Bericht: Entwicklungsziel wissensintensive und innovative Regierung
Die mangelnden Fortschritte hinsichtlich innovativer und wissensintensiver Regierungen könnten sich als katastrophal erweisen, heißt es in einem Artikel, der in der monatlich erscheinenden Veröffentlichung "The IPTS-Report" (IPTS - Institut für technologische Zukunftsforschung) veröffentlicht wurde. Wenn keine Maßnahmen ergriffen werden, um sicherzustellen, dass diejenigen, die an der Macht sind, die Chancen und Gefahren neuer wissenschaftlicher und technologischer Entwicklungen verstehen, könnte das Ergebnis "alles mögliche von nicht rückgängig zu machenden Schäden bis hin zur Bedrohung für das Überleben der Menschheit" sein, so der Bericht. In dem von Yehezkel Dror von der Hebräischen Universität Jerusalem verfassten Artikel wird betont, dass die Entscheidungsträger hinter der schnelllebigen Welt von Wissenschaft und Technologie hinterherhinken, da sie sich erst relativ spät der Bedeutung dieser Entwicklungen bewusst werden. "Die Lernzeit entscheidender sozialer Institutionen, die für kollektive Entscheidungen verantwortlich sind, muss komprimiert werden...insbesondere eine Institution muss einen Intensivkurs absolvieren, nämlich die Regierung", heißt es in dem Bericht. Der Autor räumt zwar ein, dass einige Fortschritte in Bezug auf die Regierungsfähigkeiten gemacht wurden, wie beispielsweise die Gründung der EU und die Einführung einiger neuer Elemente wie z.B. Transparenz, ist aber der Meinung, dass die Regierungsfähigkeiten insgesamt derzeit schlechter werden. Einer der Hauptgründe hierfür ist der Mangel an entsprechenden Qualifikationen der Regierungen. In Bezug auf die wissensbasierte Regierung ist Dror der Meinung, dass viele Entscheidungsträger selbst nicht über ausreichende Kenntnisse verfügen. Er habe festgestellt, dass zu viele Politiker und Regierungsmitarbeiter mangelnde Kenntnisse auf dem Gebiet der Wissenschaft und Technik besitzen, und habe keine Beispiele für Pläne entdeckt, dieses Problem anzugehen. "Die Erwartung, dass Regierungen in der Lage sind, Wissenswirtschaften zu lenken und Wissensgesellschaften zu fördern, ohne selber wissensintensiv (im tieferen Sinne) zu sein, ist grotesk." In einem Umfeld, in dem immer mehr Regierungsentscheidungen "willkürlichen Glücksspielen" gleichen, ist dieses Wissen sogar noch wichtiger. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, brauchen die Regierungen Wissensexperten, und die Rolle von Wissenschaftlern in der Regierung muss überdacht werden, so Dror. Für innovative Regierungen ist Kreativität von entscheidender Bedeutung. Der Autor hat jedoch nicht den Eindruck, dass die Regierungen innerhalb der Schranken traditioneller Regierungsstrukturen in der Lage sind, kreativer zu werden, sodass sie auf Input von außen angewiesen sind. "Eine vom Verfasser durchgeführte Studie über ca. 45 Länder - darunter zahlreiche EU-Mitgliedstaaten - zeigte jedoch deutlich, dass die überwiegende Mehrheit nichts Vergleichbares zu bieten hat, wenn es um ausgewachsene, methodologisch fortgeschrittene "Denkfabriken" geht, die einen langfristigen und systemischen Blick auf die wichtigsten politischen Sphären werfen und die Betonung auf die Entwicklung bahnbrechender Alternativen legen", so der Bericht. Hierfür sind mehr "innovationsbegeisterte Enklaven in unmittelbarer Nähe der Machtzentralen" erforderlich. Nur dies wird den Regierungen helfen, "mit der ehrfurchtgebietenden Macht von Wissenschaft und Technik über die Zukunft umzugehen".