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Inhalt archiviert am 2023-03-07

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EU sieht sich in der Pflicht: Nie wieder Holocaust!

Der Holocaust: Diese Zeit des Schreckens wird wohl für immer in unseren Köpfen und Geschichtsbüchern als eines der fürchterlichsten Dinge in Erinnerung bleiben, die jemals auf unserem Planeten geschehen sind. Der während des Zweiten Weltkriegs tobende Völkermord kostete etwa e...

Der Holocaust: Diese Zeit des Schreckens wird wohl für immer in unseren Köpfen und Geschichtsbüchern als eines der fürchterlichsten Dinge in Erinnerung bleiben, die jemals auf unserem Planeten geschehen sind. Der während des Zweiten Weltkriegs tobende Völkermord kostete etwa elf Millionen Europäern, darunter Juden, Sinti und Roma sowie Homosexuelle, auf grausame Weise das Leben. Zentrales Ziel der europäischen Forscher ist, die überall in und außerhalb Europas verstreuten Daten zu einer zusammenhängenden Quelle für die Holocaust-Forschung zusammenzufassen. Diese Woche nun wurde die europäische Holocaust-Forschungsinfrastruktur (European Holocaust Research Infrastructure, EHRI) gestartet, deren Partner die bestehenden Holocaust-Archive zu einer einzigen Online-Datenbank vereinen wollen. Man erwartet von diesem neuesten EU-Projekt historiografische Fortschritte und die Aktivierung gemeinsamer Forschung auf einem der wichtigsten Gebiete der Geschichte. EHRI wird mit Mitteln in Höhe mit 7 Mio. EUR von der EU und 20 Partnereinrichtungen aus 11 EU-Mitgliedstaaten sowie Israel und Norwegen eine Datenbank für Forscher, Lehrende und Studenten aufbauen, die dem Verständnis der Geschichte des neuzeitlichen Europas dienen soll. Das EU-Rahmenprogramm für Forschung bietet hier erstmals finanzielle Unterstützung für eine groß angelegte europäische Forschungsinfrastrukturinitiative zu Holocaust-Archiven. Die verschiedensten Materialien zum Thema Holocaust in der Form von Dokumenten, Objekten, Fotos, Filmen und Kunstwerken sollen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. "Bei dieser gemeinsamen Unternehmung weltweit hoch angesehener Institute geht es darum, Zugang zu Archiven zu gewähren und Sammlungen miteinander zu verknüpfen", erläutert EHRI-Direktorin Dr. Conny Kristel. "Davon werden zahlreiche Forscher, aber auch die breite Öffentlichkeit profitieren und dann selbst zu einem höheren Niveau an Holocaust-Wissen und Wahrnehmung beisteuern." Eines der wichtigsten Ziele des Projekts ist die Stimulierung und Erleichterung von Forschung zu bisher noch wenig bekannten Aspekten des Holocaust, wobei ein besonderer Schwerpunkt auf den osteuropäischen Ländern liegt. Das Projekt wird auch die Bemühungen der Angehörigen von Holocaust-Opfern unterstützen, die immer noch nach Spuren suchen. Máire Geoghegan-Quinn, Kommissarin für Forschung, Innovation und Wissenschaft sagte in ihrer Rede in Brüssel, Belgien, am 16. November anlässlich der Gründung der europäischen Holocaust-Forschungsinfrastruktur: "Der Start der EHRI-Initiative im Jahr 2010 fällt auf einen passenden Zeitpunkt, denn es ist das Jahr, in dem sich die Welt an den 65. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz erinnert, das zu einem starken Symbol für den Holocaust geworden ist. Es ist jetzt etwas länger als 20 Jahre her, dass wir Zeugen der Wiedervereinigung Europas sein und somit die Öffnung der Archive in den vielen Ländern Mittel- und Osteuropas miterleben durften." EHRI solle sicherstellen, dass der Beweis des Holocaust in den Köpfen aller - jung und alt -, sowohl in Europa als auch im Ausland verankert sei. "Es gibt leider immer noch einige Leute, die unter dem Deckmantel der Unterstützung der Forschung und der Auseinandersetzung mit dem Thema, den Umfang, wenn nicht sogar die Tatsache des Holocaust überhaupt, in Frage stellen", wie die Kommissarin betonte. "Es gibt kaum etwas, was der EU so sehr am Herzen liegt, wie unsere Entschlossenheit, nie wieder Zeuge von Gräueltaten wie denen des Holocaust sein zu wollen." Kommissarin Geoghegan-Quinn erinnerte außerdem daran, dass die Europäische Kommission und 46 Nationen 2009 in Prag, Tschechische Republik, die "Erklärung von Theresienstadt" unterzeichnet hätten. Diese Erklärung ist eine nicht rechtsverbindliche Sammlung von Feststellungen und Empfehlungen, die eine schnellere und transparentere Rückgabe von Kunstschätzen, privatem und kommunalem Eigentum zum Ziel hat, die bzw. das während des Holocaust gewaltsam oder zwangsweise übernommen wurde. Schwerpunkt der "Erklärung von Theresienstadt" ist außerdem das Potenzial der Holocaust-Archive für die Förderung von Forschung und Aufklärung über den Holocaust und andere Verbrechen des Nationalsozialismus. EHRI wird von NIOD, dem Niederländischen Institut für Kriegsdokumentation in Amsterdam, Niederlande, koordiniert.

Länder

Belgien, Tschechien, Israel, Niederlande, Norwegen