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Inhalt archiviert am 2023-01-01

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Einführung des Programms "Innovation und Beteiligung von KMU" - der Schlüssel zur optimalen Nutzung des Fünften Rahmenprogramms

Das Gedächtnis der Europäer ist in Stein geschrieben, in Kunstwerke umgesetzt und in Objekten verwurzelt, die seit Jahrhunderten ihre Kultur begründen. Doch diese Zeugnisse der Vergangenheit sind oftmals in einem kläglichen Zustand. Luftverschmutzung, ungeeignete Konservierung...

Das Gedächtnis der Europäer ist in Stein geschrieben, in Kunstwerke umgesetzt und in Objekten verwurzelt, die seit Jahrhunderten ihre Kultur begründen. Doch diese Zeugnisse der Vergangenheit sind oftmals in einem kläglichen Zustand. Luftverschmutzung, ungeeignete Konservierungs- und Restaurationstechniken, riesige Besucherströme ... alle haben ihren Teil dazu beigetragen. Nun bemühen sich Klimatologen, Chemiker, Mikrobiologen, Kuratoren, Architekten und Techniker, die unter dem Schirm der Europäischen Kommission in multidisziplinären Teams zusammenarbeiten, diese Kulturschätze in ihrer ganzen Pracht wiederherzustellen. Die gegenwärtige Situation Ein Großteil des europäischen Kulturerbes befindet sich in städtischer Umgebung. Städte beherbergen heute nicht nur 80% der europäischen Bevölkerung, sondern sind darüber hinaus wichtige Aktivitätszentren - und damit Verkehr, Verschmutzung und Verschleiß ausgesetzt. Aber seit einigen Jahrzehnten werden beschädigte und angegriffene Monumente einem ,,Lifting" unterzogen, das ihnen ihren ursprünglichen Glanz zurückgeben soll. Leider wird dabei nur allzu oft die Anfälligkeit der Werkstoffe außer acht gelassen. Die in Museen untergebrachten Kunstwerke leiden unter den Auswirkungen moderner Technologien wie Klimaanlagen und Beleuchtung, während sich Mikroorganismen an unbezahlbaren Meisterwerken gütlich tun. Schlechte Konservierungsbedingungen führen dazu, daß Pigmente austrocknen, Pergamente verschimmeln und Holz bröckelig wird. Und wenn der Massentourismus auch erhebliche Mittel in die Kassen der ,,Manager" unseres Kulturerbes fließen läßt, so hat er doch seine negative Seite. Menschenmengen bedeuten Verschmutzung, und für die empfindlichsten Stätten mußte der Publikumsverkehr bereits einschränkt werden. Auch die Natur wirkt manchmal zerstörerisch, wie das Erdbeben in Assissi unlängst wieder gezeigt hat. Gemeinsames Interesse Seit einigen Jahren beschäftigen sich Wissenschaftler (Klimatologen, Chemiker, Biologen, Kuratoren, Architekten und Techniker) intensiv mit dem Zustand des europäischen Kulturerbes, um neue Vorbeugungsmethoden zu untersuchen und Restaurations- und Konservierungstechniken zu testen. Ihr pluridisziplinärer Ansatz ist dabei ebenso wichtig wie ihre grenzüberschreitende Zusammenarbeit, da der Nutzen ihrer Arbeit weit über eine bestimmte Kulturstätte hinausgeht. Dank der systematischen Analyse verschiedener Stätten können vergleichende Untersuchungen vorgenommen werden. Ihre vereinten Bemühungen stoßen in allen Ländern, die ihr Kulturerbe schützen wollen, auf reges Interesse. Europa tritt auf den Plan ... Die Europäische Kommission fördert bereits seit über zehn Jahren die größten internationalen Programme zur Forschung über Umweltschäden am Kulturerbe. Rund 180 Partner haben an multidisziplinären Projekten in ganz Europa mitgewirkt, wobei die Beteiligung nicht auf die Mitgliedstaaten beschränkt war, sondern auch Norwegen, die Schweiz und mitteleuropäische Ländern umfaßte. Diese Projekte, die wissenschaftliche und technologische Kenntnisse und Know-how für den Schutz und die Wiederherstellung des Kulturerbes weiterentwickeln sollen, zielen darauf ab: die Ursachen, Mechanismen und Auswirkungen von Umweltschäden auf Monumente zu verstehen und die angewandten Abhilfemaßnahmen zu analysieren; angemessene Konservierungs- und