Neue Technologie könnte vernichtete Stasi-Unterlagen in fünf Jahren zusammensetzen
Mit Hilfe von Technologie, die vom Fraunhofer-Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik und der Lufthansa Systems Gruppe entwickelt wurde, könnten sämtliche von der Stasi in den Wochen und Monaten nach dem Fall der Berliner Mauer vernichteten Akten rekonstruiert werden. Die Papierschnipsel der Unterlagen, die per Hand zerrissen wurden, nachdem die Reißwölfe ausfielen, füllen etwa 16.000 Säcke. Seit acht Jahren sind 15 Angestellte damit beschäftigt, die Papierschnipsel mit Klebeband und Pinzette zusammenzusetzen. Rund 250 Säcke sind seit 1995 rekonstruiert worden mit einer Rate von rund zehn Dokumenten pro Tag. Experten sind jedoch der Meinung, dass es weitere 400 Jahre dauern würde, die Arbeit mit dieser Methode abzuschließen. Falls Regierungsmittel bewilligt werden, wird Lufthansa Systems die Schnipsel zuerst scannen. "Die Schnipsel scannen wir beidseitig und in Farbe", so Gunter Küchler, Geschäftsführer von Lufthansa Systems. "Der Unterschied zu herkömmlichen Belegen ist, dass die Stasischnipsel sehr klein sind und keine rechtwinkligen Kanten haben." Das Fraunhofer-Institut wird anschließend dafür verantwortlich sein, die Einzelteile durch Verwendung einer neuen Erkennungssoftware zusammenzufügen. Die Software arbeitet in zwei Schritten. Zuerst sortiert sie ähnliche Schnipsel zusammen. Dafür werden die Farbe, Textur, Linierung, das Schriftbild und die Schriftart des Papiers analysiert. Nach der Vorsortierung folgt das Zusammensetzen der Seiten. Ein Computer wählt anhand von Konturen und Einzelheiten auf dem Papier mögliche Schnipselnachbarn aus und wenn alle Parameter übereinstimmen, ist das nächste Teil des Puzzles gefunden. Es wird erwartet, dass die Unterlagen, sobald sie sich in ihrer ursprünglichen Form befinden, Informationen über 174.000 inoffizielle Stasi-Mitarbeiter und schätzungsweise sechs Millionen Menschen, denen sie in den 70er und 80er Jahren nachspioniert haben, liefern werden.
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