CNR-Präsident: Italien droht den Anschluss an die europäische Forschung zu verlieren
Italien könnte den Anschluss an die europäische Forschung verlieren, wenn die politische Klasse der Wissenschaft gegenüber weiterhin gleichgültig oder feindselig eingestellt bleibt, schrieb Lucio Bianco, der Präsident des nationalen italienischen Forschungsrats (CNR), in einem offenen Brief, in dem er seinen Rücktritt bekannt gab. Bianco legte sein Amt nieder, nachdem die Regierung Anfang des Jahres beschlossen hatte, den nationalen Forschungsrat unter befristete Konkursverwaltung zu stellen und die öffentlichen Forschungsstellen umzustrukturieren. Für verschiedene Wissenschaftler verleiht diese Reform dem Staat eine zu große Kontrolle über die Grundlagenforschung. Seit das Reformgesetz im Januar vorgelegt wurde, zweifelt Bianco an dessen Rechtmäßigkeit, denn aus seiner Sicht ist in der italienischen Verfassung verankert, dass auf dem Gebiet der Kultur tätige Einrichtungen das Recht besitzen, ihre Satzung in den Grenzen der Gesetze frei zu wählen. Würde die vorgeschlagene Reform jedoch durchgesetzt, hätten Einrichtungen wie der CNR bald nichts mehr zu sagen. Ferner geht Bianco davon aus, dass die Zukunft der Forschung in Italien gefährdet sein könnte, wenn die Pläne nicht mit der Forschergemeinde diskutiert werden. In seinem Schreiben stellt er zudem fest, dass die Haltung des Staates und die unzureichenden privaten Investitionen die Fähigkeit Italiens, sich effektiv an der europäischen Forschung zu beteiligen, mit Sicherheit einschränken würden.
Länder
Italien