Restaurationsmethoden und -technologien zu entwickeln und zu validieren; die mit dem Einsatz von Technologien und Massentourismus verbundenen Risiken zu beurteilen; Leitlinien und bewährte Verfahren für ein vernünftiges und nachhaltiges Management des Kulturerbes auszuarbeiten. ... in vier Etappen Seit 1986 - als das Kulturerbe eine der spezifischen Facetten von Umweltprogrammen darstellte - haben sich die von der Kommission unterstützten Umweltprioritäten in vier Hauptphasen entwickelt: Phase I (1986-1990) Die Auswirkungen der Verschmutzung auf historische Gebäude wurden in zehn Projekten untersucht. Die Architektur ist die symbolträchtigste und sichtbarste Facette des Kulturerbes. Es ging vor allem darum, die materielle Stabilität von Stein im weitesten Sinne, daß heißt Marmor, Kalkstein und Granit, sowie seine Schnittstelle zur Umwelt zu analysieren. Der Zustand dieser Baustoffe hat sich in diesem Jahrhundert aufgrund der Luftverschmutzung in besorgniserregendem Tempo verschlechtert. Die meisten der bisher angewandten Behandlungen haben sich als wirkungslos erwiesen, da das Verständnis von Ursachen und Mechanismen, gegen die man hätte angehen müssen, fehlte. Im Laufe dieser ersten Phase haben Forschungsteams die Auswirkungen von Schmutzstoffen auf verschiedene historische Gebäude in der Europäischen Union untersucht und verglichen - zum Beispiel, wie der Marmor des Parthenon auf Salpetersäure und Nitrate reagiert. Um diese empfindlichen Baustoffe eingehender zu erforschen, wurden chemische Mikroanalysetechniken und Ultraschalltechnologie entwickelt. Phase II (1989-1992) Im Rahmen des Programms STEP wurde die Palette der untersuchten Baustoffe erweitert. Die Mittel für diese Forschungsphase erhöhten sich auf 5,5 MECU (verglichen mit 0,75 MECU in der ersten Phase). Acht Projekte wurden ausgewählt. Zwei betrafen den Verfall von Granit (Megalithe und Kathedralen) in sehr unterschiedlichen Umgebungen: Zentralspanien und die Bretagne (F) in einem feuchten Klima, und die besonders verschmutzte Region Porto (P). Ein weiteres Projekte befaßte sich mit der Frage, wie Schmutzstoffe abgelagert werden und auf die Oberfläche von Gebäuden einwirken. 14 Laboratorien in neun europäischen Städten untersuchten in einem anderen Projekt gemeinsam verschiedene Monumente, unter zwar unter Berücksichtigung des Einflusses klimatologischer, biologischer und menschlicher Faktoren (Restauration usw.) auf Stein und Mörtel. Erstmals beschäftigte man sich auch mit anderen Elementen als Gebäuden. Einige Forscher analysierten die Degenerationsprozesse von Leder (vor allem Bucheinbände in Bibliotheksarchiven), andere gingen der Frage nach, wie Papier auf seine Umgebung reagiert, und ein Team untersuchte den Zustand von Metallgegenständen, die bei archäologischen Ausgrabungen zu Tage gebracht wurden. Phase III (1991-1994) Im Rahmen des Programms Umwelt wurden Forschernetzwerke verstärkt. Zwei der insgesamt achtzehn ausgewählten Projekte konzentrierten sich auch einen spröden, sowohl für die nord- als auch die südeuropäische Architektur typischen Baustoff: Backstein. In diesem Bereich konnten dank der Fülle von Fachwissen, Laboranalysen von Stichproben, in situ durchgeführte Widerstandstests, gründliche Untersuchungen der inneren Struktur von Gebäuden sowie Oberflächenbehandlungsanalysen erhebliche Fortschritte erzielt werden. Rund um die Mittelmeerküste wurden die Auswirkungen der Meeresumgebung (zerstäubendes Meersalz) auf Monumente unter die Lupe genommen. Weitere Projekte befaßten sich mit Beschichtungen zur Konservierung von Bronzeskulpturen, der Behandlung von Holz und dem Einsatz nicht-intrusiver Analysetechniken (tomographische Röntgenbilder, Ultraschall, Radar) zur Schadenbewertung. Phase IV (1995-1998) Unter dem Programm Umwelt und Klima wurden neunzehn Projekte unterstützt. Sie umfaßten die Untersuchung der ältesten kulturellen Überreste