Beamter der Kommission: Größerer Anteil von Frauen in der Wissenschaft erforderlich
Das Ziel von Lissabon, die Europäische Union bis zum Jahr 2010 zum wettbewerbsfähigsten wissensbasierten Wirtschaftsraum der Welt zu machen, kann nur mit einer starken Wissenschaft erreicht werden. Die Kraft der Wissenschaft könne nur erhöht werden, wenn gewährleistet ist, dass Frauen eine größere Rolle in ihr übernehmen, so die Meinung von Rainer Gerold von der Europäischen Kommission. Gerold, Direktor der Direktion Wissenschaft und Gesellschaft der Kommission, sprach auf der Veranstaltung "Frauen und Wissenschaft" des spanischen EU-Vorsitzes, die am 5. Juni in Madrid stattfand. Alle, besonders die Männer, müssten dem Mangel an Frauen in der Wissenschaft Abhilfe schaffen, sie stärker ermutigen und gut aufnehmen und dazu beitragen, dass sie dem System erhalten bleiben. "Die Wissenschaft darf keine exklusive Domäne einer wissenschaftlichen Elite bleiben", führte er aus. Gerold ist der Meinung, dass man gleichzeitig auf Quantität und Qualität setzen muss. Dafür zu sorgen, dass der geringe Anteil von Frauen, der sich für die Wissenschaft entscheidet, erhöht wird, und natürlich auch, dass Frauen die Wissenschaft nicht wieder verlassen, gehört zu den quantitativen Maßnahmen. Die gegenwärtige Situation ist die eines "leckenden Rohrs", in der viele Frauen die Forschung irgendwann verlassen, so dass ihre Kenntnisse der Wissenschaft verloren gehen. Vom qualitativen Standpunkt her muss gewährleistet werden, dass Frauen sich in einer wissenschaftlichen Umgebung wohl fühlen. "Wäre es nur eine Frage der Erhöhung der Anzahl, würden die wenigen Wissenschaftlerinnen genauso wie Männer behandelt, und auf diese Weise würden mehr Frauen daran teilhaben wollen", sagte Gerold. Frauen sind besonders im Hinblick auf Förderung und Motivation in einem wissenschaftlichen Umfeld benachteiligt. Eine Erhöhung des Anteils der Frauen in der Wissenschaft würde auch die Wissenschaft der Gesellschaft näher bringen, fügte Gerold hinzu. Der Aktionsplan "Wissenschaft und Gesellschaft" der Kommission enthält vier Elemente, mit denen die Probleme in Bezug auf Frauen und Wissenschaft gelöst werden sollen. Es wurde eine europäische Plattform für Frauen in der Wissenschaft gegründet, die vorhandene Netzwerke verknüpft, Statistiken zur Gleichheit der Geschlechter in der Wissenschaft wurden erstellt, die Mobilität der Frauen im privaten Sektor wurde unterstützt und die Gleichheit der Geschlechter in den Beitrittskandidaten wurde gefördert. "Meine Hauptsorge ist [jedoch], dass wir keine Fortschritte machen, wenn nicht jeder einen Beitrag leistet", sagte Gerold. "Besonders die Männer müssen verstehen, dass ein höherer Anteil von Frauen in der Wissenschaft eine Notwendigkeit ist, die in ihrem Interesse liegt."