Nonverbale Signale dienen Konfliktmanagement
Bisher konzentrierte man sich bei der sozialen Signalverarbeitung lediglich auf die Audioanalyse des überlappenden Sprechens. Dieser Ansatz schließt jedoch Nuancen wie etwa die Mimik und Beziehungen durch Empathie aus. Das Zusammenspiel des Ausdrucks von Gesicht, Kopf, Augen, Armen, Körper und Stimme, das bisher außer Acht gelassen wurde, hat ebenso viel wie der Klang des Sprechens an sich zu sagen. In Hinsicht auf menschliche Verhaltensweisen, Konflikteskalation und -lösung kann die Erkundung dieser nichtverbalen Anhaltspunkte wertvolle Erkenntnisse für ein besseres Konfliktmanagement liefern. Das von der EU finanzierte Projekt CONFER (Automatic detection of conflict escalation and resolution in social interactions) führte eine automatische Analyse von Konflikten anhand von Interaktionen aus realen audiovisuellen Daten durch. Ziel war eine vereinfachte automatisierte Modellierung der Konflikteskalation und -lösung auf Grundlage des gemeinsamen Auftretens, der Häufigkeit, Dauer und zeitlichen Bewertung von Verhaltenssignalen. Zusätzlich erstellte und analysierte man Instrumente zur automatischen audiovisuellen Erkennung und Vorhersage von Konflikteskalation und -lösung, welche das zeitliche Wechselspiel zwischen Gesprächspartnern berücksichtigen können. Man griff auf Videoaufzeichnungen zurück, um Daten aus über 60 Stunden politischen Live-Debatten zu extrahieren, die 2011 und 2012 im Fernsehen übertragen wurden. Die Debatteure stellen ein gutes Modell für ein reales Gespräch, da sie echte Motivationen haben, die zu realen Konflikten führen. Zehn Fachleute kommentierten die Daten mit Hilfe eines Joystick-Anmerkungswerkzeugs in Bezug auf andauernde Konfliktintensität, Valenz und Erregung. Sowohl physikalische als auch folgernde Aspekte der Gespräche wurden in Betracht gezogen. Da die Daten Beispiele aus der Realität sind, sind voll sie voll von Fehlern, enthalten etwa fehlende und unvollständige Daten. Es wurden verschiedene neuartige Methoden entwickelt, um Probleme dieser Art in den Griff zu bekommen. Die Veröffentlichung der annotierten Daten wird erwartungsgemäß erhebliche Auswirkungen auf das Vorankommen der Forschung in den Kognitiv- und Sozialwissenschaften haben. Neuartige Anwendungen wie beispielsweise Konfliktmanagementsysteme, Verhandlungsunterstützungssysteme und Konflikterkennung werden gleichermaßen möglich sein.
Schlüsselbegriffe
Konflikteskalation und -lösung, automatische Erfassung, nonverbale Gesprächspartner, soziale Interaktionen, Verhandlung, Aushandlung