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Inhalt archiviert am 2023-03-01

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Busquin: Governance in der Wissenschaft auf EU-Ebene muss verbessert werden

Mit der zunehmenden Internationalisierung der Wissenschaft ist es von entscheidender Bedeutung, ein effizientes System für Scientific Governance (Governance in der Wissenschaft) auf EU-Ebene zu entwickeln, um Europa zu ermöglichen, schnelle Entscheidungen zu treffen und sein Z...

Mit der zunehmenden Internationalisierung der Wissenschaft ist es von entscheidender Bedeutung, ein effizientes System für Scientific Governance (Governance in der Wissenschaft) auf EU-Ebene zu entwickeln, um Europa zu ermöglichen, schnelle Entscheidungen zu treffen und sein Ziel, zur wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensbasierten Wirtschaft der Welt zu werden, zu erreichen, sagt der ehemalige EU-Kommissar für Forschung und Leiter des Referats "Bewertung wissenschaftlicher und technischer Optionen" (Scientific Technology Options Assessment - STOA) des Europäischen Parlaments Philippe Busquin. Busquin, der am 14. April auf einer Konferenz zum Thema "The Futures of Europeans in the Global Knowledge Society" (Die Zukunft der Europäer in der globalen Wissensgesellschaft) sprach, referierte auch über die Paradoxie zwischen der Tatsache, dass es heutzutage undenkbar ist, eine Sitzung des EU-Rats abzuhalten, ohne dass die Forschung auf der Tagesordnung steht, während es Hinweise dafür gibt, dass die allgemeine Öffentlichkeit in den Industrieländern zunehmend das Interesse an Wissenschaft und Technologie verliert. "Wir stehen vor einem großen Problem beim Erreichen des Ziels von Lissabon, das darin besteht, dass nicht genügend Menschen Wissen erzeugen", stellte Busquin fest. "Es gibt zu viele Wissenschaftler in Schlüsselpositionen, die über 50 sind, obwohl wir alle wissen, dass die Spitze der Produktivität zwischen dem Alter von 20 und 30 erreicht wird. Es gibt außerdem zu wenig junge Menschen, die an einer wissenschaftlichen Laufbahn interessiert sind." "Jedes Land, jede Region muss die Debatte entwickeln. Europa muss sich mit dem Wissen 'versöhnen'", forderte Busquin. Busquin erklärte weiter, dass das ITER-Projekt (internationaler thermonuklearer Versuchsreaktor) das Problem der Scientific Governance sowohl auf europäischer als auch auf internationaler Ebene unterstrichen habe. "Europa hat ewig gebraucht, um sich für einen Standort zu entscheiden", sagte Busquin. "Wir konnten uns nicht zwischen Frankreich und Spanien entscheiden. Kaum war die Entscheidung auf europäischer Ebene getroffen, standen wir auf internationaler Ebene vor demselben Problem. Alles was wir haben ist die G8, die nur für Industrieländer ist und daher nicht ausreicht." Busquin zufolge muss Europa an der Entwicklung einer Scientific Governance auf EU-Ebene arbeiten und muss außerdem ein wichtiger Akteur bei der Entwicklung der Governance auf globaler Ebene werden. Da sowohl Finanzierungsmittel als auch Wissenschaftler nur in begrenztem Umfang zur Verfügung stünden, müssten bestimmte Bereiche und Sektoren bevorzugt werden. "Welche Prioritäten setzen wir?", fragte Busquin. Prognosen und Informationsaustausch seien von entscheidender Bedeutung, um gemeinsam zu regieren. Subsidiarität sei jedoch ebenfalls notwendig für Scientific Governance, da die Forschung in den einzelnen Ländern sehr unterschiedlich durchgeführt werde, fügte er hinzu. Beispielsweise werde die Forschung im VK und in Belgien hauptsächlich auf der Ebene der Hochschulen durchgeführt, in Frankreich erfolge die Forschung vor allem in großen Forschungszentren wie dem CEA (Zentrum für Atomenergie) und dem CNRS (Nationales Zentrum für wissenschaftliche Forschung), während in Deutschland beides gemischt sei. Busquin zufolge sollte ein EU-System für Scientific Governance in Übereinstimmung mit der Erkenntnis entwickelt werden, dass die regionale Dimension positiv ist und dass es manchmal besser ist, Forschung auf dieser Ebene anstatt auf europäischer Ebene zu finanzieren. "Die Forschung ist jedoch zu einer Dienstleistungsbranche geworden, die nicht mehr auf eine einzige Region oder ein einziges Land beschränkt ist", erklärte Busquin. Diese internationale Dimension bringt einen neuartigen Aspekt mit sich, den eines gemeinsamen Schicksals. Es ist wichtig, dass Europa die Frage stellt: Wenn die Wissenschaft universell ist, welche Art von Programmen benötigen wir und auf welcher Ebene sollte die Governance geschaffen werden?", so Busquin weiter. Darüber hinaus habe man viele Innovationen in der EU verpasst, da die Beziehung zwischen Unternehmen sowie Forschungszentren und Hochschulen ebenfalls je nach Land unterschiedlich sei. Busquin erklärte, in der EU hätten durchschnittlich nur zehn Prozent der KMU (kleine und mittlere Unternehmen) regelmäßigen Kontakt mit Zentren, in denen Wissen geschaffen werde. In Finnland liege die Zahl jedoch bei 55 Prozent, was bedeute, dass der Durchschnitt für einige Länder zwei bis drei Prozent betrage. "Auch wenn 95 Prozent der Forschungsmittel in der EU von den einzelnen Mitgliedstaaten stammen, ist die europäische Finanzierung dennoch wichtig", sagte Busquin. "Dank europäischer Projekte werden neue Synergien geschaffen. Diese Projekte haben Brücken zwischen Hochschulen und KMU sowie strukturierende Infrastrukturen geschaffen", fügte er hinzu. Europa muss in dieser Richtung weitermachen und muss sich auch auf das Thema des geistigen Eigentums konzentrieren, das eine vollständige Wandlung durchläuft. "Mit der Internationalisierung der Wissenschaft ist es wichtig, Vorschriften zu finden. Wir müssen dieses Thema näher betrachten, um dazu beizutragen, dass die europäische Forschung schneller in Innovation umgewandelt wird. Europa muss sich außerdem stärker auf seine Hochschulen konzentrieren, die ein Schlüsselfaktor für eine wissensbasierte Wirtschaft sind", sagte er abschließend.

Länder

Belgien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Vereinigtes Königreich

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