NESSI-Technologieplattform soll Infrastruktur für europäische Online-Dienste bieten
Einige der größten europäischen Software-, Telekommunikations- und Dienstleistungsunternehmen haben sich zusammengeschlossen und am 7. September in Brüssel eine neue Technologieplattform vorgestellt, mit dem Ziel, eine generische dienstleistungsorientierte Infrastruktur zur Förderung der Wettbewerbsfähigkeit und Schaffung neuer Arbeitsplätze zu entwickeln. Als die Internet-Revolution in den 1990er Jahren begann, führte die hastige Annahme neuer Technologien zu der heutigen Landschaft von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT), die äußerst komplex ist und auf urheberrechtlich geschützten Hardware- und Softwareinfrastrukturen basiert. Die Technologieplattform der "vernetzten europäischen Software- und Dienstleistungsinitiative" (Networked European Software and Services Initiative - NESSI) zielt darauf ab, diese Situation durch die Schaffung einer generischen und zuverlässigen Infrastruktur zu vereinfachen, die als Plattform für innovative Dienstleistungen für Bürger, Unternehmen und Regierungen fungieren wird. "Das Ziel von NESSI", so Jean-Paul Lepeytre, Senior Vice President bei Thales, einem Unternehmen, das an der Gründung der Initiative beteiligt war, "besteht darin, Kompetenzen und Ressourcen zu vereinen, um Neuerungen einzuführen und eines der Hauptziele zu erreichen: die Schaffung einer dynamischen und zuverlässigen Softwareinfrastruktur-Middleware. Dies ist derzeit eine wichtige fehlende Komponente, die eine nahtlose und kosteneffiziente Zusammenstellung der Webdienste ermöglichen wird." Lepeytre erklärte, dass NESSI ein Forschungsprojekt im Wert von 2,5 Milliarden Euro innerhalb des Siebten Rahmenprogramms (RP7) darstelle, wobei die Hälfte des Gesamtbetrags von der Industrie beigesteuert werde. "Wir planen, unsere Forschung auf spezifische Bereiche zu konzentrieren, mit dem Ziel, den Bürgern, Unternehmen und staatlichen Verwaltungen die neuen Dienstleistungen, die sie benötigen, zur Verfügung zu stellen", ergänzte er. In dieser Phase haben sich die Gründungsmitglieder von NESSI drei Hauptaufgaben gestellt: die Entwicklung einer dienstleistungsorientierten Infrastruktur auf der Grundlage offener Software und Lösungen, die Schaffung eines umfassenden europäischen Labor- und Demonstrationszentrums zur Umsetzung ihrer strategischen Forschungsagenda und die Definition der notwendigen Standards, um Kompatibilität zwischen den verschiedenen Systemen sicherzustellen. Es wird erwartet, dass derartige Initiativen zahlreiche Vorteile für Europa mit sich bringen, nämlich die Schaffung neuer Mehrwertdienste, bessere Lebensqualität und Sicherheit für die europäischen Bürger, eine wettbewerbsfähigere Wirtschaft sowie die Schaffung neuer Arbeitsplätze und den Erhalt bestehender Arbeitsplätze aus Offshore-Verlagerungen. "Wir schätzen, dass diese Technologieplattform - direkt oder indirekt - zur Schaffung oder zum Erhalt mehrerer hunderttausend Arbeitsplätze pro Jahr in Europa führen wird", sagte Lepeytre. Die Initiative wird zwar von einigen der größten europäischen Unternehmen - einschließlich BT, Hewlett Packard, IBM, Nokia, SAP und Siemens - eingeleitet, Lepeytre betonte jedoch, dass NESSI allen Akteuren offen stehen werde. "Nicht nur die großen Industrieunternehmen, die sich noch nicht beteiligen, sondern auch - und insbesondere - die vielen kleineren Industriefirmen und Dienstleister sowie Hochschulen und staatliche Forschungszentren und -labors. Alle werden ihre spezifischen Kompetenzen und ihr Fachwissen einbringen, alle werden entscheidend zum Erfolg dieser Plattform beitragen", bekräftigte er. Die potenziellen Auswirkungen von NESSI sind enorm angesichts der Tatsache, dass die Software- und Dienstleistungsindustrie in Europa über eine Million Menschen beschäftigt und fünf bis sechs Prozent des BIP der EU auf sie entfallen. Die für die Informationsgesellschaft und Medien zuständige EU-Kommissarin Viviane Reding unterstützt die Initiative: "Ich begrüße diese NESSI-Initiative und das Engagement ihrer Partner für die Entwicklung einer gemeinsamen Dienstleistungsplattform sehr. Sie hat das Potenzial, die europäische Wettbewerbsfähigkeit in vielen Wirtschaftssektoren zu stärken, und ist ein weiterer sehr praktischer Schritt im Rahmen der Umsetzung unserer i2010-Politik für Wachstum und Beschäftigung in Europa."