Geringe Fruchtbarkeit bei Milchkühen
Moderne Milchkühe können zwar hohe Milchleistungen bringen, aber Fruchtbarkeit und Abkalbeleistung haben wegen der intensiven genetischen Selektion gelitten. Nachhaltigkeit der Milchviehhaltung hängt von der Fähigkeit der Kühe zur Produktion von Nachkommen ab, während man gleichzeitig mit umweltbedingten Hemmnissen fertig wird. Die von der EU finanzierte Initiative PROLIFIC (Pluridisciplinary study for a robust and sustainable improvement of fertility in cows) sollte den Landwirten verbesserte Instrumente zur Überwachung und Verwaltung der Fortpflanzung von Kühen im Betrieb in die Hand geben. Die Forscher arbeiteten an der Entwicklung von Modellen zur Unterstützung der Entscheidungsfindung im Landwirtschaftsbetrieb in Bezug auf Tierfruchtbarkeit, Herdenmanagement und sozioökonomische Auswirkungen auf den Landwirt. Die Wissenschaftler untersuchten jene Gene und Signalwege, die regulieren, auf welche Weise sich Kühe an verschiedene Umweltbedingungen anpassen und bei Fütterungssystemen mit niedrigem Input produktiv bleiben. Die Forscher schätzten genomische Zuchtwerte bei einzelnen Kühen ab und untersuchten die Anpassungsstrategien an verschiedene Fütterungs- und Managementansätze. PROLIFIC will biologische Indikatoren für gute oder schlechte Fruchtbarkeit im Fortpflanzungsgewebe einer Kuh präzise anzeigen. Biologische Marker dieser Art sind potenzielle Diagnosewerkzeuge für stoffwechselbedingte Erkrankungen, die mit Unfruchtbarkeit assoziiert sind, oder nützlich bei der Definition vorbeugender Maßnahmen. Die Projektforscher untersuchten 8 000 Laktationsaufzeichnungen von Kühen bekannter Progesteronphänotypen und führten auf der Suche nach wichtigen Fruchtbarkeitsmerkmalen genomweite Assoziationsstudien durch. Sie erarbeiteten genetische Daten über Fruchtbarkeit bei Kühen mit verschiedenen genetischen Hintergründen und Fütterungsplänen. Das Team ermittelte die Auswirkungen der verschiedenen Körperkonditionsbeurteilungen (Body-Condition-Score) auf Kühe und nutzte diese als Indikatoren für die Fortpflanzungsleistung. PROLIFIC entwickelte überdies ein mathematisches Modell, das hormonelle Muster bei nichtträchtigen Kühen zeigt. Mit Hilfe dieses Modells fand das Team Anhaltspunkte dafür, auf welche Weise verschiedene Parameter mit einer geringen Reproduktion in Zusammenhang gebracht werden können. Über die diesen Parametern zugrundeliegenden biologischen Prozesse ist jedoch wenig bekannt. Diese Resultate werden den Weg für ergänzende genetische Studien bereiten und die Generierung neuer Marker zur genomischen Selektion von produktiven und fruchtbaren Kühen unterstützen. Dieses neue Wissen wird außerdem frische Erkenntnisse dazu, warum einzelne Tiere empfindlicher als andere auf stoffwechselbedingte Krankheiten und Ungleichgewichte reagieren.
Schlüsselbegriffe
geringe Fruchtbarkeit, Milchkühe, genetische Bewertungen, PROLIFIC, Züchtung, Viehzucht, Stoffwechselerkrankungen