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Inhalt archiviert am 2023-03-24

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Wissenschaft im Trend: Klimawandel verschiebt die Erde auf ihrer Polachse

Im Rahmen einer neuen NASA-Studie fand man heraus, dass schmelzendes Eis und Niederschlagsveränderungen dazu führen, dass Nord- und Südpol abdriften, wodurch sich die Polachse der Erde drastisch verschiebt.

Seit 1899 haben Wissenschaftler und Navigatoren den wahren Pol und die Polbewegung genau erfasst, und fast während des gesamten 20. Jahrhunderts konnte eine leichte Wanderung in Richtung Kanada beobachtet werden. Laut Surendra Adhikari vom NASA Jet Propulsion Lab, dem Hauptautor der Studie, hat sich das jedoch in diesem Jahrhundert geändert, und jetzt bewegt er sich in Richtung Großbritannien. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift „Science Advances“ veröffentlicht. Durch schmelzende Eisplatten, vor allem in Grönland, aber auch in der Antarktis (die gemeinsam 99 % der Süßwasserreserven der Erde beherbergen), verändert sich die Gewichtsverteilung auf der Erde. Dies unterstreicht die sehr realen und alarmierenden Auswirkungen des Klimawandels auf unserem Planeten. In der Studie wurden Daten von Satelliten und Landvermessungen aus den Jahren 2003 bis 2015 analysiert. Sie wurden verwendet, um zu erklären, wie und warum sich die Erde genau so bewegt. Obwohl es für die Achse normal ist, sich ein wenig zu bewegen, so fällt die jüngste Verschiebung doch stärker als erwartet aus. Der Studie zufolge hat sich die Rotationsachse des Planeten seit Beginn des neuen Jahrtausends aus ihrem normalen Bereich herausbewegt und ist in der Größenordnung von etwa 75 Grad nach Osten gewandert. Der Neigungswinkel wird durch Veränderungen der Wasserverteilung bewirkt. Ursache sind somit die mehr als 396 Billionen Kilogramm Eis, die Grönland und die Westantarktis jährlich verlieren. Zusätzlich gewinnt die Ostantarktis jährlich 74 Billionen Kilogramm, wodurch sich die Gewichtsverteilung nach Osten verlagert und der Planet auf seiner polaren Achse taumelt. „Das mag wie eine geringfügige Veränderung scheinen, aber es steckt eine sehr wichtige Information dahinter“, erklärte Dr. Adhikari. „Diese Verschiebung beläuft sich auf eine Größenordnung von 10 Zentimetern pro Jahr [seit 2000], damit ist sie wahrscheinlich nicht groß genug, um eine Neuberechnung des geografischen Pols der Erde zu rechtfertigen … obwohl spätere Generationen das berücksichtigen müssen, wenn die Veränderungen anhalten.“ Allerdings sind es nicht nur die schmelzenden Gletscher an den beiden Polen, welche zur Verschiebung der Polachse der Erde beitragen. Das Forschungsteam berichtet auch, dass viel Masse durch den großen Flüssigkeitsverlust auf dem Festland in Bewegung gerät. Sie verfolgen auch die Theorie, dass sich der Rotationspol in Richtung Europa verschiebt, weil es in Eurasien, um das Kaspische Meer herum und in Indien große Wasserverluste aus Seen und aus dem Grundwasser gab. Insgesamt wärmere Temperaturen haben in vielen Regionen der Welt zu mehr Verdunstung und weniger Niederschlag geführt. Aus menschlicher Sicht hat die wachsende Bevölkerung mehr Wasser aus den Stauseen und Brunnen verbraucht. Dr. Adhikari und sein Team hoffen, dass ihre Erkenntnisse anderen Klimaforschern dabei helfen, die globalen Kräfte besser verstehen zu können. „Wir sollten in der Lage sein, die Daten der Polbewegung zu nutzen und ein paar interessante Fragen zu beantworten“, meint Adhikari. Zum Beispiel könnten die Daten dazu beitragen, genauere Klimamodelle zu erschaffen, da sich die Wissenschaftler mit dem soliden Archiv zu Polverschiebungen an den Anfang vorarbeiten könnten, um so Rückschlüsse auf die Schmelz- und Verdampfungsraten der Vergangenheit zu ziehen. Wissenschaftler könnten auf ähnliche Weise verfolgen, wie schnell bestimmte Regionen von Dürre ausgetrocknet wurden. Das Endergebnis könnten bessere und genauere Prognosen für künftige Klimaveränderungen sein, sowie ein besseres Verständnis, wie sich die Erde im Weltraum dreht.

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Vereinigte Staaten

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