EURAB-Vorsitzende reflektiert bisherige Erfolge und freut sich auf die bevorstehende "interessante Zeit"
Beim letzten Interview von CORDIS News mit Helga Nowotny, Vorsitzende des Europäischen Forschungsbeirats (EURAB), ging es um die geplante Vorlage eines Dokuments beim Europäischen Konvent mit dem Ziel, die Bedeutung der Forschungsarbeit in der neuen EU-Verfassung festzuschreiben. Inzwischen wurde die Verfassung verabschiedet und wissenschaftlicher und technologischer Fortschritt als eine der Zielsetzungen der Union aufgenommen. Professor Nowotny war also gemeinsam mit anderen Vertretern der europäischen Forschungsgemeinschaft zweifelsohne erfolgreich. Derartige Erfolge blieben von den Kolleginnen und Kollegen von Professor Nowotny natürlich nicht unbemerkt. Nach Ablauf der ersten Amtszeit des EURAB wurde Helga Nowotny einstimmig als Vorsitzende für die nächste Amtszeit bestätigt. Im Gespräch mit CORDIS News erklärte Professor Nowotny, dass sie sich für eine erneute Kandidatur entschieden habe, weil " es immer noch einiges zu tun gibt". Sie ist außerdem der Meinung, dass jetzt eine "interessante Zeit" sei, um an der europäischen Forschungspolitik mitzuwirken, und bezog sich insbesondere auf den Übergang zum Siebten Forschungsrahmenprogramm (RP7), den vorgeschlagenen Europäischen Forschungsrat und die zu erwartende Ernennung eines neuen Forschungskommissars im Laufe diesen Jahres. Sicher gebe es noch einiges zu tun, doch Professor Nowotny zeigte sich sehr erfreut über die bislang erzielten Erfolge des EURAB. "Der größter Erfolg war", so Nowotny, "dass wir die Industrie und die akademische Welt an einen Tisch gebracht haben. Wir haben ein Arbeitsverfahren entwickelt, in dem man nicht mehr erkennen kann, zu welcher Seite die Mitglieder gehören." Professor Nowotny räumte ein, dass zu Beginn der Zusammenarbeit ein gewisses Misstrauen vorgeherrscht hatte, ist nun aber überzeugt davon, dass "wir uns als eine Arbeitsgruppe fühlen". Eine der Erkenntnisse aus der ersten Amtszeit des EURAB bestand darin, dass "die Forschungspolitik nicht fein säuberlich von anderen Themen getrennt werden kann", erläuterte die EURAB-Vorsitzende. Der Beirat habe sich daher stärker öffnen und Themen wie die Beziehungen zwischen Forschung und Steuergesetzgebung berücksichtigen müssen sowie die Fragestellung, wie die Beziehungen zwischen den Hochschulen und der Industrie verbessert und Innovationen gefördert werden können." Der EURAB habe auch gelernt, genauer zu spezifizieren, an wen sich die ausgegebenen Empfehlungen richten - "denn anderenfalls gehen gemachte Aussagen sofort wieder verloren", so Professor Nowotny. Meist richten sich die Empfehlungen des EURAB an die Europäische Kommission, und Professor Nowotny ist zuversichtlich, dass die Ratschläge des Beirats Gehör finden. Angesichts der Frage, sich fern von der Kommission zu etablieren und damit das Risiko einzugehen, nicht beachtet zu werden, oder aber eng mit der Kommission zusammenzuarbeiten und von Dritten nicht ernst genommen zu werden, habe sich der EURAB dafür entschieden, in Reichweite der Kommission zu arbeiten. Professor Nowotny ist nun der Meinung, dass der EURAB über sehr gute Beziehungen zu den Diensten der Kommission verfügt. "Sicher gibt es immer noch Spielraum, wie die Sichtbarkeit des EURAB verbessert werden kann", fügte sie hinzu. Dem EURAB stehen zahlreiche Debatten bevor. Professor Nowotny nannte vier unmittelbare Prioritäten für die Arbeit des Beirats, der nun über neue 21 Mitglieder verfügt: RP7, der Europäische Forschungsrat, die Halbzeit-Überprüfung des RP6 und die Beziehungen zwischen Forschung und Innovation. "Die Entwicklungen in den kommenden sechs Monaten sind wirklich entscheidend", erklärte Professor Nowotny im Hinblick auf das RP7. Sie begrüßte die kürzlich veröffentlichte Mitteilung der Kommission zur künftigen Forschungspolitik der EU und insbesondere die Tatsache, dass drei Optionen für das externe Management des zukünftigen Europäischen Forschungsrats festgehalten wurden. Sie zeigte sich zuversichtlich, dass diese Optionen unter dem niederländischen Ratsvorsitz ab 01. Juli hinreichend diskutiert und bewertet werden.