Ist 'Brain Drain in Deutschland ein Problem? Hier die Meinungen einiger Politiker
Sprecher der beiden größten deutschen Parteien taten anlässlich einer Konferenz über wissenschaftlichen Austausch in Berlin ihre unterschiedlichen Ansichten über die Erfahrungen des Landes mit 'Brain Drain (Abfluss von Wissen) kund. Während Helge Braun, Mitglied des Bundestags und Vertreter der CDU (Christlich-Demokratische Union) am 1. November erklärte, dass "die Abwanderung von Wissenschaftlern in Deutschland nicht systematisch verstanden wird", vertrat Ulrich Kasparick, Parlamentarischer Staatssekretär für Bildung und Forschung und Mitglied der Sozialdemokraten, die Ansicht, Deutschland könne seine besten Wissenschaftler halten. Beide begrüßten Auslandsaufenthalte deutscher Forscher und betonten, wie wichtig es sei, sicherzustellen, dass sie danach wieder in ihre Heimat zurückkehren. Laut Helge Braun muss mehr getan werden, um diese Rückkehr attraktiv zu machen: "Exzellente Wissenschaftler brauchen Internationalität. Daher dürfen wir junge Wissenschaftler nicht nur mit einem Hinflugticket unterstützen, sondern müssen ihnen vor allem auch ein Rückflugticket in Verbindung mit einem Begrüßungsgeschenk in Form einer konkreten Anstellung in einem Forschungsinstitut bieten." Herr Kasparick verwies auf die strukturellen Veränderungen bei Forschung und Unterricht in den deutschen Universitäten, u.a. auf die Einrichtung von 'Juniorprofessorenstellen, als Nachweis für die Erfolge der Regierung hinsichtlich der Verbesserung des Forschungsumfelds. Etwa 14 Prozent dieser neuen Stellen wurden mit ausländischen Forschern besetzt. Kasparick erklärte: "Wir haben die alte, rostige Laufbahn aufgebrochen und bieten Forschern nun eine frühe Unabhängigkeit." Helge Braun zeigte sich weniger zufrieden über die Juniorprofessoreninitiative. Er zitierte eine kürzlich durchgeführte Umfrage, nach der nur 6,1 Prozent der Doktoranden und Postdoktoranden eine solche Position als erstrebenswert ansehen. Er meinte: "Diese Juniorprofessorenstelle führt zu noch mehr Abwanderung, weil es an einer Definition des 'Anstellungswegs fehlt." Nach seinen Worten wird die Situation durch eine unklare Rechtslage und fehlende Anerkennung für die Juniorprofessoren noch verschärft. Helge Braun erklärte auch, Deutschland könne nicht von einer 'Wissenschaftlerzirkulation sprechen, da die Forscher Tendenz hätten, sich in eine Richtung zu bewegen. Deutschland empfängt Wissenschaftler und Studenten aus Osteuropa und Asien, während deutsche Forscher ihrerseits nach Großbritannien oder in die USA gehen. Er meinte, Deutschland verliere auch seine Wissenschaftler und vor allem die Naturwissenschaftler in ihren produktivsten Jahren. Während Helge Braun zum Abschluss eine Liste der Herausforderungen für die deutsche Forschung präsentierte, betonte Ulrich Kasparick die Programme und Initiativen, die die Regierung auf den Weg gebracht hat, um Deutschlands führende Stellung in der internationalen Forschung zu sichern. Zu den von Helge Braun angeführten Herausforderungen gehören das Versäumnis der Umsetzung der Patentvorschriften im Bereich Biotechnologie, Haftungsfragen in Bezug auf die Gentechnologie, fehlende Anstellungsmöglichkeiten, das Risiko einer Bestrafung beim Erhalt von Mitteln Dritter sowie schwerfällige bürokratische Auflagen in der klinischen Forschung. Dagegen verwies Ulrich Kasparick auf die Finanzierung von Programmen wie dem Emmy-Noether-Programm und des Graduiertenkollegs der deutschen Forschung, die nach seinen Worten mehr junge Forscher nach Deutschland bringen werden. Die neuen Preise der Alexander-von-Humboldt-Stiftung werden sowohl etablierte Forscher als auch Nachwuchsforscher nach Deutschland bringen, und die Reform der Stiftungsvorschriften hat nach den Worten des Staatssekretärs neue Möglichkeiten der privaten Bezuschussung eröffnet.
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