Meßvorgänge ein Schlüssel zur Wettbewerbsfähigkeit: Bericht über die Konferenz zum 25-jährigen Bestehen des BCR
Meßvorgänge beeinflussen den Alltag vieler Bürger Europas auf vielfältige Art und Weise. Ihre Zuverlässigkeit wird oft als selbstverständlich hingenommen; wenn wir Lebensmittel kaufen oder unsere Autos auftanken, gehen wir davon aus, daß die benutzten Waagen oder Meßgeräte genau arbeiten. Außerdem ist die Bedeutung von Messungen im sozialen und industriellen Bereich offensichtlich, wie zum Beispiel bei Blutanalysen in Krankenhäusern oder der Untersuchung von Lebensmitteln auf das Vorhandensein giftiger Substanzen. Des weiteren haben die Techniktoleranzen seit 1960 alle zehn Jahre in praktisch allen Bereichen der industriellen Produktion um das Dreifache abgenommen. Die fortgeschrittenen Industrienationen werden in immer stärkeren Maße von präzisen und zuverlässigen Meß- und Prüfsystemen abhängig, und es wird deutlich, daß sie einen erheblichen Teil ihres BIP für Tätigkeiten im Bereich des Meß- und Prüfwesens aufwenden. Dies ist auf die Globalisierung des Welthandels zurückzuführen und auf die stärkere Nutzung der Ergebnisse von Messungen durch die Auftragnehmer, Käufer, Industrie, Entscheidungsträger, Gesetzgeber, Verbraucherverbände und die Gerichte. Die Erfordernisse Europas in bezug auf Forschung im Bereich des Meßwesens haben sich herausgebildet. Meß- und Prüfverfahren zur Unterstützung der Gesetzgebung der Gemeinschaft haben sich verändert: zu Anfang waren Kohle und Stahl von Bedeutung, heute aber umfaßt die Arbeit ein größeres Interessenfeld, einschließlich der Umwelt und der Gesundheit und Medizin. Mit der Maßnahme zur Verbesserung der Lebensqualität und Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit Europas auf den Weltmärkten ist bei den Normungsbehörden der Bedarf an schriftlich erfaßten Normen zur Unterstützung der Tätigkeiten in der gesamten Industrie entstanden. Außerdem besteht ein ständiger Bedarf an Meßverfahren und instrumenten, so daß die Qualität neuer Produkte und Dienstleistungen geprüft werden kann. Das Konzept der totalen Qualität ist von wachsender Bedeutung für den Erfolg der europäischen Industrie. Laboratorien müssen zeigen können, daß sie sinnvolle Ergebnisse produzieren, und als Resultat ist die Akkreditierung von entscheidender Bedeutung. Um sicherzustellen, daß die Laborversuche in ganz Europa vergleichbar sind, ist letztendlich eine starke Infrastruktur im Bereich des Meßwesens bestehend aus nationalen und regionalen Netzen absolut erforderlich. Die Europäische Union führt seit mehr als 25 Jahren Arbeiten im Bereich des Meßwesens durch. Diese fanden lange vor der Einführung der Rahmenprogramme für Forschung und technologische Entwicklung statt und gehören zu den frühesten Forschungstätigkeiten der EU überhaupt. 1973 wurde die Rolle der Kommission auf diesem Gebiet durch die Einrichtung des Referenzbüros der Gemeinschaft (im Französischen - Bureau Communautaire de Référence: BCR) im Rahmen der Kommissionsdienste formalisiert. Mit dem Aufkommen der Rahmenprogramme in den 80er Jahren wurde die Arbeit im Bereich des Meßwesens in einer Reihe von spezifischen FTE-Programmen neu definiert, was letztendlich zum gegenwärtigen Programm über Normen, Meß- und Prüfverfahren (SMT) führte, das bis Ende 1998 läuft. Nach 25 Jahren ist diese Tätigkeit vollständig ausgereift und kann nun innerhalb des Fünften Rahmenprogramms (1998-2002) entwickelt werden. Um die anhaltende Unterstützung der Meß- und Prüfverfahren in diesem Rahmen zu sichern, ist eine generische Forschungstätigkeit über "Meß- und Prüfverfahren" im Rahmen des thematischen Programms "Förderung von Wettbewerb bei nachhaltigem" vorgesehen. Zusätzlich sollen Meß- und Prüfprojekte innerhalb jedes der anderen thematischen Programme durchgeführt werden. Die Tätigkeit "Meß- und Prüfverfahren" wird die in der Industrie für die Entwicklung von hoher Qualität, umweltfreundlichen Produkten, Verfahren und Dienstlungen erforderlichen Systeme bereitstellen und einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung des Betrugs leisten sowie die Normungsprozesse unterstützen. Wie vor 25 Jahren werden außerdem Referenzmaterialien und die gemeinsame Forschung zwischen Laboren unterstützt. Die "Konferenz zum 25-jährigen Bestehen des BCR" sollte einen Überblick über die in den vergangenen 25 Jahren durchgeführten Tätigkeiten geben und einen Blick auf die Tätigkeiten am Anfang des kommenden Jahrhunderts werfen. Die Konferenz, die unterschiedliche Fachgebiete umfaßte, fand am 3. und 4. November 1998 in Brüssel statt, und war von mehr als 300 Repräsentanten aus verschiedenen Ländern besucht. Die Konferenz wurde von H. Tent, dem Generaldirektor der Generaldirektion XII (Wissenschaft, Forschung und Entwicklung) der Europäischen Kommission, eröffnet. Die weiteren Vertreter internationaler Verbände