European Construction Technology Platform stellt Vision für 2030 vor
Die kürzlich eingerichtete europäische Technologieplattform für den Bausektor (European Construction Technology Platform - ECTP) hat ihre Vision für das Jahr 2030 dargelegt. Bis zu diesem Jahr prognostizieren die Partner der Plattform die Verfügbarkeit intelligenter Häuser, eine Senkung der Kosten für den Tiefbau auf das Kostenniveau des Hochbaus und ein Ende der CO2-Emissionen aus Gebäuden. Diese Ziele gehören zu den in einem Arbeitspapier der ECTP ausgeführten Zielsetzungen, das vor der Genehmigung durch die hochrangige Expertengruppe der Technologieplattform jedoch noch einmal überarbeitet werden muss. Die Expertengruppe setzt sich aus Unternehmensleitern sowie Vertretern aus den EU-Mitgliedstaaten und der Europäischen Kommission zusammen. Das Dokument umfasst einen Wegweiser zum Erreichen der für das Jahr 2030 anvisierten Ziele sowie Meilensteine für die Jahre 2010 und 2020. Neben dem Dokument über die endgültige Vision für 2030 soll die Technologieplattform ferner eine strategische Forschungsagenda und Maßnahmenpläne für die Mitgliedstaaten und die Europäische Union insgesamt erarbeiten. Die Baubranche ist der größte Industriesektor in der EU und erwirtschaftet nach Angaben der ECTP rund zehn Prozent des BIP. Die Ausgaben im Bausektor werden in den kommenden vier Jahren voraussichtlich um 4,6 Prozent pro Jahr ansteigen, womit die EU Indien und China überholen wird. Der internationale Wettbewerbsdruck motiviert Bauunternehmen, sich zunehmend für den Einsatz moderner Technologien zu interessieren - für den eigentlichen Bau, jedoch auch zur Rationalisierung der Supply Chains und Verbesserung der Arbeitssicherheit. "Um sich in der Branche einen kontinuierlichen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen, sind das Verständnis neuer Technologien, die Voraussicht der geschäftlichen Herausforderungen und gegebenenfalls die Fähigkeit zu differenzieren erforderlich", so der Wortlaut des Arbeitspapiers der ECTP. Die Technologieplattform versteht sich als Instrument zur Bündelung der Technologien, Fähigkeiten und Kompetenzen, die vonnöten sind, um die Vision für 2030 Wirklichkeit werden zu lassen. Gefördert werden soll auch die Einrichtung von Partnerschaften zwischen dem öffentlichen und dem privaten Sektor unter Einbindung der Industrie, öffentlicher Forschungseinrichtungen, sowie von Finanzinstituten, Benutzern, Regulierungsbehörden und politischen Entscheidungsträgern. Hierdurch sollen wiederum Forschung und Innovation gefördert und die Entwicklung führender Märkte in Europa ermöglicht werden, so hofft man. Die Arbeit der Technologieplattform gliedert sich in verschiedene Schwerpunktbereiche: Städte und Gebäude, Tiefbau, Lebensqualität, Netzwerke (Schiene, Straße, Wasser, Infrastruktur), Materialien und kulturelles Erbe. Unter dem Leitmotiv "Städte und Gebäude" wird sich die Technologieplattform darum bemühen, die Kluft zwischen dem Bedarf der Bürger und dem Angebot des Bausektors zu schließen. Hierzu gehören eine neue Herangehensweise an Gebäudekonzepte und Bauprozesse sowie neue Ansätze in der Städteplanung. Um diese Ziele zu erreichen, sind Fortschritte in Bereichen wie Biomaterialien, integrierte Sensoren und Präventionssysteme, Integration von Brennstoffzellsystemen in Gebäude, in denen Fahrzeuge geparkt werden, sowie flexible Gebäudemodule erforderlich. Zur Vereinfachung des Tiefbaus enthält das Arbeitspapier eine schrittweise Anleitung hin zu einem Tiefbau ohne Arbeiter im Tunnel. Dieser Prozess umfasst die Entwicklung von Verkleidungen mit selbstjustierenden Werkzeugen, Ausrüstung, die in der Lage ist, aus den in der Bauphase gesammelten Daten automatisch die erforderlichen Modifikationen abzuleiten, Lasertechnologie sowie einen Universalbohrer, der unter jedweden geologischen Bedingungen einsetzbar ist. Die Vision für neue Materialien gliedert sich in derzeit drei Teilbereiche: zementartige Materialien, die als CO2-Senke dienen und bruchfest sein sollen, keramische Materialien, die unter Berücksichtigung neuer Anwendungsgebiete und mittels Einsatz neuer Produktionsprozesse entwickelt werden sollen und Verbundmaterialien, zu denen auch Nanowerkstoffe und intelligente Verbundstoffe zählen sollen. Sämtliche im Arbeitspapier dargelegten individuellen Ziele sind Teil eines umfassenden Versuchs, die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Bauindustrie zu erhöhen und gleichzeitig Nachhaltigkeit zu gewährleisten. Um das Bewusstsein für nachhaltiges Bauen in Europa zu schärfen, sind "Toleranz, Verantwortung und Kreativität" erforderlich, so der Wortlaut des ECTP-Papiers.