Wissenschaft im Trend: Die Ringe des Saturn sind erstaunlich jung, wie Wissenschaftler nun berichten
Der Saturn ist ohne seine Ringe kaum vorstellbar. Das ausgedehnteste planetare Ringsystem im Sonnensystem ist jedoch bei weitem nicht so alt wie der Planet selbst. Ein kürzlich in der Fachzeitschrift „Science“ erschienener Artikel bestätigt, dass die Ringe vor weniger als 100 Millionen Jahren, möglicherweise sogar erst vor 10 Millionen Jahren, entstanden sind. Sie wären damit noch jünger als die Dinosaurier. Zu verdanken ist diese Entdeckung der NASA-Raumsonde Cassini, die im Rahmen einer gemeinsamen amerikanisch-europäischen Mission entsandt wurde. Sie umkreiste den Saturn mehr als zehn Jahre, bevor sie Ende 2017 in die Atmosphäre des Planeten stürzte. Bevor sie verglühte, schickte die Sonde Daten über die Atmosphäre und die Ringe des Saturn zur Erde. Ihre Instrumente nahmen eine präzise Messung der Materialmenge in den Saturnringen vor. Dadurch war es dem Forscherteam möglich, endlich die genaue Masse der Ringe zu bestimmen. Nach der Bestimmung der Ringmasse konnte das Team daraus das Alter der Ringe berechnen. Dazu verglichen sie die Masse der Ringe mit der Masse der hellen, sichtbaren Komponenten. „Bisherige Schätzungen des Alters der Saturnringe erforderten einen hohen Modellierungsaufwand und waren deutlich unsicherer. Nun aber liegen uns Direktmessungen vor, anhand derer wir das Alter recht genau eingrenzen können“, so Hauptautor Luciano Iess von der Universität Sapienza in Italien gegenüber der „BBC“. Der Saturn hatte seine majestätischen Ringe nicht von Beginn an Das Alter der Saturnringe ist in der wissenschaftlichen Gemeinschaft seit vielen Jahren ein heiß diskutiertes Thema. Manche sind der Überzeugung, dass die Ringe zusammen mit dem riesigen Gasplaneten entstanden sind. Aus den Cassini-Daten geht hervor, dass die Ringe nach wie vor zum größten Teil aus hellem Eis bestehen. Dies lässt darauf schließen, dass sie noch relativ jung sind. Geht man davon aus, dass der Saturn vor rund 4,5 Milliarden Jahren entstanden ist, so gäbe es die Ringe demnach erst seit 1 % seiner Lebensdauer. Das Forscherteam stellte zudem fest, dass der felsige Kern des Planeten etwa die 15- bis 18-fache Masse der Erde besitzt. „Diese Messungen waren nur möglich, weil Cassini in den letzten Stunden so nah über der Oberfläche flog“, so Burkhard Militzer, Studienautor und Professor der Geowissenschaften und Planetologie an der University of California, Berkeley, gegenüber „CNN“. „Es war ein klassisches und spektakuläres Ende der Mission.“ Um korrekte Messungen zu erhalten, mussten die Wissenschaftler zunächst die tief in der Atmosphäre des Saturn reichenden Windströme erklären. Diese Windströme ähneln riesigen Wolken in einer Tiefe von nur knapp 10 000 km. Die Oberflächenwolken am Äquator des Saturn drehen sich 4 % schneller als diese tiefe Schicht. „Die Entdeckung tief rotierender Schichten ist eine überraschende Erkenntnis über die innere Struktur des Planeten“, erklärte die Cassini-Projektwissenschaftlerin Linda Spilker vom Jet Propulsion Laboratory der NASA. „Die Frage ist, was den schneller rotierenden Teil der Atmosphäre so weit in die Tiefe sinken lässt und was uns das über das Innere des Saturn verraten kann.“ Neigt sich das Zeitalter der berühmten Saturnringe seinem Ende zu? Die Erkenntnis, dass die Ringe den Planeten nicht schon seit seiner Entstehung begleiten, zeigt, dass wir nichts als gegeben hinnehmen sollten. Das zeigt sich einer aktuellen Studie der NASA zufolge insbesondere bei den spektakulären Saturnringen. Laut einer Pressemitteilung der US-Raumfahrtbehörde verschwinden die Ringe des Saturn sogar schneller als bislang angenommen. In rund 300 Millionen Jahren werden sie ganz verschwunden sein. Nichts währt ewig.
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