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Inhalt archiviert am 2023-03-24

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Neue Hoffnung im Kampf gegen vernachlässigte Pilzerkrankungen: Medikament gegen Brustschmerzen könnte eine Lösung darstellen

Ein EU-finanziertes Projekt verheißt Erfolg bei der Entwicklung einer neuen, auf Kalziumkanalblockern basierenden Behandlungsmethode von tödlichen Pilzinfektionen.

Pilzerkrankungen stellen ein immer größeres Risiko für unsere Gesundheit dar. Dies gilt insbesondere für Menschen, deren Immunsystem geschwächt ist, weil sie im Zuge der Behandlung von Krankheiten wie HIV Immunsuppressiva erhalten. Nicht viele Pilze sind humanpathogen, doch Studien zeigen, dass die Virulenz bei den wenigen Arten, die es sind, tatsächlich unabhängig voneinander immer wieder zugenommen hat. Nun versuchen Forscher, die Hintergründe dieser Zunahme besser zu verstehen, um effektivere Behandlungsmethoden entwickeln zu können. Die Teilnehmer des MITOFUN-Projekts basierten ihre Suche nach möglichen Behandlungsmethoden auf der These, dass einer der Virulenzfaktoren von Pilzen im tierischen Wirt in den Mitochondrien, den Energielieferanten, der Pilzzellen zu finden ist. Nutzung des körpereigenen Immunsystems Die Forscher des MITOFUN-Projekts untersuchten den Cryptococcus neoformans, einen Pilz, der Lungeninfektionen hervorruft und mit mykotischer Meningitis und Enzephalitis in Verbindung gebracht wird. Dazu kombinierten sie Methoden aus der Zellbiologie und der Genetik mit hoch auflösenden bildgebenden Verfahren. Der Cryptococcus neoformans verbirgt sich in den Leukozyten des Patienten und ist somit besonders schwierig zu behandeln. Das MITOFUN-Projektteam hat in der Drug Discovery Facility der University of Birmingham, England, 1.200 von der FDA zugelassene patentfreie Medikamente eingehend betrachtet. Ihr Ziel war es, Medikamente zu finden, die dafür sorgen könnten, dass die Leukozyten die Infektion erkennen und eine Immunreaktion initiieren. Nach einer zweiten Analyserunde wurden 19 vielversprechende, in der Prestwick Chemical Library® für von der FDA zugelassene kleine Moleküle eingetragene Verbundstoffe auf einen starken Kandidaten reduziert: das gegen den Cryptococcus wirksame Fendilin hydrochlorid. Dieser Verbundstoff wird üblicherweise in der Behandlung von Angina pectoris und Brustschmerzen eingesetzt. Es wird angenommen, dass der Cryptococcus das Kalziumsignal in menschlichen Zellen stören muss, um zu überleben. Das Fendilin hydrochlorid unterbindet diese Störung, sodass die Infektion zutage treten kann und eine Immunreaktion ausgelöst wird. Potenzielle neue Therapieform für vernachlässigte Krankheit Immungeschwächte Patienten sind besonders anfällig für Cryptococcus neoformans-Infektionen, die weltweit eine der häufigsten Todesursachen bei HIV/AIDS-Patienten darstellen. Jährlich erkrankt eine Million Menschen an einer durch den Cryptococcus ausgelösten Meningitis. In Subsahara-Afrika, wo die Anzahl der HIV-positiven Patienten, die an einer durch den Cryptococcus ausgelösten Meningitis sterben, am höchsten ist, liegt die Sterblichkeitsrate bei 70 %. Die Infektion erfolgt meist über das Einatmen von Sporen oder Hefen, das dann zu einer Infektion der Lunge führt. Diese Infektion kann sich auf das zentrale Nervensystem ausbreiten und eine Meningitis hervorrufen. Eine Kryptokokkose ist unter anderem deshalb so schwierig zu behandeln, weil das Erbgut des Pilzes, im Gegensatz zu dem anderer Krankheitserreger wie Bakterien, dem des Menschen sehr ähnlich ist. Daher ist es eine wahre Herausforderung, eine Behandlungsmethode zu finden, die sich allein auf den Pilz auswirkt und nicht auf die menschlichen Zellen, sodass kein Risiko für die allgemeine Gesundheit des Patienten besteht. Das Ergebnis des MITOFUN-Projekts wurde in der Fachzeitschrift „International Journal of Antimicrobial Agents“ veröffentlicht: Das Team kam zu dem Schluss, dass ein potenzieller Ansatz für die Entwicklung von Medikamenten gegen und die Behandlung von Cryptococcus-Infektionen die Konzentration auf Kalziumkanalblocker wie Fendilin hydrochlorid sein könnte. Doch auch wenn das Fendilin hydrochlorid in puncto Stimulation des körpereigenen Immunsystems zur Initiierung einer Immunreaktion hohes Potenzial birgt, müssten doch so hohe Dosen verabreicht werden, dass das Medikament als eigenständige Behandlungsmethode nicht infrage kommt. Die Projektergebnisse ebnen jedoch einen vielversprechenden Weg für künftige Forschungsprojekte, die sich mit dem Kampf gegen diese vernachlässigte Krankheit befassen. Weitere Informationen finden Sie auf: CORDIS-Projektwebseite

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