RP7 soll multidisziplinärer werden, wird in ALLEA-Positionspapier gefordert
In seiner Reaktion auf die Vorschläge der Kommission für das Siebte Rahmenprogramm (RP7) hat der Zusammenschluss der nationalen Akademien der Wissenschaften, der als "All European Academies" (ALLEA) bekannt ist, eine stärkere Konzentration auf die Multidisziplinarität in der EU-Forschung gefordert. In dem Dokument heißt es, dass die Vorschläge im Allgemeinen ein "großer Fortschritt in der katalytischen Rolle dieses Programms" sind und die ALLEA unterstütze insbesondere Vorschläge zur Verdoppelung der Forschungsfinanzierung der EU. Die Einrichtung eines Europäischen Forschungsrats zur Unterstützung von Spitzenforschung wird ebenso begrüßt wie Pläne zur Durchführung bestimmter Reformen zu dem Programm. Unter dem vorgeschlagenen vorrangigen Themenbereich "Kooperation" des RP7 heißt es jedoch, obwohl die ALLEA anerkennt, dass die Interdisziplinarität in Bezug auf Bereiche wie Meereswissenschaften erwähnt wird, weiter: "Hier hätte der Vorschlag die Gelegenheit ergreifen sollen, das Thema der Inter- oder Multidisziplinarität wirklich auszuweiten und auszuarbeiten. Es hätten sehr viel mehr Beispiele angeführt werden sollen, in denen die Interdisziplinaritätsansätze als nützlich und innovativ hätten demonstriert werden können." Die in dem Positionspapier aufgeführten Beispiele umfassen die Interaktionen zwischen: Informatik und kognitiver Psychologie, Energie und nachhaltigem Verbrauch, Gesundheit und Umwelt sowie Nanowissenschaften und Biologie. "Nach Ansicht der ALLEA wird es eine verpasste Gelegenheit sein, wenn das RP7 nicht den Weg für einen wirklich interdisziplinären Ansatz für die komplexen Probleme ebnet, denen Europa gegenübersteht", so der Bericht weiter. Bei den gemeinsamen Forschungsaktionen kritisiert die ALLEA außerdem die "schwache" Rolle der Forschung im Bereich der Geisteswissenschaften unter dem vorgeschlagenen neuen Themenbereich "Sozial- und Geisteswissenschaften". Sie argumentiert, dass sich die Priorität auf Wachstum, Produktivität, Beschäftigung und Staatsangehörigkeit konzentriere, ohne auf Themen wie individuelle geistige Gesundheit, Schulbesuch und Alphabetisierung, Drogenmissbrauch, Gewalt "und viele andere Themen, die schwerwiegende Auswirkungen auf die Entwicklung und das Wohlergehen der Gesellschaft haben", Bezug zu nehmen. In Bezug auf die Unterstützung von Infrastrukturen äußert sich der Zusammenschluss der nationalen Akademien der Wissenschaften zufrieden mit der in einem aktuellen Bericht des Europäischen Strategieforums für Forschungsinfrastrukturen (ESFRI) vorgestellten Vision. Er stellt jedoch heraus, dass sich die Vision auf große Infrastrukturen wie die in den Natur- und Biowissenschaften konzentriere, und fügt hinzu: "[A]ber auch Kategorien, die nicht von extremer Größe sind, aber dennoch von einem einzigen Land nicht erreicht werden können, benötigen eine solche Koordinierung und Unterstützung." Dezentrale Kommunikationsstrukturen, elektronische Bibliotheken und Archive, Sozial- und Bioinformatik-Datenbanken sowie Systeme für grenzüberschreitende Studien werden als Beispiele für derartige Infrastrukturen von mittlerem Niveau angeführt. In dem Positionspapier werden die Vorschläge zur Vereinfachung des Rahmenprogramms, zur Erweiterung des ERA-NET-Programms oder zur Förderung einer wissenschaftlicheren Kultur durch den vorrangigen Themenbereich "Wissenschaft und Gesellschaft" befürwortet, wobei die Initiativen der Kommission in jedem dieser Bereiche begrüßt werden. Obwohl die RP7-Vorschläge sich nicht detailliert damit befassen, spricht die ALLEA zum Schluss das Thema der geistigen Eigentumsrechte (IPR) an und argumentiert, dass sie von entscheidender Bedeutung für die Entwicklung der europäischen Wissenschaft sind. "Einer der Vorschläge ist, dass die Hochschulen und öffentlich finanzierten Institute ermutigt werden sollten, aktiver zu erwägen, ob sie Entdeckungen, die während eines Projekts gemacht werden, nutzen könnten", heißt es in dem Bericht. Die ALLEA stimmt zwar zu, dass derzeit zu viel geistiges Eigentum verkommt, warnt jedoch, dass die Hochschulen und Institute die öffentliche Kommunikation reduzieren können, wenn Patente wahrscheinlich erscheinen, und die Forscher unter Druck gesetzt werden könnten, Forschungsthemen auszuwählen, die zu Patenten führen könnten. "Offensichtlich besteht Bedarf an einem Gleichgewicht, um sicherzustellen, dass die Forschungsergebnisse innerhalb Europas soweit wie möglich genutzt werden und gleichzeitig gewährleistet wird, dass das Forschungsprogramm und dessen Verbreitung nicht behindert werden", so das Positionspapier abschließend.