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Eiskerne zeigen Temperaturanstieg von 2,5 Grad Celsius innerhalb von 150 Jahren

Eiskerne, die ein schweizerisch-russisches Forscherteam aus dem sibirischen Belukha-Gletscher gebohrt hat, zeigen, dass in den vergangenen 150 Jahren die Temperatur um 2,5 Grad Celsius angestiegen ist. Die Kerne weisen auch eine erhöhte Konzentration der Luftschadstoffe seit 1...

Eiskerne, die ein schweizerisch-russisches Forscherteam aus dem sibirischen Belukha-Gletscher gebohrt hat, zeigen, dass in den vergangenen 150 Jahren die Temperatur um 2,5 Grad Celsius angestiegen ist. Die Kerne weisen auch eine erhöhte Konzentration der Luftschadstoffe seit 1940 auf, also seit dem Beginn der Schwerindustrie in Sibirien. Das Team unter der Leitung von Wissenschaftlern des Schweizer Paul Scherrer Instituts bohrte die Kerne in 4.000 m Höhe am 4.506 m hohen Belukha, dem höchsten Gipfel in Zentralasien. Die 86 m langen Kerne des Gletschers wurden in die Schweiz transportiert und dort analysiert. Die Forscher verzeichneten im Eis auch einen Anstieg der Schadstoffkonzentration, der parallel zur fortschreitenden Industrialisierung in dem Vierländereck verläuft, das von der Mongolei, Kasachstan, Russland und China gebildet wird. Das Team konnte anhand des Abbaus der Sauerstoff-18-Isotope im Eis die Temperaturunterschiede nachweisen. Diese Isotope stehen in einem bestimmten Verhältnis zur Temperatur und stabilisieren sich mit der Eisbildung. Gletscher sind aus Schichten aufgebaut, ähnlich wie die Ringe der Baumstämme, was sowohl eine sehr genaue Datierung der Schichten als auch eine Aussage über die Temperatur zur Zeit der Eisbildung zulässt. Laut dem im Journal of Geophysical Research erschienen Artikel "weisen die beiden Temperatur-Proxies auf einen starken Erwärmungstrend hin, der zwischen 1,6 und 0,4 Grad Celsius liegt, bzw. 1,7 und 1,1 Grad Celsius für die letzten 100 Jahre. Diese Werte wurden anhand des Prozentsatzes der Schmelzschichten und anhand des Sauerstoff-18-Gehalts ermittelt. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts lässt der Sauerstoff-18-Gehalt auf einen Erwärmungstrend von etwa 2,5 bis 1,7 Grad Celsius schließen." Der durchschnittliche Temperaturanstieg liegt für diesen Zeitraum weltweit bei 0,9 Grad Celsius. Das heißt, der Temperaturanstieg in Sibirien ist fast dreimal so hoch. Zunächst mutmaßte das Team, dass dies auf das Ende der so genannten Kleinen Eiszeit zurückzuführen sei. Dann jedoch kamen die Wissenschaftler zu der - beunruhigenderen - Überzeugung, dass der Temperaturanstieg wahrscheinlich mit dem Kontinentalklima der Region zusammenhängt. Klimawandelmodelle prognostizieren einen Anstieg extremer Wetterereignisse, ein Phänomen, das in Kontinentalklimazonen verstärkt auftritt. So hat sich die Lage seit 1988 zugespitzt, wie Muster im Schnee belegen, da Eis geschmolzen und wieder gefroren ist. "Die plötzliche Bildung großer Schmelzschichten seit 1988 zeigt, dass die oberen Bereiche des Belukha-Gletschers von der Rekristallisierungs- zur kalten Infiltrationszone werden, was jetzt den Durchfluss von Schmelzwasser durch mehrere Jahresschichten ermöglicht. Das weist darauf hin, dass die Konservierung der Akkumulation und geochemischer Eigenschaften, einschließlich derjenigen, die Temperatur-Proxies bieten, aktuell in Gefahr ist", heißt es in dem Artikel. Diesen eindeutigen Ergebnissen steht jedoch die Entdeckung gegenüber, dass seit den 1980er Jahren die Schadstoffe im Eis zurückgegangen sind. Das kann nur bedeuten, dass die maximale industrielle Produktivität damals schon erreicht war - etwa zehn Jahre vor dem Zusammenbruch der Sowjetunion.

Länder

Schweiz, China, Kasachstan, Mongolei, Russland