Gründung einer europäischen Einrichtung für Nanowissenschaften wird mit EU-Mitteln unterstützt
Um eine vermehrte Zusammenarbeit zwischen Nanowissenschaftlern in Europa zu fördern, teilfinanziert die EU die Gründung einer European Theoretical Spectroscopy Facility (ETSF - Europäische Einrichtung für theoretische Spektroskopie) nach dem Vorbild bereits bestehender europäischer Synchrotron-Labore. Die ETSF ist eine vom Exzellenznetz Nanoquanta ins Leben gerufene Initiative, die unter dem Bereich "Nanotechnologien" des Sechsten Rahmenprogramms (RP6) gefördert wird. Weitere Mittel werden durch nationale Organisationen für Forschungsförderung bereitgestellt. Die im Netzwerk vertretenen Länder sind das Vereinigte Königreich, Deutschland, Belgien, Italien, Frankreich und Spanien. Das Projekt beruht auf fünfzehn Jahren erfolgreicher Zusammenarbeit zwischen führenden Festkörpertheorie-Gruppen in Europa, deren Arbeitsschwerpunkt auf den Eigenschaften elektronisch angeregter Zustände in Stoffen, insbesondere Nanostrukturen, liegt. Lucia Reining, Forschungsdirektorin der École Polytechnique in Paris, erklärt: "In den letzten zwei Jahrzehnten haben europäische Forschungs- und Weiterbildungsnetze immer mehr zur Entwicklung von Wissenschaftsgemeinschaften beigetragen. Um den Nutzen daraus Wissenschaftlern und der Gesellschaft besser zugute kommen zu lassen, müssen wir neue Formen der Zusammenarbeit finden. Die ETSF wird uns eine große Hilfe dabei sein, diese Herausforderung zu meistern." Hauptziel der ETSF wird es sein, ein tieferes theoretisches Verständnis der Wissenschaft, auf der die Nanotechnologien beruhen, für die größere Wissenschaftsgemeinschaft zu erlangen. "Bisher", so das Netzwerk, "hat sich die Unterstützung für diese Arbeit durch die EU und nationale Organisationen auf in sich abgeschlossene, zeitlich begrenzte Forschungsprojekte und -netze konzentriert, die anderen Forschern keine dauerhafte Möglichkeit boten, von den neuen theoretischen und rechnergestützten Entwicklungen zu profitieren." Ähnlich wie andere Synchrotron-Einrichtungen wird die ETSF als professionell geführtes Wissenszentrum agieren, dessen Fachwissen, Theorie und damit verbundene Software je nach den Bedürfnissen und Interessen der verschiedenen Nutzer unterschiedlich angewandt werden können. Den Kern wird eine Reihe kooperierender Forschungsgruppen bilden, die sich auf die Theorie der Nanowissenschaften oder die damit verbundenen Software-Entwicklungen spezialisiert hat. Doch die Nutzer der Einrichtung werden sehr viel breiter gefächert sein, so z. B. Forscher sowohl aus dem öffentlichen als auch dem privaten Sektor, die die jüngsten Entwicklungen in diesem Bereich für sich nutzen möchten. Solche Einbindungsinitiativen werden die Verbreitung von Theorien, Algorithmen und Computerprogrammen durch Veröffentlichungen, Veranstaltungen und Schulungen umfassen. Außerdem werden Gast-Forschungsteams von Universitäten, Forschungsinstituten und anderen Organisationen betreut. Die ETSF wird auch längerfristige Ausbildungen für Nutzer und Doktoranden sowie Module für Studierende in Master-Studiengängen anbieten. Martin Stankovski, Doktorand an der Universität York, die das Nanoquanta-Netz koordiniert, zieht folgendes Fazit: "Nanotechnologie birgt ein enormes Potenzial für die Industrie, aber tiefere theoretische Kenntnisse der damit verbundenen Wissenschaft fehlen oft in den größeren Forschungsgemeinschaften, besonders im privaten Sektor. Mit der ETSF haben wir die Möglichkeit, die Erfahrung und das Wissen über unsere Forschung dort zu vermitteln, wo sie direkt von Nutzen sind."
Länder
Belgien, Deutschland, Spanien, Frankreich, Vereinigtes Königreich