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Inhalt archiviert am 2022-12-21

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Beratung über Veränderung in norwegischer Forschung

Das Bild von Norwegen, das außerhalb von Skandinavien allgemein verbreitet ist, ist das eines wohlhabenden, verschlafenen Landes mit einer geringen Bevölkerung, die die Vorteile eines großen Ölvorkommens genießt. Doch wie es bei den meisten Verallgemeinerungen der Fall ist, en...

Das Bild von Norwegen, das außerhalb von Skandinavien allgemein verbreitet ist, ist das eines wohlhabenden, verschlafenen Landes mit einer geringen Bevölkerung, die die Vorteile eines großen Ölvorkommens genießt. Doch wie es bei den meisten Verallgemeinerungen der Fall ist, entspricht dieses Bild nicht ganz der Realität. Trotz der klaren Ablehnung einer Vollmitgliedschaft in der Europäischen Union, ist Norwegen ein Land, das derzeit seinen Blick auf die EU als Benchmark richtet und Anstrengungen unternimmt, um insbesondere im Bereich Forschung und Entwicklung (FuE) das EU-Niveau zu erreichen. Die Mitglieder der norwegischen Forschungsgemeinschaft haben nicht lange gebraucht, um zu erkennen, dass mehr getan werden muss, um die Forschung des Landes eine oder zwei Klassen höher zu bringen. Eine der am häufigsten zitierten Statistiken ist, dass der norwegische, für Forschung aufgewendete Prozentsatz des BIP (1,66 Prozent) sowohl unterhalb des Durchschnitts der Europäischen Union (1,79 Prozent) als auch der OECD (2,19 Prozent) liegt. Die Norweger sind sich zudem darüber bewusst, dass sie sich in der Vergangenheit wohl zu sehr auf angelsächsische Länder konzentriert haben, wobei sie der kooperativen Forschung mit den USA und dem Vereinigten Königreich mehr Zeit und Anstrengung widmeten, als die in der Europäischen Union angebotenen Möglichkeiten in vollem Umfang auszuschöpfen. Und schließlich sind sich alle darüber im Klaren, dass die Rolle der Erdölindustrie des Landes einen wichtigen Einfluss auf die übrige Wirtschaftsforschung hat. In gewisser Hinsicht wird die norwegische Wirtschaft von europäischen Normen beeinträchtigt. Es gibt einige wenige wichtige Industriezweige, wie z.B. die des Ölsektors, und dann eine Vielzahl von wesentlich kleineren Unternehmen (KMU), wobei sich einige davon eine Position zwischen diesen beiden erkämpft haben. Dies hatte zur Folge, dass viele der KMU nicht in eine Forschungsumgebung eingebunden wurden. Alle diese Stellungnahmen und Analysen stammen von Norwegern, die eine konstruktive Bereitschaft besitzen, Probleme aufzudecken und zu klären, bevor sie deren Lösungen angehen. Eine der ersten, jüngsten Aktionen, die unternommen wurden, um der Aufsplitterung von Forschungsbemühungen zu begegnen, war 1993 der Zusammenschluss der fünf Forschungsräte des Landes zu einer Einheit. Zuvor waren die Räte nach Themen (Fischerei, IT, Landwirtschaft, Sozialwissenschaften und Umwelt) aufgeteilt, doch diese wurden ausnahmslos zu einem Forschungsrat zusammengefasst, der sämtliche Themen für alle geografischen Bereiche Norwegens abdecken soll - und das alles unter einem Dach. Der norwegische Forschungsrat bietet nicht nur eine zentrale Anlaufstelle für Informationen über die norwegische Forschung, sondern agiert auch als Berater der norwegischen Regierung in Bereichen, die in der norwegischen FuE gestärkt werden müssen. Selbst heute, da Norwegen über eine besser integrierte Struktur verfügt, hält das Land Ausschau nach Mitteln zur Optimierung des Systems. So wurde ein öffentlicher Auftrag für eine Studie betreffend Empfehlungen zur Verbesserung der gegenwärtigen Einrichtung ausgeschrieben und erteilt; den Zuschlag erhielt die internationale Beratungsfirma Technopolis. Der Forschungsrat räumt ein, dass sich mit der neuen Struktur auch neue Probleme ergeben hätten, wie etwa das des Wettstreits zwischen der Grundlagenforschung und der angewandten Forschung um gleiche Ressourcen. Schwierigkeiten ergeben sich ferner im Hinblick auf die Finanzmittel, die der Rat erhält, da diese von mindestens 17 unterschiedlichen staatlichen Quellen stammen, von denen viele die Gelder für einen bestimmten Bereich festgelegt wissen wollen. Auch hier hat der Forschungsrat das Bestreben, diese Situation zu verändern, damit die Zuweisung der Mittel eher auf der Grundlage der Notwendigkeit erfolgen kann. "Der Forschungsrat befindet sich in einer Phase der positiven Veränderung", so Paal Alme, Leiter der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit des Rates. Ein weiterer Bereich, der Norwegen Schwierigkeiten bereitet, ist der mangelnde Zuwachs an Forschern. Doch der Forschungsrat hat ein Programm erstellt, mit dem das Interesse junger Leute an der Wissenschaft und Forschung geweckt werden soll. So hat der Rat eine "Forschungswoche" eingerichtet, in der Forschungsergebnisse auf anschauliche Weise dargestellt werden, und hat sich daran beteiligt, bei Schulkindern ein besseres Verständnis der Bedeutung von Forschung zu erreichen. Die norwegische Regierung hat außerdem deutlich gemacht, dass bis Ende des Jahres in allen Schulen und Universitäten Breitband-Kapazitäten eingerichtet sein müssen. Der Rat plant außerdem für dieses Jahr die Einrichtung einer neuen Website (www.forskning.no) die als Forum für den Informationsaustausch dienen soll. Ferner plant er die Bereitstellung einer Plattform für sämtliche forschungsbezogenen Institute aus allen Teilen Norwegens, die damit die Möglichkeit haben, die neuesten Informationen über ihre Aktivitäten einzureichen. "Die neue Website soll zudem personellen Problemen Abhilfe schaffen, wie etwa der geringen Frauenquote in Bereichen wie Physik und Mathematik", so Alme. Das Internet ist ein nützliches Tool, um die Menschen in Norwegen zu erreichen, da Norwegen nicht nur ein großes Land ist, sondern auch 2,4 Millionen Internetnutzer aufweist (bei einer Bevölkerung von rund vier Millionen), von denen 77 Prozent zwischen 13 und 39 Jahre alt sind. Mindestens eine Million Norweger nutzen das Internet tagtäglich. Norwegen, das eindeutig nicht so verschlafen oder selbstgefällig ist, ist ein Land, das den Handlungsbedarf erkannt hat und bereits positive Veränderungen seiner FuE-Strukturen in die Wege geleitet hat.