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Inhalt archiviert am 2023-03-02

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UN-Bericht wägt Vor- und Nachteile von Biokraftstoffen ab

Viele sehen in Biokraftstoffen ein Allheilmittel für unseren Energiemangel, die Umwelt- und die Armutskrisen. Aber einem neuen Bericht der Vereinten Nationen zufolge können diese Energiequellen, wenn sie schlecht geplant werden, genauso viele Probleme bereiten, wie sie lösen. ...

Viele sehen in Biokraftstoffen ein Allheilmittel für unseren Energiemangel, die Umwelt- und die Armutskrisen. Aber einem neuen Bericht der Vereinten Nationen zufolge können diese Energiequellen, wenn sie schlecht geplant werden, genauso viele Probleme bereiten, wie sie lösen. Moderne Bioenergietechnologien, die Wärme, Strom und Verkehrstreibstoffe produzieren, entwickeln sich rasch weiter. Dabei besteht in letzter Zeit ein erhöhtes Interesse für flüssige Biokraftstoffe, vor allem für Ethanol und Biodiesel. Die globale Produktion dieser Biokraftstoffe hat sich in den vergangenen fünf Jahren bereits einmal verdoppelt und wird dies in den kommenden vier Jahren voraussichtlich ein zweites Mal tun. Viele Länder auf der ganzen Welt, von Argentinien und Malaysia bis Indien und Sambia, haben in den vergangenen Jahren neue Strategien zur Förderung von Bioenergien erlassen. Die Energiepolitik der EU schreibt vor, dass der Anteil von Biotreibstoffen am Gesamttreibstoffverbrauch bis 2020 mindestens 10% betragen muss. Es ist nicht überraschend, dass das globale Interesse an Bioenergie in den vergangenen Jahren gestiegen ist, schreibt Mats Karlsson, Vorsitzender von UN-Energy, die den Bericht 'Sustainable Bioenergy: A Framework for Decision Makers' erstellt hat. "Was könnte attraktiver sein, als Energie aus dem eigenen Garten, die vor allem durch Fotosynthese mit den Brennstoffen Sonne und Wasser erzeugt wird, mit neuen Arbeitsplätzen und Entwicklungsmöglichkeiten, die noch zu erschließen sind?" Die Entwicklung von Bioenergieindustrien, einschließlich Biotreibstoffen, könnte Millionen Menschen mit sauberer Energie beliefern, an der es bisher für sie mangelt, heißt es in dem Bericht. Kochen mit Bioenergiequellen wie Holz hat beispielsweise zu zahlreichen gesundheitlichen und sicherheitstechnischen Problemen für Menschen in Entwicklungsländern geführt, vor allem für Frauen, die dadurch dem Teufelskreis der Armut nicht entrinnen können. Der Zugang zu modernen Energiequellen könnte zur Reduzierung dieser Probleme beitragen und großen Bevölkerungsmassen aus der Armut helfen. Neue Bioenergieindustrien könnten vor allem in ländlichen Gebieten der ärmsten Regionen dieser Welt neue Arbeitsplätze schaffen und Einkommen generieren, da der größte Beschäftigungsanteil bei der Bioenergie in Landwirtschaft, Verkehr und Verarbeitung anfällt. Der Bericht warnt allerdings auch vor den Gefahren, die ein solcher Wohlstand mit sich bringt. Die Nachfrage für Land zum Anbau von Bioenergiepflanzen könnte zu Druck auf den Anbau anderer Nutzpflanzen führen und damit zu einer Preiserhöhung von Grundnahrungsmitteln wie Getreide. Da für die Erzeugung des Rohmaterials für Bioenergie auch große Wassermengen benötigt werden, könnte es zu einem Trinkwassermangel für die Privathaushalte kommen. Damit wären die Gesundheit und Lebensmittelsicherheit großer Bevölkerungsgruppen gefährdet. Da außerdem Biokraftstoffe in Massenproduktionsverfahren erzeugt und verarbeitet werden, befürchten die Autoren, dass ein Übergang zu diesen Brennstoffen die ärmsten Landwirte der Welt von ihrem Land vertreiben und in noch tiefere Armut stürzen könnte. Der Bericht weist auch auf die möglichen Folgen der Erzeugung von Biokraftstoffen auf die Umwelt hin. Je nach Wahl des Rohstoffes und was er ersetzt, können gute Anbaumethoden wie der Zwischenfruchtbau und Fruchtfolgen neutrale oder sogar positive Folgen auf die direkte Umwelt haben. Allerdings erfolgt der Pflanzenanbau zu Energiezwecken meist in großen Monokulturen, vor denen der Bericht warnt, da er zu einem erheblichen Verlust der biologischen Vielfalt, zu Bodenerosion und ausgelaugten Böden führen kann. Er nennt Fälle wie Indien, Sri Lanka und Thailand, wo Biokraftstoffkulturen bereits zu massiver Entwaldung geführt haben. Aber selbst ein variierter und stärker nachhaltig orientierter Pflanzenanbau zur Energieerzeugung könnte negative Folgen für die Umwelt haben, wenn dadurch Urwälder und Grünland ersetzt werden, ist in dem Bericht zu lesen. Zu anderen möglichen Auswirkungen gehören die Überdüngung des Wassers, die Versauerung der Böden sowie der Oberflächenwasser und sogar die Ozonausbreitung. Der Bericht schließt mit dem Vorschlag ab, einen Rahmen für Entscheidungsträger zur Anregung der nachhaltigen Erzeugung und des Einsatzes von Biokraftstoffen zu erarbeiten, damit die ärmere Bevölkerung einen maximalen Nutzen daraus ziehen kann und die Umwelt geschont wird. Auf dem Gebiet von Forschung und Entwicklung ruft er Regierungen auf, Maßnahmen zum Gemeinwohl zu finanzieren. Dazu gehört die Grundlagenforschung ohne direkte kommerzielle Verwertung und die Feststellung der Bedürfnisse und Bereiche der Bioenergie für die Strategieforschung.