befaßten sich mit der Bedeutung der Tätigkeiten im Bereich des Meßwesens in allen Bereichen der Industrie und Gesellschaft: L. Erard, der Präsident von EUROMET; C. Bankvall, der Präsident von EUROLAB; und E.W.B. De Leer, der stellvertretende Vorsitzende von EURACHEM. Die erste Sitzung befaßte sich mit Messungen auf der internationalen Szene und wurde von T. Quinn, dem Direktor des BIPM (Internationales Amt für Maße und Gewichte) eröffnet. Darauf folgte eine historische Perspektive der 25 Jahre des BCR von M. Walsh (Staatlicher Chemiker am staatlichen Labor in Irland), und ergänzend folgte eine Beschreibung der Situation im Bereich des Meß- und Prüfwesens in den USA von R. Hebner (amtierender stellvertretender Direktor des NIST), und in Mittel- und Osteuropa von P. Klenovsky (Direktor des Tschechischen Instituts für Metrologie). Die zweite Sitzung war der Beschreibung der Auswirkung von Messungen auf den Handel gewidmet und erörterte die unterschiedlichen Bedürfnisse im Handel und bei Vorschriften durch einen Beitrag von M. Vidigal (Portugiesisches Institut für Qualität, Portugal), die Qualität von Produkten, durch M. Dietzch (Technische Universität Chemnitz, Deutschland) und die Bekämpfung des Betrugs durch einen Beitrag von P. Ghyoros (EURATEX, Belgien). Die Erfordernisse der Gesellschaft im Hinblick auf das Meß- und Prüfwesen wurden in der dritten Sitzung erörtert, die gemeinsam von B. Hansen (Direktor, Europäische Kommission GD XII/E) und M. Grasserbauer (Direktor des Instituts für Referenzmaterialien und Messungen) eingeleitet wurde. Im Mittelpunkt der Themen standen die Gesundheit und Sicherheit (vorgestellt von O. Azocar Brunner, Agentur für die Bewertung der Gesundheitstechnik, Spanien), Umweltüberwachung (von G. Ekedahl, Schwedische Umweltschutzagentur, Schweden), Gerichtswissenschaft (von K. Himberg, Finnische Kriminalpolizei, Finnland), und Erfordernisse im Bereich der Fachkenntnisse und Ausbildung (von W. Cofino, RIZA, Niederlande). In der vierten Sitzung wurden die industriellen Erfordernisse erörtert, die solche Themen wie Prozeßüberwachung, von C. Josephy (Solvay, Belgien), Messungen im Mikrobereich, von J-P. Landesman (Thompson-CSF, Frankreich), Fortschritte in der Instrumentierung, von L. Finkelstein (City University, Vereinigtes Königreich), und Grenzen in der dimensionalen Metrologie, von H. Bosse und H. Kunzmann (Physikalich-Technische Bundesanstalt, Deutschland) behandelte. Die politische Szene wurde von H. Tent vorgestellt. Die wichtigsten Ausrichtungen des Fünften Rahmenprogramms wurden von D. Zerah, dem Leiter des Privatbüros E. Cresson, Kommissionsmitglied zuständig für Forschung und Entwicklung, vorgestellt, während U. Scapagnini, der Vorsitzende des Forschungsausschusses des Europäischen Parlaments, den Vermittlungsprozeß zwischen dem Rat und dem Parlament skizzierte. Diese Sitzung wurde von R.F. Kneucker, dem österreichischen Bundesminister für Wissenschaft und Verkehr und Vertreter der österreichischen Präsidentschaft des Rates der EU, beendet. Die Konferenz wurde mit einer Beschreibung des Wegs nach vorn von A. Garcia Arroyo, dem Direktor für Tätigkeiten im Bereich Industrie- und Werkstofftechnologien in der Kommission, GD XII, beendet, der das Programm "Wettbewerb bei nachhaltigem Wachstum" umriß, einschließlich der Tätigkeit im Bereich des Meß- und Prüfwesens. Anschießend folgte eine ausführlichere Beschreibung dieser Tätigkeit sowie der Maßnahmen in Verbindung mit der Forschungsinfrastruktur von W. Raldow, dem Leiter des SMT-Programms. Die Ausstellung setzte sich aus institutionellen Ständen zusammen, die allgemeine Informationen über die von der Europischen Kommission durchgeführte FuE zur Verfügung stellten. Ein von der GD XII eingerichteter Stand zeigte Informationen über FTE-Programme und über das Fünfte Rahmenprogramm. CORDIS ermöglichte den Zugang zu Online-Informationen in Form eines Cybercafés. Die GD III bot Informationen über Tätigkeiten im Zusammenhang mit Qualität. Das Institut für Referenzmessungen und Materialien (IRMM) stellte Referenzmaterialien und damit zusammenhängende Informationen aus. Abschließend zeigte die Gemeinsame Forschungsstelle Informationen über die von mehreren ihrer angschlossenen Institute durchgeführten FuE-Tätigkeiten. Als eine Ergänzung sowohl zur Konferenz als auch zur Ausstellung wurde im Ausstellungsbereich, wo die Teilnehmer die Projektkoordinatoren treffen konnten, eine Reihe von Postern ausgestellt, die erfolgreiche SMT-Projekte vorstellen. Insgesamt wurden 44 Poster gezeigt, die drei verschiedene Bereiche behandelten, nämlich zertifizierte Referenzmaterialien (8 Poster), Physik, Konstruktionstechnik und Instrumentierung (22), und Chemie, Nahrungsmittel, Gesundheit und Umwelt (14). Es wurde ein Buch vorbereitet, das eine Zusammenfassung aller Poster bereitstellt und beim SMT Helpdesk erhältlich ist.