Wissenschaftler können die Kluft zwischen Wissenschaft und Gesellschaft überbrücken
Wissenschaftler sollten dazu beitragen, die Kluft zwischen der Art und Weise zu überbrücken, wie Politiker und die Gesellschaft nachhaltige Entwicklung wahrnehmen, und ihre Wissenslücken anerkennen, so die Schlussfolgerung der Seminare, die im Rahmen der Konferenz "Bridging the gap between sustainability, research and sector integration" ("Überbrückung der Kluft zwischen Nachhaltigkeit, Forschung und der Integration verschiedener Disziplinen") am 10. Mai in Stockholm stattgefunden haben. Gesellschaft und Politiker leben in unterschiedlichen Realitäten, sagte Nadine Gouzée, Leiterin einer Task Force zur nachhaltigen Entwicklung in Belgiens Federal Planning Bureau und belgische Vertreterin bei der UN-Kommission für nachhaltige Entwicklung. "Wissenschaftler könnten aktiver an der Bereitstellung von Hintergrundinformationen beteiligt sein, die für verschiedene Entscheidungen benötigt werden. Auf internationaler Ebene ist das IPCC [Zwischenstaatliche Gruppe für Klimaveränderungen] ein hervorragendes Beispiel für die Zusammenarbeit von Wissenschaftlern und Politikern", so Gouzée. Bei der IPCC werden im Anschluss an Diskussionen zwischen den beteiligten Wissenschaftlern gemeinsame Standpunkte erzielt. Die Wissenschaftler geben dazu ihre wissenschaftlichen Methoden nicht auf, sondern es gelingt ihnen, äußerst "stabile" Entscheidungsgrundlagen für Politiker bereitzustellen, führte Gouzée weiter aus. Heutzutage werden zahlreiche der Entscheidungsgrundlagen lediglich von Politikern und ihrem Personal betrachtet, sagte Gouzée. Wären Wissenschaftler gegenüber der allgemeinen Öffentlichkeit offener, dann wären auch die Bürger besser gerüstet, um politische Entscheidungen mit Politikern auf einer eher gleichgestellten Ebene zu diskutieren und in Frage zu stellen, schloss Gouzée. David Gee von der Europäischen Umweltagentur (EUA) machte insbesondere auf die jüngsten "wissenschaftlichen Überraschungen" aufmerksam und sagte, dass es Zeit sei, Schlussfolgerungen zu ziehen. "Wissenschaftler sind nicht so bescheiden wie sie sein sollten, wenn es darum geht, die Welt im Hinblick auf Ursache und Wirkung zu erklären", so Gee. "Doch die Überraschungen, die immer wieder auftauchen, machen deutlich, dass die Modelle, die sie benutzen, und das Wissen, auf denen sie beruhen, eine Reihe der komplexen Sachverhalte der realen Welt nicht berücksichtigen." Er fügte hinzu, dass Wissenslücken bei den Wissenschaftlern und Technikern nicht hinreichend erkannt werden und dass die Konsequenzen der Irrtümer vollständig berücksichtigt werden müssen, wenn das Vorsorgeprinzip stärker zur Anwendung kommen soll.