Hochmoderne Videotechnologie im Kampf gegen Malaria
Das EU-finanzierte Projekt AVECNET wurde im Jahr 2011 ins Leben gerufen und konnte seitdem große Fortschritte erzielen. Die ersten Ergebnisse belegten, dass mit Insektenschutzmittel behandelte Moskitonetze für Betten sehr effizient Schutz bieten. Sie halten Moskitos zwar nicht von vornherein fern, geben ihr Insektizid aber schon bei der kleinsten Berührung sehr schnell ab. Die Forschungsergebnisse legen nahe, dass die Mücken den Giftstoff auf dem Netz nicht bemerken, bevor sie es berühren. Die Erkenntnisse könnten die Art und Weise verändern, auf die Wissenschaftler Moskitopopulationen auf ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber Insektiziden prüfen, und auch zu verbesserten Bettnetzen führen. Die Wissenschaftler erforschen derzeit eine Reihe neuartiger Konstruktionen, die bereits als ein Ergebnis der AVECNET-Forschung patentiert wurden. Zudem werden neue Insektenschutzmittel zur Bekämpfung anfälliger und resistenter Moskitopopulationen evaluiert, und neue Fallen wurden entwickelt, um Moskitos zu sammeln, die ein anderes Verhalten bei Ruhephasen und Wirtssuche aufweisen. Die AVECNET-Forscher führen derzeit in Burkina Faso eine klinische Studie für ein neues Kombinationsbettnetz durch. Das AVECNET-Team setzte erstmals eine Infrarottechnologie für Video-Tracking ein. Bei dieser Technologie wird eine Wellenlänge genutzt, die von Moskitos nicht wahrgenommen wird und sich daher nicht auf ihr natürliches Verhalten auswirkt. Indem sie den Flug einzelner Moskitos verfolgten, konnten die Wissenschaftler das Verhalten der Mücken sowie ihre Interaktion mit Netzen detailliert beobachten und beschreiben. So konnten die Forscher erstmals genau untersuchen, wie sich Moskitos voraussichtlichen Hindernissen nähern und auf sie reagieren. Das Tracking-System wurde in einem Sumpfgebiet in Tansania eingesetzt, indem Moskitos beheimatet sind, von denen einige gegenüber Insektiziden resistent sind und andere nicht. Der Erfolg der Projekts zeigte auch Anwendungsmöglichkeiten der Technologie für alle möglichen Formen der Datenerfassung auf. „Es besteht erhebliches Interesse an der Analyse großer Datenmengen, sogenannter „Big Data“ – für uns kommt noch die Komplexität der Informationsbeschaffung in einem Kontext hinzu, in dem alle Geräte mit Benzingeneratoren betrieben werden müssen. Darüber hinaus benötigen wir sehr robuste Algorithmen, welche die natürlichen Schwankungen im Verhalten wilder Moskitos berücksichtigen“, sagte Prof. David Towers, technischer Forscher an der Universität Warwick. Letztendlich könnten die Projektergebnisse Leben retten. In Afrika ereignen sich noch immer etwa 90 % aller malariabedingten Todesfälle, doch durch die Verbreitung sicherer und erschwinglicher Insektizid-Bettnetze wurden in diesem Erdteil wesentliche Verbesserungen erzielt. Diese einfachen Schutzvorrichtungen spielten eine wichtige Rolle dabei, dass die durch Malaria verursachten Todesfälle laut der Weltgesundheitsorganisation seit dem Jahr 2000 um 50 % gesenkt werden konnten. Bis zum AVECNET-Projekt waren sich Wissenschaftler allerdings unsicher, wie genau sich Moskitos gegenüber Insektizid-Bettnetzen verhalten. Dies begrenzte die Möglichkeiten zur Verbesserungen solcher Netze. Außerdem werden Malaria-Moskitos gegenüber häufig verwendeten Insektiziden schnell resistent, weshalb ein tieferes Wissen über die Funktion der Netze noch dringender erforderlich war. Das Projekt soll im Januar 2016 abgeschlossen werden. Weitere Informationen sind abrufbar unter: AVECNET
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Vereinigtes Königreich