Artenvielfalt wirkt sich auf Ertragsfähigkeit von Grünland aus
Ein Forschungsprojekt, das vom Umwelt- und Klimaprogramm der EU (1994 - 98) finanziert wird, hat ergeben, daß durch eine rückläufige Artenvielfalt auf europäischem Weideland dieses weniger ertragreich ist, wodurch die Energiemenge, die dem übrigen Teil der Nahrungsmittelkette zur Verfügung steht, verringert und die Gesundheit des Ökosystems bedroht wird. Das Forscherteam aus acht europäischen Ländern wird von Professor John Lawton vom Zentrum für Populationsbiologie (NERC Centre for Population Biology) am Imperial College of Science, Technology and Medicine in London geleitet. Das Team hat vor kurzem seine Ergebnisse in einem Artikel in der Zeitschrift "Science" bekanntgegeben. Diese Ergebnisse sollten eine klare Botschaft an die Entscheidungsträger in der EU sein, daß die Bewahrung und die Wiederherstellung der Artenvielfalt sich positiv auf den Erhalt der Fruchtbarkeit des Grünlandes auswirken - insbesondere wenn der Einsatz von Düngemittel und Pestiziden verringert werden soll, so die Forscher. Ungefähr die Hälfte der landwirtschaftlich genutzten Fläche in Europa - 60 Millionen Hektar - ist Grünland, das als Weideland, Heuwiesen und als Stillegungsflächen genutzt wird. "Das Aussterben von Arten spielt eine wichtige Rolle bei der allmählichen Erosion unserer Umweltqualität. Zu den moralischen und ästhetischen Gründen für den Erhalt der Artenvielfalt liefern unsere Ergebnisse jetzt auch starke wissenschaftliche Gründe", so Dr. Andy Hector des Imperial College, ein Mitglied des Forscherteams. "Diese Ergebnisse liefern die Art von allgemeinen ökologischen Grundsätzen, die für die europäische Erhaltungs- und Landwirtschaftspolitik erforderlich sind". Die Ergebnisse des Projekts - BIODEPTH genannt - zeigen, daß Pflanzengemeinschaften besser in artenreichen Gruppen wachsen, und daß ihre Fruchtbarkeit nachläßt, wenn die Artenvielfalt sich verringert. Es wurde festgestellt, daß die Ernteerträge stiegen, wenn eine Reihe Pflanzen mit unterschiedlichen Charakteristika zusammen wuchsen. Ein ähnliches Muster konnte weitverbreitet für Grünland in ganz Europa beobachtet werden. Dadurch sind die Feststellungen für den gesamten Kontinent von Bedeutung. Diese Ergebnisse stellen die neuesten Entwicklungen in der wissenschaftlichen Diskussion darüber dar, wie ein Rückgang der Artenvielfalt die Funktionsweise von Ökosystemen beeinträchtigt. Der BIODEPTH-Beweis liefert durch die Demonstration, daß sowohl die Anzahl der Arten als auch der "Typ" der Pflanzen eine wichtige Rolle in Ökosystemen spielen, einen essentiellen Beitrag zu dieser Diskussion.