Studie: Biokraftstoffe sind nicht die Lösung
Der Anbau von Pflanzen für Biokraftstoffe könnte sich schädlicher als bisher angenommen auf die Umwelt auswirken, warnen britische Forscher. Forscher der Universität Leeds und des britischen World Lands Trust stellen in der jüngsten Ausgabe der Fachzeitschrift Science die Ergebnisse der ersten umfassenden Analyse der Emissionen im Zusammenhang mit der Gewinnung von Biokraftstoffen vor. Den Wissenschaftlern zufolge wird durch die Steigerung der Produktion von Biokraftstoffen zur Bekämpfung des Klimawandels im Laufe der nächsten 30 Jahre bis zu neun Mal so viel Kohlendioxid freigesetzt wie durch fossile Kraftstoffe. Heute gelten Biokraftstoffe, die aus Pflanzen gewonnen werden, als die umweltfreundliche Alternative zu fossilen Kraftstoffen. Eines der Argumente für diese Kraftstoffe ist die Tatsache, dass die Pflanzen, die für ihre Gewinnung angebaut werden, im Zuge ihres Wachstums Kohlendioxid aus der Atmosphäre aufnehmen. Dies, so die Wissenschaftler, ist jedoch nicht die ganze Wahrheit. Die Autoren der Studie warnen davor, Wälder für den Anbau von Biokraftstoffpflanzen zu roden, da durch die Abholzung direkt Kohlenstoff ausgestoßen wird - und darüber hinaus werden noch Lebensräume von Pflanzen und Tieren sowie viele Arten selbst zerstört. Die EU-Mitgliedstaaten haben sich vorgenommen, bis 2020 zehn Prozent ihres Kraftstoffs für den Verkehr durch Biokraftstoffe zu ersetzen, was sowohl die Kohlendioxidemissionen als auch die Abhängigkeit von Erdöl reduzieren soll. Dieses Ziel kann jedoch nur erreicht werden, wenn eine Fläche für den Anbau von Biokraftstoffpflanzen gefunden wird, die größer als ein Drittel der derzeit landwirtschaftlich genutzten Fläche in Europa ist. "Diese Untersuchung zeigt, dass der Anbau von Biokraftstoffpflanzen nicht der beste Weg ist, um Kohlendioxidemissionen zu senken", erklärte einer der Mitverfasser der Studie, Dominick Spracklen von der Universität Leeds. "In der Tat könnte dieser Weg in anderen Teilen der Welt zu völlig konträren Folgen führen. Die Menge an Kohlenstoff, die bei der Rodung von Wäldern für den Anbau der Biokraftstoffpflanzen freigesetzt wird, ist wesentlich höher als die Kohlenstoffmenge, die die zur Herstellung von Biokraftstoff angebauten Pflanzen beim Wachsen innerhalb von 30 Jahren absorbieren." In dieser Studie werden zum ersten Mal die Auswirkungen von Kohlenstoffemissionen durch Biokraftstoffe im Laufe des gesamten Anbau-, Extraktions- und Umwandlungszyklus berechnet. Die Forscher haben auch die Menge der Kohlendioxidemissionen, die aufgrund der Nutzung von Biokraftstoffen eingespart, also nicht in die Atmosphäre freigesetzt würde, mit der Menge verglichen, die durch eine langsamere Entwaldung und die Wiederaufforstung über 30 Jahre absorbiert würde. Der Studie zufolge bietet die Wiederaufforstung weitere ökologische Vorteile, zum Beispiel verhindert sie Desertifikation und trägt zur regionalen Klimaregulierung bei. Daher empfehlen die Wissenschaftler, bestehende Wälder und Savannen zu erhalten, Wälder wieder aufzuforsten und Grasland zurückzugewinnen - das sei eine effektivere Methode zur Rettung des Planeten. "Sowohl in der EU als auch in den USA werden derzeit Biokraftstoffe als Mittel zur Senkung der Kohlendioxidemissionen stark gefördert. Was wir hier tun, hat globale Auswirkungen. Auch wenn zum Beispiel in Europa Biokraftstoffe sinnvoll erscheinen, so haben sie doch einen gegenteiligen Effekt, wenn man den Rest der Welt mit in Betracht zieht", so Dr. Spracklen.
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