Paneuropäisches Projekt zeigt das Internet der Zukunft
Das Internet wird 2025 ganz anders aussehen. Zunächst einmal wird es größer sein. Zwischen 2000 und 2004 hat die Internet-Nutzung allein in Europa um 124 Prozent und weltweit um 125,2 Prozent zugenommen. Da das Internet sich entwickelt, muss es auch Prozesse automatisieren, die derzeit noch manuell erledigt werden müssen. Da das Internet tagtäglich wächst und die damit verbundenen Tätigkeiten zunehmen, werden wir an einen Punkt kommen, an dem es Probleme gibt, wenn wir für die zunehmende Komplexität nicht vorplanen. Das ist die Prämisse für das Projekt EVERGROW, das im Abschnitt "Technologien für die Informationsgesellschaft" (TIG) des Sechsten Rahmenprogramms (RP6) gefördert wird. Das Integrierte Projekt, an dem 28 Partner beteiligt sind, zielt auf ein besseres Verständnis der Probleme und Prozesse ab, die wahrscheinlich mit dem Wachstum des Internet verbunden sein werden, damit sie nach wissenschaftlichen Grundsätzen gemanagt werden können. Der Projektkoordinator Professor Scott Kirkpatrick von der Hebräischen Universität in Jerusalem erklärte: "Wir wollen einen besseren Dienst konzipieren und planen." Das Projekt ist in fünf Unterprojekte unterteilt, nämlich Mess- und Modellwesen, virtuelles Netzwerkobservatorium, selbstreparierende Systeme, Nachrichtenübermittlung und Marktmechanismen. Von dem Projekt zum Messwesen werden die ersten Ergebnisse erwartet. Professor Kirkpatrick erläuterte: "Wenn man das Internet extrapolieren will, muss man es zunächst messen." Es gab bereits frühere Versuche, das Internet zu messen und darzustellen, aber dies hier ist laut Professor Kirkpatrick der bisher systematischste und ehrgeizigste Ansatz. Die meisten Internetdarstellungen ähneln nach seiner Erklärung einem Baum, während das EVERGROW-Projekt in diesem Baum von Blatt zu Blatt misst, um Informationen über die Topologie und die Verkehrsmuster in einer bisher nicht realisierbaren Auflösung hinsichtlich Zeit und Raum zu geben. Viele frühere Arbeiten über die Internet-Topologie beruhten auf wenigen statischen "Schnappschüssen", die nach Ansicht des Projektteams zum einen veraltet, zum anderen zu sehr auf die USA ausgerichtet sind. Das Konsortium hat bereits Verbindungen ausgemacht, die bisher unbekannt waren. "Wir sind weit über das bloße Sehen eines Baums hinaus", meinte Professor Kirkpatrick gegenüber CORDIS Nachrichten. Die an dem Unterprojekt DIMES beteiligten Forscher laden Internet-Nutzer aus allen Teilen der Welt ein, durch Herunterladen einer Software (siehe unten) beim Mapping des Internet behilflich zu sein, denn diese Software misst Netzwerkmuster und sendet die entsprechenden Daten an das Konsortium zurück. Durch die Ergebnisse dieser Arbeit könnten Echtzeit-Informationen angeboten werden, die beispielsweise bekannt geben, welche Länder zu bestimmten Zeiten besonders schwierig zu kontaktieren sind. "Dafür müssen wir überall Messpersonen unterbringen", erklärte Professor Kirkpatrick und betonte, wie wichtig es ist, dass sich die Internet-Nutzer in Europa daran beteiligen. Die Teilnahme an DIMES ist einfach, und der Windows-Client lässt sich von der Adresse http://www.netdimes.org(öffnet in neuem Fenster) herunterladen. Das Konsortium wird zunächst untersuchen, wie die zigtausend Autonomen Systeme (in der Regel eine einzige administrative Domain) funktionieren. "Wir wollen mehr darüber erfahren, was in ihnen steckt. Wenn wir erst einmal charakterisieren können, was wir sehen, können wir das Wachstum messen", so Professor Kirkpatrick. Ein Bereich mit starkem Wachstum ist das Herunterladen von Musik. Eines der Ziele des Projekts ist die Konzeption eines Plans für eine bessere gemeinsame Nutzung von Dateien oder Chat-Räumen. EVERGROW beschränkt sich jedoch nicht auf diese Parameter. "Die Zukunft gehört nicht nur der Musik, sondern auch dem Video-Streaming und der Möglichkeit, 'online kontinuierlich mit anderen arbeiten zu können. Wir werden uns auch mit dem mobilen Computing befassen", erläuterte Professor Kirkpatrick. Als Ergebnisse des Projektes werden sowohl Erfindungen als auch Erkenntnisse erwartet, mit denen man ein Modell des zukünftigen Internet entwerfen kann. "Wir werden vielleicht ein oder zwei Unternehmen gründen, aber das ist nicht unser Ziel, oder daran wollen wir auch nicht gemessen werden", sagte Professor Kirkpatrick. Die Ergebnisse werden über ein virtuelles Observatorium allgemein zugänglich sein.
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