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Europäische Telearbeitswoche

Die Europäische Telearbeitswoche, die vor fünf Jahren ins Leben gerufen wurde, hat viel zur Förderung der Telearbeit und neuer Arbeitsformen in Europa beigetragen. Sie stellt den Brennpunkt vieler Aktivitäten dar, die das ganze Jahr über als Teil der Verpflichtung der Europäis...

Die Europäische Telearbeitswoche, die vor fünf Jahren ins Leben gerufen wurde, hat viel zur Förderung der Telearbeit und neuer Arbeitsformen in Europa beigetragen. Sie stellt den Brennpunkt vieler Aktivitäten dar, die das ganze Jahr über als Teil der Verpflichtung der Europäischen Kommission zur Verbreitung der Kenntnisse über die Telearbeit und die Informationsgesellschaft stattfinden. Vom 1. bis 7. November dieses Jahres fanden in ganz Europa mehr als 100 Veranstaltungen statt, die das Bewußtsein für die Telearbeitsagenda auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene stärkten. Es wurden nationale Programme zum "Telework Award" (Telearbeits-Preis) in den Niederlanden, in Deutschland, Frankreich und Italien veranstaltet, aber der Höhepunkt der Woche war die Verleihung des European Telework Awards (Europäische Auszeichnung zur Telearbeit), die am 5. November in Brüssel stattfand und für ein Publikum in Paris und Italien per Internet übertragen wurde. Was bedeutet nun Telearbeit? Elise Briand, die Koordinatorin der Europäischen Telearbeitswoche (ETW), sagt, Telearbeit werde häufig als Heimarbeit betrachtet, tatsächlich könne Telearbeit jedoch sehr unterschiedliche Formen annehmen. Im allgemeinen bezieht sich Telearbeit auf die Benutzung von Computern und Telekommunikation, um die übliche Arbeitsgeographie zu ändern. Das bedeutet, daß bestimmte Personen, die andernfalls nicht in der Lage wären zu arbeiten, beispielsweise aus ungünstigen geographischen Gegebenheiten oder als alleinerziehende Mutter oder Behinderte, die Möglichkeit erhalten, eine Beschäftigung zu finden. Heute gibt es über vier Millionen Telearbeiter/innen in Europa, und über neun Millionen sind in neue Arbeitsverfahren involviert, in denen Netzwerktechnologien direkt genutzt werden. In den Berichten zur Situation der Telearbeit für die Jahre 1997 und 1998 heißt es, die Anzahl von Telearbeitern/innen in Europa betrug 1,5 bis zwei Millionen beziehungsweise etwa 4,6 Millionen. Heute, im Jahr 1999, wird sich diese Zahl wohl verdoppelt haben. Diese Daten beinhalten substantielle Schwankungen zwischen den einzelnen Mitgliedstaaten. In Nordeuropa kann man regelrecht von einem Telearbeits-Boom sprechen, mit Quoten von 8,25 Prozent der Arbeitskräfte in Skandinavien und 7,52 Prozent in den Beneluxländern. Dieser Prozentsatz fällt für Frankreich mit 2,57 Prozent und 1,87 Prozent für Spanien, Portugal und Griechenland weit niedriger aus. Der EU-Durchschnitt liegt bei 4,3 Prozent. Frau Briand nennt dafür kulturelle Gründe. "In Ländern wie Griechenland arbeiten die Menschen gerne mit anderen Menschen zusammen, und somit ist Telearbeit nicht sehr reizvoll. Telearbeit ist sehr viel populärer in den großen Städten des Nordens, wo große Unternehmen für Büroraum viel Geld bezahlen müssen. Hier locken die potentiellen Einsparungen durch Telearbeit. In den Niederlanden ist Telearbeit sehr beliebt. Inzwischen denkt man bereits über andere Vorteile nach, beispielsweise, wie diese Arbeitsweise zur Verringerung des Verkehrsaufkommens beitragen kann. Die Telework Awards, die in den vergangenen drei Jahren den Höhepunkt der Europäischen