Prominenter Journalist fordert mehr Unterstützung für den europäischen Wissenschaftsjournalismus
Auf europäischer und nationaler Ebene haben politische Entscheidungsträger wiederholt betont, dass mehr unternommen werden müsse, um das Potential und die Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung an die breite Öffentlichkeit zu tragen. Der Schlüssel hierzu sind die Medien, doch wie der ungarische Journalist István Palugyai gegenüber CORDIS News erklärte, befindet sich der Wissenschaftsjournalismus in Europa noch in unterschiedlichen Phasen und ist auf jede erdenkliche Unterstützung vonseiten der Europäischen Kommission angewiesen. Palugyai ist wissenschaftlicher Redakteur der meistverkauften seriösen Zeitung Ungarns, Nepszabadsag. Er engagiert sich darüber hinaus intensiv für die Aktivitäten der Europäischen Kommission im Bereich "Wissenschaft und Gesellschaft", unter anderem als Experte für den Descartes-Preis. "In der EU-25 bestehen neue Herausforderungen für die wissenschaftliche Berichterstattung", erklärte Palugyai. "Die größte Herausforderung liegt darin, eine besondere Berücksichtigung und Anerkennung zu erreichen, da es immer noch große Unterschiede zwischen der wissenschaftlichen Berichterstattung in den neuen und in den alten Mitgliedstaaten gibt. Und hierbei handelt es sich nicht nur um eine Ost-West-Kluft, es gibt auch Probleme in Malta und Zypern", gab er an. Die Regierungen und Wissenschaftler in Mittel- und Osteuropa stehen vor der immensen Aufgabe, die wissenschaftliche Kommunikation wieder in die richtigen Bahnen zu lenken. Diese Länder verfügten zwar vor dem Übergang über eine lange Tradition der Wissenschaftskommunikation, doch "verlor diese über die gesamten 90er Jahre hinweg an Bedeutung", so Palugyai. Die Kommission hat jedoch geholfen, den Prozess wiederzubeleben. "Schließlich erhalten wir nach Abschluss der Schule die meisten unserer Informationen aus den Medien", fügte er hinzu. Ein Grund dafür, dass die neueren EU-Mitgliedstaaten Schwierigkeiten mit der wissenschaftlichen Kommunikation haben, liegt laut Palugyai darin, dass sie grob ausgedrückt noch nicht so wissenschaftlich fortgeschritten sind wie ihre westlichen Nachbarn: "Der Wissenschaftsjournalismus ist immer eng mit Innovation und Wissenschaft selbst verknüpft." Beispielsweise "floriere" der Wissenschaftsjournalismus in Finnland, erklärte Palugyai, und in Irland blühe er ebenfalls auf. Irland stelle hierbei einen interessanten Fall dar, gab er an. Die Innovation sei in Irland mittlerweile sehr stark, im Land werde jedoch auch die gleiche Sprache gesprochen wie in einem der größten EU-Länder, das gleichzeitig ein besonders hohes Maß an Wissenschaftsjournalismus zu verzeichnen hat, nämlich das Vereinigte Königreich. Andere kleine Länder, in denen die gleiche Sprache gesprochen wird wie in einem größeren Land, z.B. Österreich und die Schweiz, könnten sich ein Beispiel daran nehmen", erklärte Palugyai. In Österreich gebe es derzeit keine wissenschaftlichen Fachzeitschriften. Palugyai wird Anfang Oktober auf der Weltkonferenz der Wissenschaftsjournalisten in Montreal, Kanada, sprechen. Er wurde gebeten, über den Stand des Wissenschaftsjournalismus in Europa zu referieren. Obgleich er davon ausgeht, dass Europa bei der Veranstaltung recht gut vertreten sein wird, ist er sich der Tatsache bewusst, dass die Arbeitgeber nicht verpflichtet sind, ihre Wissenschaftsjournalisten zu dieser Konferenz zu schicken, und dass die Veranstalter aus ihrem Budget nur die Teilnahme von Journalisten aus Entwicklungsländern finanzieren können. Für diejenigen, die nach Montreal kommen, wird es sich lohnen", glaubt Palugyai. "Wissenschaft ist international und der Wissenschaftsjournalismus ist ebenfalls international", gab er an. Während Journalisten, die allein über nationale Angelegenheiten ihrer jeweiligen Länder schreiben, vielleicht nicht viele gemeinsame Interessen haben, berichten Wissenschaftsjournalisten oft über die gleichen Themen. "Es gibt gemeinsame Probleme und die Konferenz stellt eine Gelegenheit dar, über diese zu sprechen", fügte er hinzu. Zu diesen gemeinsamen Problemen zählt, dass Wissenschaft für die meisten Medien keine Priorität ist. Wenn ein Unternehmen in Schwierigkeiten ist, bekommt häufig zuerst die Wissenschaftsredaktion die Folgen zu spüren. "Die Menschen müssen verstehen, dass Wissenschaft genauso wichtig ist wie Sport oder Kunst", erklärte Palugyai. Er hofft, dass die Europäische Kommission diese Botschaft verbreiten kann, und hofft außerdem, dass auch unter dem Siebten Rahmenprogramm der Bereich Wissenschaft und Gesellschaft weiterhin Unterstützung finden wird.