Busquin drängt auf Maßnahmen, bevor die F&E-Ausgabenlücke zu den USA zu einer Kluft wird
Laut Forschungskommissar Philippe Busquin sind die politischen Entscheidungsträger an den zu geringen Investitionen für Forschung und Entwicklung (F&E) im europäischen Privatsektor schuld. Ohne dringende Maßnahmen werde sich die aktuelle Finanzierungslücke im Vergleich zu den USA schnell zu einer "erschreckenden Kluft" entwickeln. Der Kommissar hielt seine Rede mit dem Titel "The European Union and the research and development gap" (Die Europäische Union und die Forschungs- und Entwicklungslücke) auf dem Innovationstag 2002 am 9. Dezember in Den Haag. Er versuchte, die wichtigsten problematischen Bereiche in Europa hervorzuheben und die Art und Weise zu erläutern, in der die Kommission das Problem angeht. "[An den] mangelnden Investitionen sind nicht die Unternehmen schuld. Es ist der Fehler von uns politischen Entscheidungsträgern, dass wir den Europäischen Forschungsraum nicht attraktiv genug für Unternehmen machen", so Busquin. "Die europäischen Regierungen müssen sich darüber im Klaren sein, dass die derzeitige Lücke bald zu einer erschreckenden Kluft wird, wenn sie nicht reagieren." Busquin wies darauf hin, dass die größten europäischen Unternehmen weiterhin in F&E investieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben; aber derzeit bedeute dies, dass "sie einfach in die besten Länder außerhalb Europas investieren". Einer aktuellen Umfrage zufolge erfolgen 40 Prozent der Forschungsinvestitionen solcher Unternehmen im Ausland und dieser Anteil wird wahrscheinlich steigen. Der Kommissar ist der Auffassung, dass nur dann Fortschritte erzielt werden können, wenn die Mitgliedstaaten sich für die Schaffung des Europäischen Forschungsraums engagieren: "Die Mitgliedstaaten können nicht weiterhin vereinbaren, den Europäischen Forschungsraum grundsätzlich zu schaffen, aber in der Praxis europäische Partnerschaften durch altmodische Finanzierungsvorschriften blockieren." Die weltbesten Forscher für Europa zu gewinnen, werde "Sichtbarkeit, gute Planung und gute Zusammenarbeit erfordern, um die derzeit in Europa verstreuten Ressourcen zusammenzubringen", so Busquin. Er akzeptierte das Vorhandensein eines bestimmten Spannungsniveaus zwischen den wirtschaftlichen und sozialen Zielen der Strategie von Lissabon und sagte, dass man versucht sein könne, den flexiblen Arbeitsmarkt, der so stark zum amerikanischen Unternehmertum beiträgt, zu imitieren. Busquin lehnte diesen Ansatz jedoch ab und begrüßte die von ihm so bezeichnete "kreative Spannung" zwischen den beiden Zielen. "Ich bin der Meinung, dass kein Widerspruch darin besteht, zum dynamischsten wissensbasierten Wirtschaftsraum zu werden und nachhaltiges Wachstum mit mehr und besseren Arbeitsplätzen und größerem sozialen Zusammenhalt zu schaffen", so der Kommissar. Der Schlüssel zum Erfolg liegt laut Busquin in einer Änderung der Einstellung. Er forderte die Teilnehmer des Innovationstags auf, "an einer Änderung der Einstellung der politischen Entscheidungsträger in einigen der weniger europäisch gesinnten Mitgliedstaaten zu arbeiten". Schließlich forderte er eine Änderung solcher Einstellungen, die das Fortbestehen von "Anomalien" wie den hohen Patentkosten in Europa ermöglichen.