Millennium-Bericht warnt: Technologie könnte für den Menschen unkontrollierbar werden
Vielen Menschen ist immer noch nicht bewusst, wie schnell Wissenschaft und Technologie (W&T) sich in den nächsten 25 Jahren verändern werden. Angesichts dieser schnellen Entwicklung an mehreren unterschiedlichen Fronten besteht nun laut einem neuen Bericht ernsthaft die Möglichkeit, dass das technologische Wachstum der Kontrolle des Menschen entgleitet. Der Bericht "State of the Future 2005" wurde im Rahmen des Millennium-Projekts der Universität der Vereinten Nationen verfasst - einer globalen "Denkfabrik" aus Zukunftsforschern, Akademikern und politischen Entscheidungsträgern. Darin werden aktuelle globale Trends analysiert und einige der derzeitigen und zukünftigen Herausforderungen, vor denen die Welt steht, detailliert untersucht. Die Situation darlegend heißt es in dem Bericht: "Zukünftige Synergien zwischen Nanotechnologie, Biotechnologie, Informationstechnologie und kognitiver Wissenschaft können die Bedingungen für die Menschen enorm verbessern, indem die Verfügbarkeit von Nahrung, Energie und Wasser verbessert wird und Menschen und Informationen überall auf der Welt miteinander verbunden werden. Dies wird zu einer höheren kollektiven Intelligenz führen und Werte und Effizienz schaffen, während gleichzeitig Kosten gesenkt werden." Es wird jedoch auch gewarnt: "Eine zuvor gewonnene und Besorgnis erregende Erkenntnis aus dem Millennium-Projekt bleibt weiterhin ungelöst: obwohl es immer klarer wird, dass die Menschheit über die Ressourcen verfügt, die globalen Herausforderungen anzugehen, wird es leider nicht immer klarer, wie viel Weisheit, Willensbereitschaft und Intelligenz tatsächlich auf diese Herausforderungen gerichtet sein werden." In dem Bericht wird folgendermaßen argumentiert: Da die Faktoren, die die Beschleunigung von W&T ausgemacht haben, sich ebenfalls immer schneller weiterentwickeln, wird die Geschwindigkeit des Wandels in den letzten 25 Jahren im Vergleich zu der in den nächsten 25 Jahren langsam erscheinen. "Um der Welt zu helfen, mit dieser Beschleunigung des Wandels zurechtzukommen, wird es möglicherweise notwendig sein, eine internationale W&T-Organisation zu gründen, die für eine bessere Schnittstelle zwischen Internet und Mensch sorgt, um das weltweite wissenschaftliche und technologische Wissen sowie die Prognosen über potenzielle Folgen zu vermitteln", heißt es darin. Anhand eines bestimmten Beispiels - dem der Nanotechnologie - wird in dem Bericht prognostiziert, dass dieses Gebiet der Menschheit außergewöhnlichen Nutzen bringen wird. Allerdings wird auch gewarnt, dass bisher wenig über die Umwelt- und Gesundheitsrisiken von Nanomaterialien bekannt ist. Da das Militär derzeit ein wichtiger Akteur bei der Entwicklung von Nanotechnologien ist, wird in dem Bericht vorgeschlagen, dass die militärische Forschung dazu beitragen soll, diese Risiken zu verstehen und damit umzugehen. Die wichtigsten Fragen, die es laut dem Bericht zu lösen gilt, sind folgende: Wie werden Nanopartikel über die Haut, die Lungen, die Augen, die Ohren und den Verdauungstrakt in den Körper aufgenommen? Wenn die Nanopartikel im Körper sind, können sie dann die natürlichen Abwehrmechanismen von Menschen und Tieren umgehen? Auf welchem Weg dringen Nanomaterialien potenziell in den Körper ein - sowohl über die Luft als auch über das Wasser? Wie sehr sind Nanotube-Strukturen biologisch abbaubar? Laut Autoren wird ein Klassifizierungssystem benötigt, um einen Rahmen bereitzustellen, in dem Forschungsbewertungen durchgeführt werden und die potenzielle Verschmutzung durch Nanotechnologie verfolgt wird. "Toxikologen und Pharmazeuten müssen zusammenkommen, um die Fähigkeit von Nanopartikeln zu untersuchen, die Abwehrmechanismen der Zellen zu umgehen, um Krankheiten so beizukommen", fügen sie hinzu. Schließlich kommt der Bericht auf die umfassenderen Herausforderungen für die Menschheit zurück. Es wird festgestellt, dass nationale Entscheidungsträger selten in der Theorie und Praxis des Entscheidungsfindungsprozesses ausgebildet sind. Daher könnte eine fortschrittliche Software zur Unterstützung der Entscheidungsfindung helfen. "Eine formalisierte Ausbildung in Ethik und Entscheidungsfindung für Entscheidungsträger könnte zu einer erheblichen Verbesserung der Qualität globaler Entscheidungen führen", so das Fazit.