Gipfel von Lissabon verleiht eEurope die gebotene Eile
Der Gipfel von Lissabon habe Europa die Eile klargemacht, die notwendig ist, um die führende Rolle in der digitalen Wirtschaft zu übernehmen, so der Kommissar für Unternehmen und die Informationsgesellschaft Erkki Liikanen. Er versprach, die eingegangenen Verpflichtungen zügig zu erfüllen. In seiner Rede auf einem Treffen der Minister am 10. April in Lissabon sagte er, die europäischen Staatschefs hätten sich auf dem Gipfeltreffen des Rates zur Beschäftigung, Wirtschaftsreform und zum sozialen Zusammenhalt in starkem Maße dafür eingesetzt, daß Europa "zur wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensbasierten Wirtschaft weltweit wird". Um dieses Ziel zu erreichen, forderte der Rat von der Kommission die Erstellung eines Aktionsplans für die Umsetzung der Initiative "eEurope", einem Maßnahmenpaket zur Beschleunigung des Übergangs zur digitalen Wirtschaft in Europa. "Digitale Technologien besitzen ein unbegrenztes Potential. Nicht nur, was Wachstum, Wettbewerbsfähigkeit und Arbeitsplätze anbelangt, sondern auch in bezug auf den sozialen Fortschritt", sagte er. "Als wir die Initiative eEurope im vergangenen Dezember starteten, war uns klar, daß Europa über ein großes Potential und viele Vorzüge verfügt, aber die Dringlichkeit war uns nicht bewußt. Der Gipfel von Lissabon zeigt uns nun den Weg. Die Staatschefs der EU haben die tatsächlichen Probleme aufgezeigt und sich stark engagiert." "Die Aufgabe der Kommission steht nun fest: wir müssen jetzt die Erwartungen erfüllen." Herr Liikanen zählte mehrere Voraussetzungen für eine gesunde digitale Wirtschaft auf, darunter der Aufbau einer nahtlosen Kommunikationsinfrastruktur, die alle Regionen verbindet. Eine Reform der Bildungssysteme und die Vermittlung von Kenntnissen an alle Altersstufen seien ebenfalls erforderlich, um sicherzustellen, daß die Europäer die nötige Bildung im digitalen Bereich erhalten. Der für die Unternehmen zuständige Kommissar würde außerdem eine unternehmerischere Kultur begrüßen, die Unterstützung für aufstrebende, innovative Unternehmen bietet. Europa habe eine gute Position in der neuen Wirtschaft, sagte er und verwies auf die Erfolge beim digitalen Fernsehen und GSM, dem globalen Mobiltelefonsystem der zweiten Generation, für welches Europa der weltgrößte Dienstanbieter ist. Dennoch bleibe sowohl für die Regierungen als auch die Industrie noch viel zu tun. Herr Liikanen nannte die Hindernisse Europas wie z.B. hohe Kommunikationsgebühren, den unterentwickelten Internetsektor, die zögerliche Einführung digitaler Technologien in kleineren Unternehmen und die Qualifikationslücke im digitalen Bereich. Die Kommission hat verschiedene Maßnahmen in die Wege geleitet, um gegen diese Diskrepanzen vorzugehen. Vor allem wurde ein günstiger Rechtsrahmen für die Telekommunikation aufgestellt, und ein Rahmen für den elektronischen Handel soll bis zum Ende dieses Jahres eingeführt werden. Der Aktionsplan "eEurope" wird auf diesen Maßnahmen beruhen. Zu den vorrangigen Zielen gehören der allgemeine Zugang zu einer preisgünstigen Hochgeschwindigkeits-Kommunikationsinfrastruktur und die Verringerung der Zugangskosten. Die Bildung im digitalen Bereich und die soziale Einbeziehung wurden ebenfalls als wichtige soziale Angelegenheiten angesprochen, die man angehen müsse, wenn man eine Informationsgesellschaft für alle schaffen wolle. Der Kommissar für Unternehmen versprach ferner, die Rahmenbedingungen für Unternehmen zu vereinfachen, die Bürokratie abzubauen und für die Verfügbarkeit von Risikokapital zu sorgen. Die wahre Revolution des elektronischen Handels werde im Business-to-Business-Sektor stattfinden, sagte er, wo Europa derzeit gegenüber den USA im Rückstand liege, was die Verbreitung des Internets und das Wachstum des elektronischen Handels anbelangt. Er forderte die Führungskräfte der Wirtschaft in der EU auf, den Übergang zu beschleunigen. Laut einer Untersuchung von Anderson Consulting erwarten über 80 Prozent der Manager in Europa eine intensive Nutzung des elektronischen Handels bis zum Jahr 2004; Herr Liikanen meint jedoch, dies sei ein sehr später Zeitpunkt. "Meiner Meinung nach zu spät", sagte er. Seine Anmerkungen schlossen sich an diejenigen an, die er einige Tage zuvor auf der Konferenz "British Futures 2000" in London gemacht hatte. Dort hatte er gesagt, daß Regierungen und Industrie zusammenarbeiten müßten, um zu gewährleisten, daß Europa die führende Rolle in der digitalen Wirtschaft übernehme. "Wenn sich die EU-Länder bemühen, sich nach dem Gipfel von Lissabon zu richten, können wir im Bereich Internet und elektronischer Handel aufholen", sagte er. "Wir haben die einmalige Chance, bei der zweiten Generation des elektronischen Handels, nämlich dem mobilen elektronischen Handel, die Führung zu übernehmen."