Wissenschaft im Trend: Wissenschaftler haben ein mikroskopisch kleines Bärtierchen nach 30 Jahren lebend aufgetaut
Einem Bericht der japanischen Medien zufolge haben Wissenschaftler des Nationalen Instituts für Polarforschung in Tokio zwei der mikroskopisch kleinen Tierchen aus einem Satz Proben, der 1983 in der Antarktis entnommen wurde, lebend aufgetaut. Die Probe wurde rund 30 Jahre lang bei -20 °C aufbewahrt und dann im Mai 2014 unter kontrollierten Bedingungen über mehrere Tage aufgetaut. Während eines der wiederbelebten Tierchen nach nur 20 Tagen starb, überlebte das zweite Bärtierchen und vermehrte sich. Es legte 19 Eier, aus denen 14 gesunde Babys schlüpften. Das Bärtierchen ist nur 1 mm lang, hat acht Beine und einen aus mehreren Segmenten bestehenden Körper. Genetische Studien haben ergeben, dass sie ursprünglich in Süßwasserumgebungen lebten, bevor sie sich an das Leben an Land anpassten. Dort suchen sie sich feuchte Lebensräume wie Böden, Moose, Blattreste und Flechten. Im gefrorenen Zustand versetzen sich die Kreaturen in ein Stadium namens Kryptobiose, eine Form extremen Winterschlafs. Diese wird von vielen mikroskopisch kleinen Organismen genutzt, um unter schwierigen Bedingungen zu überleben. Die Bärtierchen fahren ihren Stoffwechsel auf weniger als 0,01 % des normalen Niveaus herunter, sie scheiden fast das gesamte Wasser in ihrem Körper aus und rollen sich zu einer Art „Fass“ zusammen, formen also im Wesentlichen ein winziges, unverwüstliches Kügelchen. Es wird angenommen, dass manche Bärtierchenarten das Wasser in ihren Zellen durch ein natürliches Frostschutzmittel namens Glyzerin oder kristalline Zucker ersetzen, um ihre Struktur zu erhalten. Dies ist von Bedeutung, da das Beibehalten von Wasser oft eine Ursache für interne Schäden an Organismen ist – Wasser beschädigt beispielsweise Zellen, während es gefriert. Trotz ihrer winzigen Größe werden Bärtierchen als eine der widerstandsfähigsten Kreaturen betrachtet, die heute leben. Sie können nicht nur unter extremen Temperaturen überleben, sondern wurden auch erfolgreich Strahlung ausgesetzt. 2007 wurde das Bärtierchen zum ersten Lebewesen, das im Weltraum überlebte, wo es Temperaturen unter null Grad, Sauerstoffmangel und starken Sonnenwinden ausgesetzt war. Wissenschaftler hoffen, ein besseres Verständnis dessen zu erlangen, wie Bärtierchen so lange Zeit unter solch schwierigen Bedingungen überleben können. Der nächste Schritt wird für das japanische Forschungsteam darin bestehen, den gesamten langfristigen Überlebensmechanismus der Bärtierchen besser zu verstehen. „Wir möchten den Mechanismus für das langfristige Überleben entschlüsseln, indem wir Schäden an der DNA der Bärtierchen betrachten und uns ihre Fähigkeit, diese Schäden zu reparieren, näher ansehen“, kommentierte der Wissenschaftler Megumu Tsujimoto. Es ist jedoch festzuhalten, dass die Bärtierchen trotz ihrer wirklich beeindruckenden Überlebensrate noch nicht den aktuellen Rekord für das Überleben in einem gefrorenen Zustand schlagen konnten. Dieser Rekord wird derzeit vom Fadenwurm gehalten, der es schaffte, nahezu 40 Jahre zu überleben, bevor er wiederbelebt wurde.
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