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Dangerous Masculinities: Young Men in Italian Cinema of the 1940s-1960s

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Das Nachkriegskino und die Männlichkeit junger Italiener

Wie die Geschlechter in dem Medien dargestellt werden, sagt viel über die Rolle von Männern und Frauen in der Gesellschaft aus. EU-finanzierte Forschung zeigt jetzt die Wirkung des Kinos auf die Wahrnehmung von Männlichkeit in Italien.

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Das Projekt Young-Italian 2015 hat untersucht, welche filmischen Identitäten und Erinnerungen in den zwei Jahrzehnten zwischen 1943 und 1963 in Bezug auf junge italienische Männer vorkommen. Gefördert mit einem Marie-Skłodowska-Curie-Einzelstipendium wurden in diesen Forschungsarbeiten Ansätze der Rezeptionswissenschaft und Ethnografie mit filmischer Textanalyse kombiniert. „Das Projekt hat gezeigt, dass das Kino und seine Paratexte (Magazine, Plakate), für die Artikulation von Männlichkeit für junge Italiener ein zentraler Faktor waren, der die Nachkriegsgeneration direkt ansprach“, erklärt die Projektkoordinatorin Prof. Catherine O’Rawe. Die Jugendkultur des Landes begann sich auszubilden und dieses Massenmedium half italienischen Männern dabei, ihre eigene Identität als Jugendliche abzustecken. Nachkriegserfahrungen Im Laufe der Forschung rückte der ethnografische Aspekt immer stärker in den Fokus. Dr. Enrico Biasin führte als Forscher im Projekt Einzel- und Gruppeninterviews mit älteren Italienern durch, die gern von ihren persönlichen Erfahrungen vom Kino nach dem Krieg erzählen wollten und davon, wie der Kinobesuch ihre Identitätsfindung beeinflusst hat. Als zusätzliche Datenquellen dienten Tagebücher und Notizhefte, teils von Teilnehmern der Studie, teils aus dem Nationalen Tagebucharchiv in Italien. Auch ein Fragebogen wurde im Projekt entwickelt, dessen schriftliche Antworten wichtige Erkenntnisse für die Studie lieferten. Solche Studien zu gemeinsamen Erinnerungen älterer Menschen können bei der Lösung aktueller Probleme durch die alternde Bevölkerung, die Krise der Altenpflege und die Zunahme von Demenzerkrankungen eine wichtige Rolle spielen. „Aus Young-Italian 2015 ergeben sich wichtige Schlussfolgerungen für einen stärkeren Einsatz des therapeutischen Erinnerns im Rahmen der Pflege, sowohl in Italien als auch in vielen anderen Ländern innerhalb und außerhalb Europas“, so Prof. O‘Rawe. Das Kino kann ein starkes Mittel sein, um Zugang zum Langzeitgedächtnis zu bekommen, sogar wenn das Kurzzeitgedächtnis beeinträchtigt ist. Programme im Vereinigten Königreich (im Rahmen des Programms Creative Dementia Arts) und in so weit voneinander entfernten Ländern wie Irland und Brasilien haben zeigen können, welches Potenzial das gemeinsame Anschauen von Kinofilmen hat, Erinnerungen an die Vergangenheit und positive Gefühle des Wohlbefindens zu wecken. Erinnerungen dieser speziellen Bevölkerungsgruppe sind Teil eines kulturellen Erbes, in dem das Kino das Gefühl von nationaler Zugehörigkeit stark mitprägte. Dank Studien wie dieser bekommen wir ein besseres Verständnis für die Rolle von Kulturindustrien bei der Bildung von Geschlechtsidentitäten und ihrer Narrative in der Vergangenheit. Jenseits der Wissenschaft Dr. Biasin hat die Arbeiten des Projekts und die Untersuchungsergebnisse auf wissenschaftlichen Konferenzen und Seminaren in Italien und im Vereinigten Königreich verbreitet. „Sein wichtigster Beitrag zur Verbreitung war allerdings die Präsentation des Projekts bei älteren Teilnehmergruppen verschiedener Fachrichtungen der italienischen Universität für das dritte Alter“, so die Koordinatorin. „Dieser Kontakt zur Öffentlichkeit, die ja hier auch Forschungsgegenstand ist, war für das Projekt unheimlich wichtig und hat dafür gesorgt, dass die Ergebnisse auch über wissenschaftliche Netzwerke hinaus wahrgenommen werden.“ Als ältere Menschen gelten in diesem Zusammenhang Personen, die aus dem Arbeitsleben ausgetreten sind und/oder keine Kinder mehr erziehen. Im Vereinigten Königreich wurde 1973 die Seniorenakademie „University of the Third Age“ gegründet und unterstützt heute ältere Menschen beim lebenslangen Lernen und der Weiterentwicklung ihrer fachlichen, sozialen und kreativen Interessen. Young-Italian 2015 ist zwar offiziell seit Oktober 2018 abgeschlossen, aber Dr. Biasin arbeitet gerade noch an einer Monografie über das Projekt. Dieses Werk wird Prof. O‘Rawe zufolge „erstmals zeigen, inwiefern Narrative des Kinobesuchs bei Männern persönliche ‚Lebensgeschichte‘ der Zuschauer in Relation zu Repräsentationen männlicher Identität einordnen können.“

Schlüsselbegriffe

Young-Italian 2015, Kino, Nachkriegszeit, Männlichkeit, Pflege, ältere Menschen, filmische Identität, Jugendkultur, Identitätsfindung

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