Telearbeitswochen bildeten, wurden ins Leben gerufen, um Privatpersonen, Unternehmen oder öffentlichen Einrichtungen, die den größten Beitrag zur Entwicklung und der Akzeptanz von Telearbeit in Europa geleistet haben, Tribut zu zollen. Die Gewinner wurden aus einer in die engere Wahl gezogenen Gruppe ausgewählt, wobei die Stimmen der Jury, eine Umfrage im Internet und die Wahl des Publikums gleichermaßen berücksichtigt wurde. Es gab sechs Kategorien für die Auszeichnungen: bestes Beispiel in einer großen Organisation, bestes Beispiel eines kleinen oder mittleren Unternehmens, beste öffentliche Unterstützungsinitiative, bester Beitrag zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit, beste Initiative zur Unterstützung benachteiligter Gruppen und beste unterstützende Technologie oder Dienstleitung. Die Preisverleihung wurde von Peter Johnston, Referatsleiter der Generaldirektion Informationsgesellschaft der Kommission, eröffnet. Dieser lobte die Veranstaltung dafür, daß sie europäischen hervorragenden Leistungen auf einem Gebiet Tribut zolle, das noch gefördert werden müsse. "Es ist wichtig, daß wir großartige Leistungen anerkennen, wo immer in Europa wir sie finden. Wir müssen uns zunehmend auf die bestmöglichen Verfahren in Europa konzentrieren und sicherstellen, daß die breite Öffentlichkeit Zugang zu Informationen darüber hat, wie sie ihre Arbeitsweisen ändern kann. Gerade im heutigen Klima rasanten technologischen Wandels erfordert die Einführung neuer Technologien und neuer Arbeitspraktiken großen Mut und große Bereitschaft zur Unterstützung. Diese haben alle hier heute anwesenden Bewerber unter Beweis gestellt", so Herr Johnston. Alex Puissant, der die Feierlichkeit präsentierte, leitete einen Telearbeits-"Marathon" ein, in dessen Rahmen jeder in die engere Wahl gezogene Bewerber sein Projekt in fünf Minuten vorstellte. Basierend auf diesen Präsentationen stimmte das Publikum ab. Als bestes Beispiel für eine große Organisation wurde die Telearbeit bei Danica, eine dänische Versicherungsgesellschaft, ausgezeichnet, wo 150 von 250 Vertretern sich für die Arbeit von zu Hause aus entschieden haben. Der Anbieter zur Erleichterung von Telearbeit für die westlichen Inseln Schottlands (Vereinigtes Königreich) erhielt den Preis für das beste Beispiel eines KMU. Work-global.com ist ein Unternehmenszweig zur Erleichterung von Telearbeit des Beratungsdienstes Western Isles ICT und wurde vom Jurymitglied Marten Botteman für die Handhabung der Probleme der Entvölkerung, für die Komplexität der Agenda sowie die Beharrlichkeit ihrer Organisatoren gelobt. Den ersten Preis in der Kategorie "beste öffentliche Unterstützungsinitiative" erhielt die Comune di Napoli, ein Telearbeits- und lokales Entwicklungsprojekt in Neapel, welches die Juroren für seinen innovativen Charakter auszeichneten. Naestved, ein dänisches Projekt, das benachteiligten Bürgern Zugang zu Fernlehrgängen ermöglicht, erhielt die Auszeichnung für die beste Initiative zur Unterstützung von Behinderten. Tele Danmark, das dritte dänische Unternehmen, das einen Preis erhielt, wurde für die beste Öffentlichkeitsarbeit ausgezeichnet. Schließlich gewann France Telecom, einer der Sponsoren der Preisverleihung, den Preis für die beste unterstützende Technologie oder Dienstleitung für ihren Telearbeits-Versuch unter Verwendung von ADSL-Technologie. Die nächste europäische Versammlung zum Thema Telearbeit und neue Arbeitsformen wird vom 13. bis 15. September 2000 in London stattfinden.