist, dass in der Hälfte der untersuchten Ökosysteme der durchschnittliche Befischungsgrad fällt. Das ist besonders wichtig, da hohe Befischungsgrade tendenziell den Zusammenbruch von Fischbeständen zur Folge haben. Außerdem identifizierte das Team viele Fälle, in denen gute Bewirtschaftungspraktischen zu größeren und zahlenmäßig mehr Fischen geführt haben. Jedoch warnen sie, dass 63% der Fischbestände weltweit zurückgehen, und weisen darauf hin, dass noch niedrigere Befischungsgrade notwendig sind, damit sich die bedrohtesten Fischarten wieder erholen können. "In allen Regionen ist auch weiterhin ein beunruhigender Anstieg bei Zusammenbrüchen von Fischbeständen zu verzeichnen", bemerkte der Hauptautor des Artikels Boris Worm von der Dalhousie University in Kanada. "Aber dieser Artikel zeigt, dass unsere Ozeane nicht hoffnungslos verloren sind. Das ermutigende Ergebnis ist, dass [der] Befischungsgrad - d.h. die letztendliche Ursache für Erschöpfung und Zusammenbruch - in der Hälfte der 10 ausführlich untersuchten Systeme sinkt. Das bedeutet, dass die Bewirtschaftung in diesen Gebieten die Voraussetzungen für ökologische und wirtschaftliche Erholung schafft. Das ist erst der Beginn - aber es gibt mir Hoffnung, dass wir in der Lage sind, die Überfischung unter Kontrolle zu bekommen." Alaska und Neuseeland wurden besonders positiv hervorgehoben, da sie bereits mit der Umsetzung einer Reihe von Bewirtschaftungsmaßnahmen begonnen haben, bevor ihre Fischbestände zerstört sind. Und obwohl die meisten einschlägigen Beispiele für bewährte Vorgehensweisen in Industriestaaten anzutreffen waren, wurden die Wissenschaftler auch in Entwicklungsländern fündig. In Kenia haben beispielsweise Wissenschaftler, Manager und Gemeinden gemeinsam ausgewählte Gebiete für den Fischfang gesperrt und die Verwendung bestimmter Arten von Fanggeräten verboten. Größe und Anzahl der Fische steigen jetzt wieder und damit auch das Einkommen der örtlichen Fischer. "Wir wissen, dass wir mehr Fische mit geringerem Aufwand und weniger Beeinträchtigungen für die Umwelt fangen können, wenn wir erst einmal etwas kürzer treten und überfischten Populationen Zeit zur Erholung lassen", sagte Jeremy Collie von der Universität Rhode Island in den USA. "Wissenschaftler und Manager an so unterschiedlichen Orten, wie z.B. Island und Kenia, konnten die Überfischung verringern und die Fischpopulationen trotz immenser Herausforderungen wieder aufbauen." Den Forschern zufolge sind Gesetze, die Überfischung explizit verbieten und klare Vorschriften und Ziele festlegen, der Schlüssel zu einem erfolgreichen Bewirtschaftungsplan. Weitere effiziente Verfahren sind beispielsweise Fangquoten, Gemeinschaftsbefischungspläne, der Ausschluss bestimmter Zonen von der Befischung, wirtschaftliche Anreize und der selektive Einsatz von Fischfanggeräten. Es gibt jedoch keinen Königsweg und daher werden verschiedene Mischungen von Verfahren benötigt, die den jeweiligen Bedingungen vor Ort angepasst werden können. Die Forscher kritisierten auch die Art und Weise, wie das Konzept des höchstmöglichen Dauerertrags (MSY) verwendet wird. Hierbei handelt es sich um ein international akzeptiertes System zur Festlegung der sogenannten ausgewogenen Höchstentnahmemenge. Die Wissenschaftler bemerken, dass der höchstmögliche Dauerertrag als absolute Obergrenze und nicht als Ziel betrachtet werden sollte. Sie haben anhand von Computermodellen einen höchstmöglichen Dauerertrag für mehrere Arten (MMSY) errechnet, in dem die Fangerträge aller befischten Arten in einem Gebiet zusammengezählt werden. Ihren Analysen zufolge bringt eine Befischung unterhalb des MMSY genauso viele Fische wie eine Befischung über dem MMSY mit dem zusätzlichen Vorteil, dass Anzahl und Größe der Fische im System tendenziell ansteigen, während die Gefahr eines Zusammenbruchs der Fischbestände sinkt. "Unterhalb des MMSY gibt es einen Optimalbereich für die Fischbestandserhaltung, an dem sich die wirtschaftlichen und Ökosystemvorteile überschneiden", bemerkt Mitautor Steven Palumbi von der Stanford University in den USA. "Wir weisen darauf hin, dass die Erholung nicht einfach und kurzfristig auch mit Opfern verbunden sein wird", schreiben die Wissenschaftler in ihrem Artikel. "Dennoch ist es unsere einzige Option, um die Fischbestände und Meeresökosysteme vor der Erschöpfung und dem Zusammenbruch zu schützen."

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