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Inhalt archiviert am 2023-04-03

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Wissenschaft im Trend: Assortative Paarung beim Menschen

Australische Forscher veröffentlichten eine wissenschaftliche Arbeit, laut der sich Menschen ihren Lebenspartner durch eine Form von assortativer Paarung suchen. Dies wirkt sich deutlich auf die Entwicklung des menschlichen Genoms aus.

Nach traditioneller Auffassung suchen sich Menschen meist einen Partner, der ihnen besonders ähnlich ist – etwa hinsichtlich Bildungsgrad, äußerlicher Attraktivität, Größe, Gewicht und anderer Kriterien. Die Ergebnisse einer neuen Studie, die in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift „Nature Human Behaviour“ veröffentlicht wurde, legen nahe, dass dies kein Zufall ist. Den Forschern zufolge heiraten gebildete Menschen nicht nur deshalb andere gebildete Menschen, weil sie häufiger mit diesen interagieren, sondern weil sie bei der Partnerwahl aktiv nach ihnen suchen. Bei diesem Phänomen, das als assortative Paarung bezeichnet wird, handelt es sich um eine Form der Auswahl von Sexualpartnern, bei der sich Individuen mit ähnlichen Merkmalen häufiger untereinander fortpflanzen als dies bei einer zufälligen Auswahl der Fall wäre. Die assortative Paarung wurde bereits in der Natur beobachtet, so suchen sich kräftig gefärbte Rotkehl-Hüttensänger Partner mit einem ebenso farbenfrohen Federkleid, während die weniger interessant gefärbten Vögel eher unter sich bleiben. Ein weiteres Beispiel bildet die japanische Erdkröte, die einen Partner ähnlicher Größe bevorzugt. Die assortative Paarung ist nutzbringend, da sie den Familienzusammenhalt stärkt, sodass der Nachwuchs mit höherer Wahrscheinlichkeit überlebt, solange sich das selektierte Merkmal, wie etwa die Größe, auch weiterhin als Vorteil erweist. Die australischen Forscher von der University of Queensland in Brisbane nutzten umfassende Datenbanken mit Informationen zu physischen und genetischen Merkmalen von Menschen und suchten bei ihnen nach genetischen Markern für Merkmale wie Größe und Body Mass Index (BMI), um die Größe und den BMI ihres Partners vorauszusagen. Sie vermuteten, dass in Fällen, in denen der untersuchte genetische Code auf ein hochgewachsenes Individuum schließen lässt, mit höherer Wahrscheinlichkeit auch dessen Partner groß ist. Als die Forscher die tatsächlichen Körpergrößen von 24 000 heterosexuellen Ehepaaren europäischer Herkunft verglichen, stellten sie in der Tat eine deutliche statistische Korrelation zwischen den genetischen Markern für Körpergröße von Personen und der tatsächlichen Körpergröße ihres jeweiligen Partners fest. Sie fanden zudem einen weniger deutlichen, aber dennoch statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen den Genen in Bezug auf den BMI von Menschen und dem tatsächlichen BMI der jeweiligen Partner. Die Forscher untersuchten jedoch nicht nur körperliche Merkmale, sondern analysierten auch die assortative Paarung hinsichtlich anderer Eigenschaften, etwa Anzahl der in Bildung investierten Lebensjahre. Zu diesem Zweck werteten sie Informationen aus einer britischen Datenbank zu 7 780 Paaren aus. Sie suchten bei Partnern bei genetischen Markern nach Übereinstimmungen, die zuvor mit dem Bildungsgrad in Zusammenhang gebracht worden waren, und stellten eine bemerkenswert hohe Korrelation fest. Laut Matthew Robinson, Postdoktorand und Leiter der Studie, liegt dies darin begründet, dass Menschen aktiv nach Partnern mit ähnlichen Interessen suchen, die wiederum häufig mit dem Bildungsgrad zusammenhängen. In der veröffentlichten Arbeit argumentieren die Forscher, dass sich die Partnerwahl „auf die genomische Architektur der Eigenschaften von Menschen auswirkt“ und so die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass ein bestimmtes Merkmal an den gemeinsamen Nachwuchs weitergegeben wird. Dies ist von hoher Bedeutung, da dies auch in genetischen Modellen berücksichtigt werden muss, mit denen die Wahrscheinlichkeit eingeschätzt wird, mit der Mitglieder einer bestimmten Familie ein bestimmtes Merkmal weitervererben. Bei diesem Merkmal kann es sich um eine körperliche Eigenschaft (z. B. die Körpergröße) oder auch um eine bestimmte Krankheit handeln, etwa um eine geistige Erkrankung oder Krebs. Robinson erhofft sich, mit seinem Verfahren weitere Paare auf andere Ähnlichkeiten hin zu untersuchen, um die Entwicklung genetischer Modelle noch weiter zu unterstützen. Er möchte sogar seine eigene Partnerin analysieren und kommentiert: „Wie haben beide einen Doktortitel und sind beide recht groß – wir passen genau ins Muster!“

Länder

Australien

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