IST-Projekt: Online-Gesundheitsfürsorge und elektronisches Lernen zur Rehabilitierung Strafgefangener
Ein Projekt auf dem Gebiet der Technologien der Informationsgesellschaft (IST) beschreitet neue Wege in der Rehabilitierung von Strafgefangenen mittels Diensten für die Gesundheitsfürsorge und Lernprogrammen. Der Projekt HERO ("Health and Educational Support for the Rehabilitation of Offenders") wird unter dem Fünften Rahmenprogramm (RP5) gefördert. Es richtet sich an Erststraftäter im Alter zwischen 18 und 25 Jahren und an kurz vor ihrer Entlassung stehende Häftlinge und soll deren Haftbedingungen verbessern und das Risiko eines Rückfalls vermindern. "Haftanstalten sind in mehrfacher Hinsicht 'Abstellplätze' für nicht willkommene, unfügsame Mitglieder der Gesellschaft. Wie Untersuchungen zeigen, leidet ein großer Teil der europäischen Strafgefangenen an geistigen und anderen Gesundheitsproblemen," erklärte Dr. Joe Cullen, der Projektkoordinator. Das Projekt, an dem neun Partner aus Deutschland, Griechenland, Italien, Spanien und dem VK beteiligt sind, verfügt über ein Gesamtbudget von 2,9 Millionen Euro. Es erprobt Lern- und Gesundheitsfürsorgeinstrumente und -dienste in acht europäischen Justizvollzugsanstalten. Von der Initiative erhofft man sich, dass ein positives Lernumfeld entsteht, in dem die Strafgefangenen selbst mehr für ihre gesundheitlichen und Bildungsbedürfnisse tun. Den in die Pilotprojekte einbezogenen Strafgefangenen werden interaktive Lernmethoden über CDs, das digitale interaktive Fernsehen (DiTV), das Internet und Intranets angeboten. Mit Hilfe solcher Online-Angebote können Häftlinge auf Informationen zu einem breiten Spektrum an gesundheitlichen Fragen wie Depressionen, der Minimierung der Gefahren des Drogenmissbrauchs und Verhaltensweisen zur Risikobegrenzung in Zusammenhang mit HIV und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten zugreifen. Zur Vorbereitung auf das Leben "draußen" bietet das Projekt außerdem Tools zur Kompetenzbewertung sowie Beschäftigungsmöglichkeiten. Wie Dr. Cullen im Gespräch mit CORDIS-Nachrichten sagte, zögerten die Haftanstalten, das gesamte Angebot an HERO-Instrumenten zu übernehmen, da die Leitung und die Verwaltung fürchteten, dass die Insassen sich so gefährliche und subversive Informationen beschaffen könnten, die eine potenzielle Gefahr für die Sicherheit in der Haftanstalt darstellen. Daraufhin wurde neben dem Komplettpaket eine statische Version der Tools und Dienste erfolgreich in Untersuchungsgefängnissen sowie offenen und geschlossenen Haftanstalten eingeführt. Dr. Cullen erwartet, dass auf diese Art mehr Vertrauen in Online-Angebote für Haftanstalten entsteht. Nach Ansicht von Peter Walters von der nationalen Kontaktstelle des VK für das IST-Programm bietet das Projekt HERO nicht nur konkrete Hilfe für Strafgefangene, sondern auch "durchaus die Chance, dass angesichts der Besorgnis erregenden Zunahme der Gefängnisinsassen gesellschaftliche und wirtschaftliche Vorteile für das VK und die Europäische Union insgesamt entstehen."