der Welt, und zwar historische Höhlenzeichnungen in Altamira, Nordspanien (ROCK ART). (Diese Forschung verdeutlicht übrigens den Synergiewert dieser EU-Programme: Derzeit erforscht ein deutsches Pharmalabor eine unbekannte Bakterie, die auf den Höhlenwänden entdeckt wurde). Die Auswirkungen von Technologien wie Klimaanlagen, Heizung und Beleuchtung sowie Massentourismus wurden in vier europäischen Museen von Klimatologen, Chemikern und Mikrobiologen untersucht (AER). ISTECH wiederum konzentrierte sich auf die Entwicklung innovativer Techniken (eine neue Legierung), um die Widerstandsfähigkeit historischer Gebäude gegen Erdbeben zu verbessern und solche Konstruktionen zu verstärken, ohne sie zu beschädigen. In anderen Projekten ging es um neue Untersuchungstechniken für die sichere und zuverlässige Bewertung des Zustands von Kunstwerken aus Holz (SAVE ART) oder innovative Methoden zur Erhaltung und Restauration von Monumenten (NEW SURFACE) (insbesondere Oberflächenbehandlung und Pestizide). Diese Arbeit war auf die FTE-Bedürfnisse der für das Kulturerbe zuständigen Manager und Techniker (lokale Behörden, Museen und Bibliotheken, auf Restauration spezialisierte KMU) ausgerichtet. Das Projekt (REACH), das erste seiner Art, soll das wirtschaftliche und gesellschaftliche Kosten-/Nutzen-Verhältnis der Einführung von Normen zur Bewahrung des Kulturerbes im städtischen Umfeld bewerten. Die Gegenwart (1998-2002) Nachdem diese vier Etappen zurückgelegt sind, ist nun das Fünfte Rahmenprogramm (1998-2002) am Zuge. Das Kulturerbe nimmt in der Leitaktion Die Stadt von morgen und das kulturelle Erbe einen wichtigen Platz ein. Die europäische Forschung über gezielte Themen zur Verbesserung der Lebensqualität der EU-Bürger und zur Bewältigung sozioökonomischer Probleme wird nun intensiviert. Arbeiten über das Kulturerbe können heute auf gut zehn Jahre Forschung zurückgreifen, die nicht bloß Probleme herausgestellt, sondern bewährte, auf wissenschaftlichen Grundlagen basierende Verhütungs-, Konservierungs- und Restaurationsverfahren eingeführt und so einen wichtigen Beitrag geleistet hat. Eine erste Reihe europäischer Konferenzen über Forschung zum Schutz des kulturellen Erbes: ,,Chancen für europäische Unternehmen" wurde 1997 in Rom organisiert, eine zweite 1998 in Aachen, und die dritte soll im September in Santiago de Compostela stattfinden. Diese Veranstaltungen haben die im Rahmen von Gemeinschaftsprojekten entstandenen Netzwerke gefestigt und geholfen, die Wettbewerbsfähigkeit von KMU in diesem Bereich zu verbessern. Obwohl das Interesse an diesem speziellen Gebiet ursprünglich von Universitäten und Forschungszentren ausging, beteiligte sich die Industrie nach und nach an den Projekten, die mittlerweile zunehmend eine pan-europäische Dimension haben. Die Verbreitung, die Europa diesen Arbeiten zuteil werden läßt, hängt mit dem steigenden und immer breiteren Interesse an diesem Thema zusammen. Seit 1989 hat die Kommission zahlreiche Konferenzen und Workshops organisiert, um die durchgeführten Forschungsarbeiten über den Schutz des kulturellen Erbes vorzustellen. Mehrere Sitzungen haben an speziellen Orten stattgefunden, wie das Seminar über die Rettung der Basilika von Assissi und ihre Fresken, das gemeinsam mit dem italienischen Kultusministerium veranstaltet wurde. Manche dieser Untersuchungen sind in einer EK-Sammlung wissenschaftlicher Berichte dokumentiert worden. Mit der Veröffentlichung des ,,European Cultural Heritage Newsletter on Research" wurde die Verbindung zwischen Forschern, Benutzern und Experten unterstützt. Außerdem sind Gruppen von Experten, die sich mit den gleichen Themen befassen, gebildet worden, um Netzwerke zwischen Forschern, Leitern europäischer Initiativen und nationaler Programme sowie den für das Kulturerbe zuständigen Managern zu knüpfen.

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