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Inhalt archiviert am 2023-03-24

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Nachhaltige Saftverpackung aus Biomasse

EU-Forscher haben auf Basis des Abwassers der Fruchtsaftindustrie innovatives, nachhaltiges Verpackungsmaterial entwickelt.

In der EU werden jährlich mehr als 67 Millionen Tonnen Verpackungsabfälle generiert. Dies entspricht in etwa einem Drittel des gesamten Siedlungsabfalls. Dabei entfallen in Industrieländern 60 % aller Verpackungen auf Lebensmittelverpackungen. Im Bereich der Lebensmittelverpackungen wird also am deutlichsten bewusst, wie viel Abfall wir produzieren. Zudem verbraucht die Fruchtsaftindustrie enorme Mengen Wasser – für die Reinigung der Geräte und Anlagen sowie das Waschen der Früchte, bevor Sie zu Saft verarbeitet werden. In den letzten Jahren ist das Abwasservolumen in der Fruchtsaftindustrie – im Bezug auf die Verarbeitung von Früchten wie Äpfeln, Aprikosen, Kirschen, Zitrusfrüchten und Pfirsichen – weltweit um etwa 129.461 Liter gestiegen. Die Teilnehmer des durch das RP7 finanzierte PHBOTTLE-Projekts hielten am 18. April 2016 in Brüssel einen letzten Workshop ab. Dort präsentierten sie kurz ihre Ergebnisse sowie die von ihnen entwickelte innovative Verpackung, die hoffentlich zur Reduzierung dieser riesigen Abfallmengen beitragen wird. Aus Biomasse wird Biokunststoff Der im Rahmen des PHBOTTLE-Projekts entwickelte Verpackungsprototyp basiert auf Biomasse (primär fermentierbarer Zucker wie Glukose, Fruktose und Maltose), die aus dem Abwasser der Fruchtsaftindustrie gewonnen und zu Biokunststoff (Polyhydroxybuttersäure, PHB) verarbeitet wurde. Die im Abwasser der Fruchtsaftindustrie enthaltene Biomasse kann zu bis zu 70 % aus fermentierbarem Zucker bestehen, was einer Konzentration von nahezu 20 g/l entspricht und das Abwasser zu einer ergiebigen Quelle für die Basis der PHB-Biokunststoffherstellung werden lässt. Diesem Material wurden dann Antioxidantien beigemengt, die die Haltbarkeit des Safts verlängern sollten. Die Forscher stützen sich auf die neuesten Erkenntnisse im Bereich der Biotechnologie sowie Verpackungs- und Mikroverkapselungstechnologien und zeigten, welchen Wert die von der Fruchtsaftindustrie produzierte Biomasse als Rohstoff für die Herstellung von Verpackungen für ihre eigenen Produkte hat. Förderung einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft Dr. Ana Valera, Projektkoordinatorin, präsentierte während des Workshops einige der PHB-basierten Prototypflaschen und wies auf deren zusätzlichen Vorteile für die Umwelt hin: „Unsere innovative Verpackung trägt auch dazu bei, dass die durch konventionelle Plastikabfälle entstandenen Schäden reduziert werden. Unsere Verpackung ist nicht nur umweltfreundlich, weil sie aus Biomasse (und nicht, wie andere Produkte, aus Erdöl) gefertigt ist, sondern auch, weil das Abwasser der Fruchtsaftindustrie durch die Herstellung dieser Verpackungen reiner wird.“ Das PHBOTTLE-Projekt trägt also auf zwei besondere Weisen zur Umsetzung einer Kreislaufwirtschaft in Europa bei. Zunächst einmal ist die Abwasserreinigung in der Fruchtsaftindustrie aufgrund des hohen Energieverbrauchs der Belebungsbecken sowie der Kosten der Entsorgung des Klärschlamms ein kostspieliges Verfahren. Werden aus dem unbehandelten Abwasser nun wertvolle Materialien gewonnen, senkt dies die Kosten für Reinigung und Entsorgung. Hinzu kommt, dass die Verwendung biologisch abbaubarer Lebensmittelverpackungen die Abwasserreinigungskosten zusätzlich reduzieren und zudem den Energieverbrauch sowie den Kohlendioxidausstoß senken wird. Das PHBOTTLE-Projektteam ist zudem überzeugt, dass das von ihnen entwickelte Material nicht nur in der Verpackungsindustrie sondern auch in anderen Branchen Anwendung finden könnte. Das Beispiel, das Dr. Valera beim Workshop anführte, war die Automobilindustrie, die die Kappen für Autobatterien aus diesem Material herstellen könnte. In Bezug auf das Konzept der Kreislaufwirtschaft, das unter EU-Politikern derzeit ein viel diskutiertes Thema ist, konnte das PHBOTTLE-Projektteam einen wertvollen Beitrag zur Förderung von umweltfreundlichen Lösungen im Bereich der Entwicklung von Produkten und Prozessen leisten, die die Abhängigkeit von Erdöl-basierten Produkten verringern. Das PHBOTTLE-Projekt soll Ende April 2016 abgeschlossen werden und wurde insgesamt mit nahezu 3.000.000 € von der EU unterstützt. Weitere Informationen finden Sie auf: Projektwebsite

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