ECTA befürchtet Wettbewerbsverzerrung auf dem europäischen Breitband-Markt
Auf dem europäischen Breitband-Markt wird es erst dann einen echten Wettbewerb geben, wenn die Regierungen und Regulierungsbehörden größere Bereitschaft zeigen, den Zugang zum Teilnehmeranschluss zu entbündeln, sagte Phil Evins, der Geschäftsführer des Europäischen Verbandes für den Schutz des Wettbewerbs im Telekommunikationssektor (ECTA) bei der Vorlage seiner DSL-Tabelle, die das Ausmaß und die Geschwindigkeit der Verbreitung von Breitbandanschlüssen in der Europäischen Union zeigt. Nach Angaben des Berichts gibt es ungefähr dreimal mehr (digitale) DSL-Teilnehmeranschlüsse als Kabel-Breitbandanschlüsse, was belegt, dass Breitbandanschlüsse für den Massenmarkt nur über DSL möglich sind. In Europa sind im abgelaufenen Quartal über eine Million DSL-Anschlüsse hinzugekommen, davon laufen jedoch nur drei Prozent über entbündelte Teilnehmeranschlüsse. Durchschnittlich 80-90 Prozent der restlichen DSL-Anschlüsse werden von den etablierten Betreibern gestellt. Obwohl auf dem britischen DSL-Markt der schärfste Wettbewerb im europäischen Vergleich herrscht, beherrscht British Telecom immer noch 60 Prozent des DSL-Markts. In Frankreich und Deutschland haben die ehemaligen Monopolisten einen Marktanteil von über 90 Prozent. "Die Etablierten dehnen ihre marktbeherrschende Stellung vom privaten Fernsprechgeschäft auf den neuen Breitband-Markt aus", sagte Evins. "Die Entbündlung des Zugangs zum Teilnehmeranschluss findet nicht statt. Die Gründe dafür liegen einerseits in den hohen Investitionskosten, aber auch in den überhöhten Preisen und der verzögerten Bereitstellung durch die etablierten Betreiber." "Aus Sicht der ECTA sollte die Politik eine zweigleisige Strategie verfolgen und die vorhandenen Bestimmungen der Europäischen Kommission und der nationalen Regulierungsbehörden auf dem Gebiet der Entbündlung wirklich durchsetzen und gleichzeitig neuartige Maßnahmen verfolgen, um effektive, kostengünstige DSL-Anschlüsse einzuführen." Evins führte dazu eine Marktanalyse der Europäischen Kommission an, wonach zwar jede Woche 6.000 Teilnehmeranschlüsse entbündelt werden, die Etablierten aber gleichzeitig zehnmal so viele DSL-Anschlüsse, nämlich 65.000 pro Woche freischalten. "Wenn weder die Politik, noch der Staat oder die Regulierungsbehörden den politischen Willen haben, jetzt DSL-Anschlüsse umzusetzen, wird es eben keinen Wettbewerb auf dem europäischen Breitband-Markt geben", sagte er abschließend.