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Inhalt archiviert am 2023-03-01

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Europäische Wissenschaftler erforschen Kontinentalränder von Europa

Europas Kontinentalrand - wo der Festlandsockel von einer Tiefe von 200 Metern in die Tiefsee-Ebene etwa 4.000 Meter darunter stürzt - erstreckt sich auf etwa15.000 Kilometer von der Arktis bis zur Iberischen Halbinsel und dehnt sich über das Mittelmeer und in das Schwarze Mee...

Europas Kontinentalrand - wo der Festlandsockel von einer Tiefe von 200 Metern in die Tiefsee-Ebene etwa 4.000 Meter darunter stürzt - erstreckt sich auf etwa15.000 Kilometer von der Arktis bis zur Iberischen Halbinsel und dehnt sich über das Mittelmeer und in das Schwarze Meer hinein aus. Der Großteil dieser Grenze liegt innerhalb der ausschließlichen Wirtschaftszone von Europa (Exclusive Economic Zone - EEZ) und ihre biologischen und Energieressourcen sowie ihre Bodenschätze sind daher von großem strategischem Interesse. Aber die nachhaltige Nutzung dieser Ressourcen erfordert ein tief greifendes Verständnis des Ökosystems im Bereich der Kontinentalränder - etwas, das derzeit nicht vorhanden ist, aber worauf ein neues EU-Forschungsprojekt mit einem Budget von 15 Millionen Euro abzielt. Das HERMES-Projekt (HERMES - Hotspot Ecosystem Research on the Margins of European Seas) wird unter dem Programm "Globale Veränderungen und Ökosysteme" des Sechsten Rahmenprogramms (RP6) finanziert. Mit einem Konsortium aus 36 Forschungsinstituten und neun kleinen Unternehmen aus 15 Ländern ist HERMES eines der größten Projekte seiner Art weltweit. Die EU hat bereits eine Reihe kleiner Forschungsprojekte zum Kontinentalrand an spezifischen Standorten und innerhalb einer großen Fachrichtung finanziert. Das HERMES-Projekt stellt jedoch einen beträchtlichen Fortschritt dar, da es eine koordinierte Forschungsanstrengung entlang des gesamten europäischen Kontinentalrands umfasst und in großem Umfang von der Möglichkeit profitieren wird, die Ergebnisse von verschiedenen Standorten zu vergleichen, für die gemeinsame Forschungsmethoden angewandt werden. An einer Reihe von Studienstandorten werden Experten aus mehreren Fachrichtungen - biologische Vielfalt, Geologie, Sedimentologie, physikalische Ozeanographie, Mikrobiologie, Biogeochemie und Sozial- und Wirtschaftswissenschaften - den ersten großen Versuch unternehmen, die europäischen Tiefsee-Ökosysteme auf integrierte Art und Weise zu verstehen. Die in diesen Tiefen anzutreffenden Ökosystem-Typen sind vielfältig und reichen von offenen Hanglagen, wo biologische Gemeinschaften durch Erdrutsche und Tiefseeströmungen beeinflusst werden, bis hin zu Gemeinschaften, die von aus dem Meeresboden entweichenden Flüssigkeiten (kalte Sickerungen) abhängig sind, Kaltwasser-Korallenhügeln, Schlucht-Gemeinschaften und Umgebungen mit anodischer Oxidation (diejenigen ohne Sauerstoff). Das Projekt wird von Phil Weaver vom Southampton Oceanography Centre im VK koordiniert. "Diese Systeme sind unglaublich anfällig und müssen dringend untersucht werden", sagt er. "Ein Hauptziel des HERMES-Projekts ist die Bewertung der Anfälligkeit dieser Gemeinschaften in Bezug auf globale Veränderungen und menschliche Aktivitäten und, falls notwendig, die Entwicklung von Strategien, um sie zu schützen. Das Ergebnis unserer Forschung wird politische Beratung für die EU liefern." Das internationale Team wird darauf abzielen, seine Forschung zur biologischen Vielfalt und biologischen Prozessen mit dem Wissen zu verbinden, das es zu den physikalischen Faktoren, die diese Ökosysteme beeinflussen, einschließlich Geologie und Sedimentologie, generieren kann. Die Wissenschaftler sind außerdem bestrebt, ihre Ergebnisse in einen historischen Zusammenhang zu bringen, indem sie die Sedimentaufzeichnung untersuchen, um langfristige Umweltveränderungen und deren Auswirkungen auf Ökosysteme zu bestimmen. "Veränderungen aufgrund umfassender Naturgewalten (z. B. Klimaoszillationen, Veränderung des Meeresspiegels) oder lokalerer menschlicher Auswirkungen (z. B. Nutzung von Ressourcen, Inputs von Schad- und Nährstoffen) müssen voneinander unterschieden werden, bevor die Aktivitäten der Menschheit diese Unterscheidung unmöglich machen", heißt es auf der Website des Projekts. Die Art der Forschung, die das Team in den kommenden vier Jahren durchführen wird, wird ausgereifte Technologie wie beispielsweise ferngesteuerte und autonome Unterwasserfahrzeuge erfordern. Derartige Ressourcen stehen nur in bestimmten Mitgliedstaaten zur Verfügung - ein weiterer Grund dafür, warum ein so großes Konsortium erforderlich ist. Darüber hinaus wird das Projekt die Koordinierung der umfassenden Infrastruktur der europäischen Meeresinstitute umfassen. Durch die Untersuchung dieser "Hotspot"-Tiefsee-Ökosysteme und den Reichtum unbekannter Arten, die diese bewohnen, hofft man, dass HERMES das erforderliche Wissen liefern kann, um Pläne für das nachhaltige Management dieser höchst anfälligen und geheimnisvollen europäischen Ressourcen zu entwickeln.

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