EU-Unternehmen nehmen Richtungswechsel bei den F&E-Investitionen vor, können mit Konkurrenz jedoch nicht gleichziehen
Der Investitionsanzeiger für das Jahr 2005 im Bereich industrielle F&E (Forschung und Entwicklung) zeigt, dass europäische Unternehmen bei den Ausgaben eine Kehrtwendung vollzogen haben und die Investitionen erhöhen. Bei einem Wachstum von 0,7 Prozent (verglichen mit einem Rückgang von zwei Prozent im letzten Jahr) liegen die europäischen Unternehmen jedoch immer noch hinter den besten Unternehmen aus Nicht-EU-Ländern, die in diesem Jahr einen Anstieg der F&E-Investitionen von sieben Prozent verzeichnen konnten, zurück. Während der positive Trend in Europa daher leicht durch die Leistung seiner Konkurrenten getrübt ist, gibt es jedoch auch eine gute Nachricht, die von anderen nicht getrübt werden kann: der größte Investor der Welt in F&E ist jetzt ein europäisches Unternehmen - Daimler-Chrysler. Ein weiteres europäisches Unternehmen, und zwar Siemens, gelangte ebenfalls gerade noch unter die Top-Fünf. "Die diesjährige Ausgabe des Anzeigers gibt durchaus Anlass zu Optimismus, zeigt uns aber auch, welch enorme Aufgabe noch vor uns liegt, wenn wir die EU zu einer echten Wissenswirtschaft machen wollen", sagte der EU-Kommissar für Wissenschaft und Forschung Janez Potocnik. "Wir haben in der EU einige herausragende, leistungsstarke Unternehmen. Was wir jetzt noch brauchen, ist größere Kohärenz und ein größerer Ehrgeiz bei der Schaffung der richtigen Voraussetzungen für F&E und Innovation in allen Mitgliedstaaten, um noch viel mehr dieser Unternehmen zählen zu können", sagte er. Dies war die zweite Ausgabe des Anzeigers. Er wurde von der GD Forschung und der GD Gemeinsame Forschungsstelle der Kommission gemeinsam erarbeitet und enthält Daten zu 1.400 Unternehmen: die 700 Spitzenunternehmen der EU und die 700 Spitzenunternehmen von außerhalb der EU. Insgesamt investieren diese 1.400 Unternehmen 315 Milliarden Euro in F&E. Neun der 25 Spitzeninvestoren in die Forschung haben ihren Sitz in der EU und 45 Prozent der 700 Top-Unternehmen der EU haben ihre F&E-Investitionen um mehr als fünf Prozent seit der Veröffentlichung des Anzeigers des Vorjahres erhöht. Tatsache ist jedoch immer noch, dass die EU-Unternehmen einen geringeren Anteil ihrer Umsätze in F&E investieren als ihre Konkurrenten in Nicht-EU-Ländern. Ein Faktor, der diese Lücke erklären könnte, ist die unterschiedliche sektorale Zusammensetzung in den Regionen. Während die hohe Anzahl an Hightech-Firmen in den USA gewährleistet, dass die F&E-Investitionen konstant bleiben, sind die EU-Unternehmen in als "Mediumtech" bezeichneten Sektoren wie Automobilhersteller und Zuliefererindustrie konzentriert, in denen weniger F&E erforderlich ist. "Es gibt verhältnismäßig weniger in dem Anzeiger aufgeführte Unternehmen, die in Sektoren tätig sind, in denen ein sehr viel höherer Anteil des Umsatzes in F&E investiert wird, wie z. B. Biotechnologie, Gesundheit und Informationstechnologie", so die Kommission. Es ist festzustellen, dass Europa eine geringe Präsenz in Sektoren mit hohem Wachstum wie z. B. Biotechnologie hat, und laut Potocnik bedeutet dies, dass der Kontinent den Anschluss verpassen könnte, wenn der Sektor zu einem großen Wachstumsschub führt, wie von vielen vorhergesagt. Genau dies ist laut dem Kommissar während des Booms der Informationstechnologie (IT) in den 90er Jahren geschehen. In der EU sind Unternehmen für 54,3 Prozent der gesamten F&E-Investitionen verantwortlich, verglichen mit 74,5 Prozent in Japan, 63,1 Prozent in den USA und 60,1 Prozent in China.
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